Ingrid Grote

Die Frauen von Kampodia

 

Dieser Roman ist der Vorgänger zu "Holidays in Kampodia". Er spielt im 19. Jahrhundert (1838), und man glaubt nicht, wie weit das von heute weg ist, zumindest in medizinischer Hinsicht...


Morgan - im Frühling des Jahres 1838


Die frühe Maisonne schien heiß auf Morgan herab, sie reckte sich hoch und wandte der Sonne ihr Gesicht entgegen, genoss die Strahlen und hätte fast angefangen zu schnurren wie eine der Stallkatzen.

Die entsetzliche Kälte war wohl erst einmal vorbei – und damit auch die Zeit der kratzenden langen Unterhosen, die aus Wolle gestrickt waren und unter dem üppigen Rock getragen wurden.

Morgan, Baronin von Kampe seufzte tief auf. In England war das Wetter allgemein milder gewesen, Schnee gab es dort nur selten. Doch hier im Bergland der Weser herrschte ein raueres Klima, die Sommer waren zwar kühl und manchmal so regenreich wie die in England, aber die Winter hier... Wieder seufzte die Baronin auf, und sie musste an den letzten Winter denken, der wie gewohnt hart und schneereich gewesen war.
Ihr taten die armen Leute leid, die immer mit dem Brennholz knapsen mussten. Sie selber war ja privilegiert, sie konnte Holz im Walde schlagen lassen und es in den drei Öfen des Herrenhauses verbrennen lassen, aber die Armen im Dorf mussten mühsam Holz sammeln und durften keinen Baum im Wald fällen. Und natürlich auch kein Wild schießen und keinen Fisch in den Bächen fangen, alle diese Vorrechte gehörten dem Rittergut. Doch Morgan tat, was sie konnte, im Herbst verteilte sie an die Tagelöhner des Dorfes große Mengen an Brennholz, und ab und zu fielen auch ein paar Hirsche und Wildschweine ab, vor allem zu Weihnachten. Morgan selber lebte eigentlich recht bescheiden, die Öfen wurden mäßig geheizt, das hatte zur Folge, dass es zwar nicht wirklich kalt im Herrenhaus war, aber richtig schön warm wurde es nie. Man versuchte, das Haus abzudichten. Die hölzernen Fensterläden verschloss man von außen. Innen hingen schwere, üppige Portieren vor Fenstern und Außenwänden, denn durch die dünnen Glasscheiben und durch das Mauerwerk drang die Kälte fast ungehindert ein, dicke Teppiche wurden vor an die Türzargen genagelt, damit beim Öffnen der Türen die Wärme nicht hinaus auf den Flur gelangen konnte und dort sinnlos verpuffte.
Natürlich wurde durch es diese Maßnahmen noch finsterer im Haus, als der kurze Wintertag es ohnehin schon zuließ. Auch die vielen Öllampen, die an den Wänden hingen, konnten den Tag, geschweige denn die Nacht kaum erhellen. Man nannte sie nicht umsonst Tranfunzeln, obwohl sie gar nicht mehr mit Waltran gespeist wurden, sondern mittlerweile nur noch mit Rapsöl. Die Kienspäne brachten nur kurzfristig Helligkeit, sie verußten schnell Wände und Decken und verursachten leicht Brände, wenn knisternde Funken von ihnen auf die Teppiche fielen, also benutzte man sie nur, um die Öllampen anzuzünden.
Und das Lesevergnügen, welches Morgan sich manchmal gönnte, dauerte immer nur ein bis zwei Stunden – falls sie sich entschlossen hatte, die Fensterläden zu öffnen, und falls die Sonne sich entschlossen hatte zu scheinen...

