Jürgen Berndt-Lüders

Hühnersuppe über alles...

Endlich gibt es ein für jeden erschwingliches Universal-Heilmittel

 

Hühnersuppe ist in aller Munde. Und in aller Mägen, denn keiner spuckt sie wieder aus. Hühnersuppe heilt nahezu jede Krankheit. Und sie beugt vor. Statt Kondom einen Schluck heiße Hühnersuppe im Mund schützt vor Ansteckung. Schon, weil du mit der heißen Suppe im Mund keine Lust hast.

 

Der Erfolg der Hühnersuppe wirkt sich auf Ärzte und Pharmaindustrie verheerend aus. Derzeit protestieren die Ärzte gegen die Gesundheitsreform. Man befürchtet, die Praxen in nächster  Zeit schließen und stattdessen Hühnerfarmen einrichten zu müssen. So mancher Pharmavertreter wirft sich in die Hühnerbrust und erwartet Leistungen aus dem Konjunkturpaket.

 

Auch unter den Hühnern hat sich der Wert ihres Fleisches herum gesprochen und anfänglich einen noch nie gespürten Stolz bei Hühnern ausgelöst. Erst, als die Grillhähnchen daran erinnerten, dass sie anfangs ebenso stolz über ihre Bräunung beim Grillen gewesen seien, gackerte alles durcheinander.

 

Eine Konferenz der Hühner in  53639 Hühnerberg (bei Königswinter) fasste den Beschluss, wenigstens den Gebeinen ihrer in der Schlacht gegen menschliche Krankheiten verblichenen Kameraden eine würdige Ruhestätte zu garantieren. Man beauftrage einen Gockel, in 36088 Hünfeld ein Hünengrab aus der Jungsteinzeit zu erwerben. Eine besonders alte Legehenne wies mit Recht darauf hin, dass weder Hünfeld noch Hünengräber etwas mit Hühnern zu tun hätten.

 

Man schlug stattdessen vor, sich gemeinsam den Film „die wilden Hühner“ anzusehen. Mit dem Ziel, das Ende in der Suppe auf wilde Arten zu verlagern. Der Film bot aber keinerlei Alternativen zu der jetzt vorherrschenden Praxis.

 

Weil selbst blinde Hühner auch mal ein Korn finden, beschloss man zum Ostersonntag, von der Bundesregierung  ein besonderes Entgegenkommen zu fordern. Man sei schließlich zu einer breit angelegten Symbiose mit dem Menschen bereit, und zur Not sei man sogar bereit, die für Ostern bestimmten Eier gleich in kochendes Farbwasser zu legen oder zeitlebens Karotten und Sellerie, und sogar Lauch zu fressen, um die Zutaten für die Hühnersuppe gleich mit zu liefern.

 

Man nahm allen Mut zusammen: Man wolle die Nationalhymne stellen, lautete der kühne Beschluss..

 

Zur Sprache kam ein Lied, von Ulrich Roski und Schobert & Black gesungen. Es trug den Titel „Dummer Huhn, was nun.“

 

Eine gute Idee aber der Text wurde letztlich abgelehnt, weil das Lied mit „Eines Morgens in der Frühe erwachst du in der Brühe“ endet, was man mehrheitlich für pietätlos hielt.

 

Auch das von den Comedian Harmonists gesungene Lied „Ein Huhn, ein Huhn, das hat nicht viel zu tun“ kam letztlich nicht in Frage, weil es schließlich genügend Aktivität sei, sein Leben für die menschliche Gesundheit zu opfern.

 

Die Wahl fiel auf die Idee, die bestehende Nationalhymne umzudichten. Folgender Text entstand:

 

Hühnersuppe über alles,
über alles in der Welt,
Sie hilft gut im Fall des Falles
und sie kostet nicht viel Geld.

Hühnersuppe,

von der Pute,

Hühnerfüße

Hühnerstall,

sind der Hühner Attribute,

sind der Hühner erste Wahl.

 

Der Vorschlag wurde von der Bundesregierung abgelehnt. Begründung: Die jetzige Fassung begänne auch heute schon mit einem Hühnerprodukt.

 

 Einigkeit und Recht und Freiheit...“

 

 

 

 

 

 

 

 

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