Eduard Beckmann

Zwang

„Was hast du zu ihnen gesagt?“ fragte Ellen ihren Begleiter als er wieder ins Auto einstieg. Sie standen auf dem Parkplatz des großen Kinos, der zu dieser Zeit sehr überfüllt war. Die einzig freie Lücke wurde blockiert durch ein wartendes Auto, dessen Fahrer er eben freundlich gebeten hatte ein Stück zurückzusetzen. Sie erwartete etwas Spektakuläres. Er kannte die Situation, die jedesmal wieder einem Test glich. Trotzdem musste er nicht mehr lügen. Musste sich keine Geschichten ausdenken, die ihn unglaubwürdig machten. „Ich habe sie gebeten ein wenig Platz zu machen“, antwortete er. Sie nickte. Das Auto wurde abgestellt, das Kino war überfüllt. Jeden Dienstag gab es die Karten günstiger.
Sie stellten sich an, an die Schlange des von ihr gewünschten Filmes, er hatte eigentlich keine Lust, zwei Stunden neben ihr zu sitzen, einen Film ihres Geschmackes anzusehen und eben dieser Test Situation gerecht werden zu müssen. Er würde versuchen Interesse vorzutäuschen, er konnte gar nicht anders. Sonst wäre er in diesem Augenblick nicht an diesem Ort. Er verspürte ein Gefühl des Ekels und der Angst, als er wartend neben ihr in der Schlange stand und die Leute beobachtete. Die Emotionen derer die ihn umringten konnte er erahnen aber nicht teilen. Er blickte sie an und hatte augenblicklich das Gefühl, das sie nur seinetwegen hier war, um ihm einen Gefallen zu tun. Sie blickte angestrengt wartend um sich, der Blick eher suchend und nervös.
Es gab keine Karten mehr für den Film, jedenfalls nicht für zwei benachbarte Plätze.
Ohne ein Gefühl der Erleichterung, ging er neben ihr zum Auto. Sie stiegen ein, sie fuhr ihn nach Hause, er legte sich hin und dachte an den Tod.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.12.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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