Auch das Winteressen war sie leid, dauernd nur Kohl, Rüben und Kartoffeln, das alles mit eingepökeltem Schweinespeck... Auch gab es des öfteren Salzheringe, sie ließ sich immer ein Fass davon für den Winter kommen. Eingelegt in Buttermilch schmeckten sie gar nicht übel... Gut, sie sollte nicht klagen, viele andere wären froh, wenn sie so etwas zu essen hätten, trotzdem fand sie es im Sommer angenehmer mit den Kräutern aus dem Gutsgarten, dem Gemüse und vor allem dem Obst. Schade, dass man diese Mengen an Obst und Gemüse nicht aufessen konnte, aber sie arbeitete an einem Verfahren, um Obst, Gemüse und auch frisches Fleisch zu konservieren, und das geschah auf eine abenteuerliche Weise. Natürlich gab es schon Konservenbüchsen, aber die wurden nur für das Heer gemacht und nicht für den Privatverbrauch. Nein, sie versuchte es mit dem Einkochen. Ihr größtes Problem, nämlich die Keramikgefäße, in denen dies alles eingekocht wurde, dicht zu machen, hatte sie einigermaßen gelöst. Sie benutzte simplen Kitt dazu, auf den Rändern der Einmachgefäße verteilt, diente er dazu, sich eng mit dem Deckel zu verbinden. Und es gelang! Sie war so glücklich, als sie das erste Einmachgefäß nach einem halben Jahr öffnete und ihr kein furchtbarer Verwesungsgeruch entgegenschlug, sondern ein annehmbarer Duft nach Essbarem. Natürlich gelang es nicht immer, aber mittlerweile doch ziemlich oft. In nicht allzu ferner Zeit würde es sicherlich etwas Besseres zum Abdichten geben, das wusste sie, aber jetzt gab es eben nicht viel. Jetzt lebte man in einem toten Winkel der Zeit, einerseits fast noch im Mittelalter mit seinen furchtbaren Krankheiten und Seuchen, andererseits an der Schwelle der Zukunft. Nur hatte man diese Schwelle leider noch nicht erreicht.


Jedenfalls war der Winter entsetzlich gewesen! Weil sie die eiskalten klammen Laken ihres Bettes fürchtete, wickelte sie sich vor dem zu Bett gehen in dicke wollene Decken, ließ sich aus der Küche einen im Herd aufgeheizten Ziegelstein kommen – und schlüpfte dann vor Kälte zitternd unter die Federn. Dieses kalte Bett war viel zu groß für sie... Oh wie sie Frederic vermisste! Vor zwei Jahren war er nach einem Reitunfall gestorben, hatte sich wortwörtlich den Hals gebrochen. Natürlich hatte sie ihn gewarnt, doch er wollte nicht auf sie hören. „Hör auf mit deinen Spökenkiekereien“, hatte er gesagt. „Ich will wie ein Mann sterben und nicht wie ein hinfälliger Tattergreis!“

Sie hatte ihm nie von ihrer Gabe erzählt, oder sollte sie besser sagen von ihrem Fluch? Sie wollte ihn nicht damit belasten, und vor allem wollte sie, dass er sie als eine normale Frau sah.

Und ja, er war wie ein Mann gestorben, er war der männlichste Mann gewesen, den sie je gekannt hatte. Sie vermisste ihn, nicht nur als Wärmespender in den kalten Winternächten, in denen ihre Körper sich aneinanderschmiegten, sie vermisste alles an ihm. Ihre Unterhaltungen, ihre leidenschaftlichen Nächte...

Gut, der Winter schien gebrochen zu sein, aber der Frühling fühlte sich fast noch schlimmer an. Aufsteigende Sehnsüchte, die sie nicht benennen konnte, überwältigten sie. Das Gefühl eines Verlustes, eine Traurigkeit, in die sich Bitternis mengte.

War das schon alles? Aber sie fühlte sich doch noch jung, mit fünfundvierzig Jahren war sie zwar in dieser Gesellschaft alt, aber nicht im Herzen. Nonsense, dachte sie auf englisch, immer wenn das Leben ihr entglitt, dachte sie in ihrer Muttersprache, obwohl sie mittlerweile schon in deutsch träumte und manchmal sogar in plattdeutsch. Nonsense! Wen kümmert schon das Herz? Es gibt für mich nur die Pflicht, und die wiegt schwer. Ich könnte mich natürlich noch einmal vermählen – aber mit wem? So einen wie Frederic gibt es kein zweites Mal, einen alten Knacker will ich nicht – und einen jungen hübschen brauche ich nicht, dafür bin ich wirklich zu alt. So what, altes Meeken, freu dich deines Lebens! Du hast zwei Söhne, die so total verschieden sind. Du liebst sie sehr, und du musst für sie das Gut erhalten. Frederic hat dir die Verantwortung dafür hinterlassen. Lieber Frederic, du wusstest schon, dass ich es kann, yes? Und vor allem, dass ich es auch tue...

