Sabine Dobbeck

Die Frage nach dem Glück


Am Ostermontag war ich nachmittags bei meiner Freundin Inka zum Kaffeeklatsch eingeladen. Es gab Latte Macchiato und selbstgebackenen Käsekuchen mit Sauerkirschen. Nicht gerade die klassische Frühjahrsdiät, ich weiß – aber wenn ich neben meinem Mann noch eine zweite Leidenschaft habe, dann ist es die für frischen, hausgemachten Käsekuchen.

Wie das unter Mädels - ganz egal, wie alt sie sind - so üblich ist, klatschten und tratschten wir über Gott und die Welt. Weder Heidi Klum noch die Teilnehmer von 'Let´s Dance' oder die lieben Nachbarn blieben verschont. Später dann, bei einem Glas Prosecco, fragte mich Inka unerwartet: „Sag mal, Biene, bist du zufrieden und glücklich? Aber bitte ehrlich antworten!“ Ich musste nachdenken, auf diese Frage war ich nicht gefasst. Nach kurzem Überlegen erwiderte ich: „Ja und nein.“ „Wie meinst du das?“, hakte sie nach. „Also, für mich ist Zufriedenheit eher etwas Grundsätzliches; mein Leben zu lieben, so wie es ist, weil es kaum besser sein könnte und alles andere undankbar wäre. In dem Sinn kann ich von mir sagen, dass ich zufrieden bin. Andererseits sehe ich Glücklichsein nicht als immerwährenden Zustand. Das wäre auf die Dauer wohl auch ganz schön langweilig. Es setzt sich zusammen aus vielen kleinen Momenten, die man jeden Tag pflückt: Jetzt im Frühling das erste zarte Grün, morgens mit Vogelzwitschern geweckt zu werden – und dass ich meine Traumsandaletten, die es normalerweise nur für zierliche Geishafüßchen gibt, in meiner Größe bekommen habe!“

„Was ist, wenn dein Mann dir zwar bei der Hausarbeit hilft, aber beim Treppenwischen mal wieder nur runde Ecken putzt?“ holte Inka mich unsanft aus meinen philosophischen Betrachtungen. „Hmm… na ja, damit wäre ich vielleicht nicht ganz zufrieden -  aber trotzdem glücklich, dass er überhaupt etwas tut!“
„Und was würde dich gerade in diesem Augenblick glücklich machen?“, wollte meine Freundin wissen.
„Wenn du mich so fragst: Noch ein Kaffee und ein schönes Stück von deinem köstlichen Käsekuchen!“ 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.04.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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