So viele vernünftige Gedanken, dennoch brodelte es in ihr. Morgan fing an hysterisch zu lachen, sie konnte diese seltsamen Frühlingsgefühle einfach nicht unterdrücken. Sie fuhr sich nervös durch ihr Haar, sie kniff die Augen zusammen, sie runzelte ihre Stirn, sie fühlte sich vollkommen out of control. Sie musste hier heraus! Musste in die freie Natur, musste Luft atmen, musste spüren, dass sie noch lebte und nicht nur der Verwalter ihrer Söhne war.

Sie nahm sich nicht die Zeit, ihr Reitgewand anzuziehen, sondern ging direkt zu den Stallungen, ließ sich ihr Pferd satteln und ritt ungestüm und mit vermutlich hochgeschürztem Rock in den Wald.

Es war ihr egal, ob jemand sie sah, sie stürmte wie eine Windsbraut dahin, spürte den massigen Körper des Pferdes zwischen ihren Schenkeln, doch nichts schien ihre Gefühle betäuben oder gar besänftigen zu können.

Nach einem wilden Ritt hielt sie auf einer Lichtung an, sie sah so wunderbar friedlich aus. In der Nähe rauschte ein Bächlein, und die starke Frühlingssonne schien wärmend auf Morgan herab. Sie stieg vom Pferd und ließ sich auf das frische Gras fallen, sie schloss die Augen und versuchte nur zu spüren, die Wärme der Sonne zu spüren, das Rauschen der Bäume, das Murmeln des Bächleins und das Singen der Vögel, sie versuchte zur Ruhe zu kommen. Versuchte, glücklich zu sein, denn sie hatte doch allen Grund dazu...

Dennoch brodelte es weiter in ihr, und ihr Körper wand sich hin und her, als ob er unter Schmerzen litte. Sie fing an zu schluchzen, sie konnte es nicht unterdrücken.
Ein Schatten fiel durch ihre verschlossenen Augen, und sie schaute auf. Jemand neigte sich über sie, aber sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, weil die Sonne just hinter ihm stand und sie blendete.

„Frau Baronin...“ Eine sehr männliche Stimme, sie klang angenehm, und sie kam ihr bekannt vor. Der Mann reichte ihr seine Hand, sie ergriff sie und zog sich langsam daran empor, bis sie ihn schließlich durch ihre Tränen hindurch richtig sehen konnte.

Es war der Karl Heuer, der schönste junge Kerl im Dorf, aber er schien sich nicht viel darauf einzubilden, ganz im Gegenteil, er machte immer einen ziemlich unbeteiligten Eindruck, als ob ihm alles egal wäre. Aber in diesem Augenblicke wirkte er verlegen und sah sie unsicher an.

Morgan fühlte die Wärme, die von seiner Hand ausging, und sie erschauerte. Es fühlte sich so gut an! Sie wollte sich daran erwärmen, ihr ganzer Körper war kühl und wollte sich an diesem Mann wärmen.

Sie ließ seine Hand nicht los, sondern fing an sie zu streicheln. Atemlos blickte sie in seine grauen Augen, und er starrte zurück.

Bis sie schließlich aufstöhnte und ihn an sich zog und mit ihm zurücksank auf den weichen Wiesenboden...

 

~*~*~~*~*~~*~*~



Karl
 
(Karl ist einzige Kerl, dem in diesem Roman ein Profil gewährt wird.)

 

Er wurde wach – und fasste sich sofort stöhnend an den Kopf. Dieser pochte höllisch, und das Pochen hörte einfach nicht auf.
Erinnerungen wurden geweckt, Gedanken formten sich mühsam, hämmerten qualvoll auf ihn ein, und diese hatten allesamt nichts mit diesem Kopfschmerz zu tun, sondern nur mit einer bestimmten Person.
Bis er sich schließlich zusammenriss und krampfhaft versuchte, den dummen Kopf ein wenig zu bewegen.
Wieder stöhnte er auf. Es war einfach zu schlimm, und er hasste sich dafür. Warum tat er seinem Kopf so etwas an? Er wusste es natürlich, aber er wollte im Moment nicht darüber nachdenken, denn das hätte sein Elend noch vergrößert.
Das Saufen war schlimm, aber die Realität zu ertragen war noch viel schlimmer, da nahm er das bisschen Kopfweh doch gerne in Kauf.
Er blickte sich um und erkannte, verflucht, sogar seine Augen taten ihm weh, dass er in seiner Werkstatt lag, und zwar mitten in einem Wust von Beilen, Sägen, Holzstücken und Sägemehl. Alles schmiegte sich unangenehm an seinen Körper, und das Sägemehl verursachte einen heftigen Niesreiz bei ihm, den er mit letzter Kraft und mit tränenden Augen unterdrücken konnte. Außerdem bemerkte er eine Wunde an seiner Hand, und sein Hemdsärmel hatte dunkelrote Flecken. Von Blut? Wahrscheinlich ein Überbleibsel seiner Raufereien, die in letzter Zeit sehr zugenommen hatten.
Völlig apathisch lag er in dem Sammelsurium von Geräten, das Beil rammte sich hart in seinen Rücken, und das Sägemehl reizte weiter seine Nase... Warum zum Teufel hatte der Lehrling die Werkstatt so hinterlassen, so unaufgeräumt, voll mit Sägespänen und anderem Unrat? Und wo zum Donnerwetter noch mal trieben sich die Gesellen herum?
Schlagartig und schmerzhaft kam ihm die Antwort in den Sinn, nein in den Kopf, oh tat der weh! Wieder stöhnte er auf, dennoch riss er sich zusammen, der Lehrling also, warum hatte er die Werkstatt nicht gefegt? Und warum ließ sich keiner der Gesellen blicken?
Weil der Meister kein gutes Vorbild war. Weil der Meister seit Wochen nur noch herum soff. Weil der Meister seine Arbeit vernachlässigte. Weil der Meister an einer Frau hing, die fast seine Mutter sein könnte...
Aber sie war nicht seine Mutter. Er hatte sie als Kind schon schön gefunden und bewundert, und er konnte sich noch deutlich an den Tag erinnern, als der Baron sie hergebracht hatte als seine neue Frau. Sie stammte aus England, dort wo sie den gleichen Herrscher hatten wie hier.
Alle Dorfkinder folgten natürlich  der Kutsche, er natürlich auch mit seinen sieben Jahren, alle liefen johlend neben der Kutsche her, aus der die neue Herrin von Kampodia herabblickte auf sie. Es war ein guter Blick, sie schien freundlich zu sein und gütig. Und sie sah so schön und sanft aus.... Obwohl er damals noch ein Kind gewesen war, setzte sich in ihm sofort der Gedanke fest: Meine Mutter ist sicherlich so wie die Baronin gewesen, so sanft, so gütig, so schön...
Und tatsächlich erwies sich die junge Frau des alten Barons, er war wirklich alt im Vergleich zu ihr, als sehr freundlich. Sie grüßte jeden, wenn sie durch das Dorf ging oder ritt, sie kannte fast alle bei Namen und fragte sie nach ihren Sorgen. Sie half wo sie konnte, und obschon manche sie eine Hexe nannten, weil sie manchmal ungewöhnliche Heilmittel bei Krankheiten einsetzte, so hielt sie doch der Großteil der Dorfbewohner für einen Segen.
Und für ihn war sie ein Leitstern, der hoch am Himmel stand, unerreichbar für ihn, aber dennoch tröstlich, weil dieser Stern einfach nur da war.
Und dann an diesem bestimmten Tag, als er sie im Wald getroffen hatte und sie so furchtbar unglücklich aussah, da fand er sie wieder wunderschön....
Wieder griff er sich an den Kopf, und stöhnte auf vor Schmerz, natürlich ging es nicht, sie stand so weit über ihm. Er war ein Wurm dagegen, dennoch war sie so schön, ihr Körper so wunderbar, so hingebungsvoll und dennoch so verlangend, unersättlich...
Und trotzdem, die Begegnung im Wald, sie erschien ihm nicht billig, sie war mehr gewesen als nur bloßes körperliches Verlangen. Etwas war zwischen ihnen, es war nicht nur pure Lust. Oder bildete er sich das nur ein?
Was empfand sie wohl für ihn? Er richtete sich auf, mühsam versucht, seinen Kopf ja nicht zu bewegen, während er nachgrübelte.
Liebe... Handelte es sich etwa um Liebe? Bei ihm bestimmt, denn er hatte noch nie etwas Ähnliches erlebt. Seine Erfahrungen mit Frauen waren natürlich nicht sehr zahlreich gewesen, nie verspürte er den Drang, sich mit Huren zu vergnügen, die Franzosenkrankheit fand er zu abschreckend, und auch kaum einer seiner Freunde wollte riskieren, für einen Augenblick der Lust – die man außer mit hart verdientem Geld vielleicht auch noch mit der Krankheit bezahlen musste – am Körper dahin zu siechen und später elendig zu verrecken.
Fast alle jungen Maulhelden im Dorf waren noch unberührt, fast musste der Karl lächeln, aber dafür ging’s ihm zu schlecht. Gut, da waren zwei Erlebnisse mit Mägden, keine davon blieb fest in seiner Erinnerung. Doch nun hatte er wohl seine Lektion gelernt...
Und wieder roch er den Duft der Tannennadeln, hörte das Rascheln ihrer Kleider, fühlte die Zartheit ihrer Haut, sah ihre Nacktheit, küsste jeden Zoll davon, bis er schließlich hinweggerissen wurde von seiner Leidenschaft – und sie beide sich auf dem weichen Wiesenboden herumwälzten, begierig mehr voneinander zu erfahren, begierig sich zu vereinen.
Karl schüttelte den Kopf. Aua! Nein besser nicht schütteln... Er musste sie sprechen. Er musste erfahren, was sie für ihn empfand. Andererseits wollte er es gar nicht wissen, schreckte vor der Wahrheit zurück, wollte die Illusion solange als möglich bewahren. Blödsinn! Die ganze Sache war vollkommen absurd, und sie war schon zu Ende, bevor sie wirklich angefangen hatte.
Also es treiben wie bisher: Saufen, bis man im Dreck lag, mit den Kumpeln über die Dörfer ziehen, Schützenfeste aufmischen, wüste Prügeleien anfangen, sich selber als den stärksten Kerl beweisen.
Und sich danach bemitleiden...
Wieder stöhnte er auf. Er musste heraus aus diesem Teufelskreise, musste wieder anfangen, sein Leben zu leben. Musste wieder Freude an seinem Beruf bekommen. Die Tischlerei war doch wunderbar, das Gestalten von Holz, das Bauen von Möbeln, etwas zu erschaffen, das Holz in der Hand zu halten, es abzuwägen und zu prüfen, es zu erspüren – und ihm dann die Form zu geben, die es aus sich heraus verlangte. All diese Freude war ihm in der letzten Zeit abhanden gekommen, er vernachlässigte seine Werkstatt. Er unterrichtete den Lehrling nicht mehr. Seine Gesellen ließen sich anscheinend auch nicht mehr oft blicken. Kein Wunder, wenn der Meister nie da war. Früher hatte er sich viel drauf eingebildet, einer zu sein, der zwei Zünften angehörte, einmal als Tischler und dann noch als Böttcher, wobei das letztere sehr viel eintragreicher war, denn die Bierbrauerei hatte stark zugenommen, und dazu brauchte es Fässer. Auch für viele andere Dinge brauchte es nun Fässer.
Wenn er doch nur wieder Lust bekäme, diese Sachen zu verrichten... Es schien ihm, als wäre er in ein tiefes finsteres Loch gefallen, aus dem ihn niemand könnte befreien. Wenn er so weitermachte, würde sein Erbe, nämlich die Tischlerwerkstatt den Bach hinuntergehen. Er hatte sein Leben verloren, hatte dessen Freude und dessen Sinn verloren. Und das alles nur wegen ihr. Und dennoch gab er ihr nicht die Schuld dafür, er selber war es, er selber musste das wieder richten, musste sein Leben wieder in den Griff bekommen. Aber wie?
Ächzend machte er sich auf den Weg zur Tür, er wollte in sein Haus, das direkt neben der Tischlerei lag – wollte sich mal wieder bei seiner Grotmudder melden – und wurde prompt überfallen von seinem schlechten Gewissen. Die alte Frau führte ihm den Haushalt nach dem Tode seiner Eltern. Seine Mutter starb ja schon, als er ein kleiner Junge war, sie litt, so hatte der Bader ihm viel später gesagt, an der Schwindsucht.
Und ein paar Jahre später verließ ihn dann der Vater. Der Bader hatte keine Ahnung von seiner Krankheit, und deshalb machte er, Karl, sich auf zur Baronin, um deren Meinung darüber zu wissen. Die Baronin hatte sich bestimmt gewundert über den Halbwüchsigen, der heulend an ihrer Tür stand und sie um Hilfe bat.
Doch sie ging mit ihm und schaute seinen Vater an. Ihr Gesicht wirkte entrückt, als sie die Hand des Kranken hielt, es schien, als würde sie in eine andere Welt sehen. Karl beobachtete sie dabei fasziniert, doch dann musste er erkennen, dass ihr Gesicht sich verzehrte und sie anfing zu stöhnen. Kein gutes Zeichen, dachte er bei sich. Und er hatte Recht, es war kein gutes Zeichen.
Die Baronin seufzte tief auf und löste sanft ihre Hand von der seines Vaters. Dann erklärte sie ihm behutsam, dass es keine Hoffnung mehr für seinen Vater gäbe. Einzig allein Schmerzmittel wie das Laudanum würden ihm die letzte Reise erträglich machen.
Und dann ging sie, nicht ohne ihn bedauernd anzuschauen, er meinte sogar, Tränen in ihren Augen gesehen zu haben.
Die Schmerzmittel, die er sich darauf von dem durchreisenden Juden Jonathan Strauss beschaffte, halfen zuerst kaum, doch mit zunehmender Dosierung hatten sie schließlich genug Gift in sich, um den Kranken genügend zu betäuben. Er starb friedlich...
Karl erwachte aus seinen Erinnerungen. Und außerdem sollte er sich für seine Grotmudder ein paar Entschuldigungen ausdenken. Die alte Frau kam kaum noch mit dem Haushalt zurecht, halbblind wie sie war. Außerdem musste sie sich noch um die Felder kümmern, nein nicht selber dort arbeiten natürlich, sondern sie musste Tagelöhner anheuern, welche die Felder beackerten. Er liebte seine Oma, sie hatte ihn schließlich großgezogen – und jetzt hatte sie so unter ihm zu leiden...
Karl seufzte auf: Eigentlich musste eine Frau ins Haus, die nach dem Rechten sah und die Großmutter entlastete. Aber welche?
Letztens hatte einer seiner jungen Freunde ihm erzählt, dass die Eve–Marie nicht abgeneigt wäre, ihn zu nehmen. Die Eve–Marie war natürlich reich, hatte wirklich was im Kasten als einzige Erbin der Maladessin, welche Wirtin war vom Wagenrad. Aber er wollte sie nicht. Irgendetwas an ihr stieß ihn ab.
Kein Wunder, jede andere Frau als SIE war ihm zuwider. Keine war so wie sie... Wie sollte er jemals eine Frau für sich finden? Und sie dann auch noch lieben, wie es sich gehörte? Es schien vollkommen unmöglich zu sein.
Ein lautes Klopfen an der Türe unterbrach seine Gedankengänge. Einer seiner Kumpane begehrte Einlass, und der Karl ließ ihn freudig hinein. Es lenkte ihn von seinen Gedanken ab, denn noch war er nicht bereit etwas zu ändern, er konnte es einfach noch nicht...
„Das ist ja unser Held“, sein junger Kumpan sah ihn bewundernd an, bevor er sich in lobenden Tiraden erging: „Haha, die haben wir aber aufgemischt, die eingebildeten Schnösel von Helligenthal. Da haben die aber blöd geguckt...“
Der Karl fühlte sich ein wenig gebauchpinselt ob dieser Lobreden. Also hinaus aus der verkommenen Werkstatt und hinein ins Vergnügen.
Bier her in großen Bechern, bis der Schmerz kleiner wurde und sich schließlich nur noch im Draufhauen auf fremde Köpfe kundtat. Was für ein verdammter Kreislauf, schon jetzt ekelte es ihn vor dem nächsten Tag, wenn er erwachen würde.
Es musste etwas geschehen, er musste sich, wie der berühmte Baron von Münchhausen, selber an seinem eigenen Schopfe aus dem eigenen Sumpf ziehen.
Nur wann – und vor allem wie?

 

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Hanna
 
Hanna hatte den Markt im Nachbarort besucht, und nun war sie auf dem Weg heim zu ihrem kleinen Häusle. Eine schwere Schubkarre musste sie vor sich herschieben, sie nahm halt alle Arbeiten an, vor allem solche, die ihre ganze Kraft erforderten. Sie verrichtete alle nur denkbaren Transporte von einem Dorf ins andere, denn sie war kräftig, und außerdem musste sie für den Winter vorsorgen, wenn es nichts mehr auf den Feldern zu arbeiten gab und vielleicht auch weniger Schubkarrentransporte von einem Dorf ins andere.
Vielleicht hatte sie ja Glück im Winter und konnte für die Baronin Bettzeug oder gar Kleidungsstücke ausbessern. Wenn dieses flachfiel, könnte es enge werden. Allein das Holz zu sammeln, um über den Winter nicht zu erfrieren und um ein paar karge, aber warme Mahlzeiten zu bereiten, das war so anstrengend. Manchmal wusste sie nicht, wo sie anfangen sollte, und die wenigen Scheidemünzen, die sie angespart hatte, die würden über kurz oder lang weg sein. Aber sie war kräftig, und ihre Arbeit wurde geschätzt, egal ob auf den Feldern oder in irgendwelchen Hausstätten.
Und ihr Leben war so schön, sie könnte schier platzen vor Freude. Sie hatte ihr Häusle, und vor allem brauchte sie keinen Mann. Sie konnte alles selbst erarbeiten! Sie hätte sich fast vor Freude in das Gras neben der Straße geworfen, aber da stand noch Regenwasser drauf. Also ließ sie sich einfach auf ihre Fersen nieder und umschlang mit beiden Armen ihre Knie. Sie fühlte sich wie berauscht, und in diesem Augenblick hätte sie mit niemanden auf der Welt getauscht. Aber das würde sie auch sonst nicht tun, denn niemand konnte sich wohler in seiner Haut fühlen als die Hanna. Sie war so vollkommen eins mit sich selber, so bewusst ihrer Kraft und ihrer körperlichen Stärke, und vor allem war sie unabhängig, frei...
Sie erhob sich langsam, atmete tief durch und ging dann gelassen weiter, natürlich war die Schubkarre schwer, aber ihre gute Laune erleichterte die Last doch erheblich.
Sie erreichte ihren Heimatort Kampodia, Kampodia war ein großes Dorf, und so sah man Fachwerkgehöfte, in denen die Besitzer mit ihren Tieren unter einem Dach lebten – und neuere Häuser, in denen das Handwerk blühte. Sattler, Schuster, Schmiede, Stellmacher, Bäcker und Metzger, und fast in der Mitte des Dorfes, nein, eher ein wenig zur Rechten erhob sich das Herrenhaus derer von Kampes hinter dem Oberen Teich. Es war ein stattliches Gebäude, es maß sicherlich fünfundzwanzig Meter in der Länge, fünfzehn in der Breite, und es hatte drei Stockwerke. Zu seiner Seite standen die Stallungen mit den Pferden, den Rindern, den Schweinen und dem Federvieh. Im Augenblick sahen sie aber leer aus, die meisten ihrer Insassen befanden sich wohl auf den Sommerweiden, bis auf das Federvieh, das stolz über den riesigen Hof schritt.
Hanna musste eigentlich nicht dorthin, trotzdem schob sie die schwere Karre vor die Eingangstüre des Herrenhauses, natürlich war es ein Umweg, aber es könnte ja sein, dass die Baronin Arbeit für sie hatte. Sie brauchte jeden Gutegroschen, jeden Pfennig, um über den Winter zu kommen. Sie hätte liebend gerne einmal gewusst, wie wohl ein Silbertaler aussah, doch so einen würde sie wohl nie zu Gesichte bekommen. Doch das fand sie nicht schlimm, sie konnte jederzeit Arbeit kriegen. Warum sich Sorgen machen?
Hanna ließ die Schubkarre vor der großen dreiflügeligen Eingangstür des Herrenhauses stehen, ging die Stufen hinauf und bewegte tapfer den großen Türklopfer, der die Form eines Bärenkopfes hatte.
Bald darauf öffnete Lena ihr die Tür, Lena war zwar keine Freundin von ihr, aber sie waren zusammen zur Schule gegangen. Ihr Ursprung vereinte sie, denn sie kamen beide aus dem Unteren Dorf, dem Armenhaus von Kampodia. Die Lena war wirklich noch ärmer als sie, sie selber hatte immerhin ihr eigenes Häusle, auch wenn es noch so baufällig war, und sie hatte ihre Freiheit, sie fühlte sich frei wie ein Vogel, fühlte sich stark und mächtig, und sie würde nie als Magd arbeiten wie die Lena.
„Ist die Frau Baronin da?“, fragte sie die Lena.
„Sie ist da“, die Lena verzog bei diesen Worten ihr hübsches Gesicht und schaute zerstreut an ihr vorbei.
Hanna wunderte sich ein wenig. Was hatte die Lena denn? Sonst war sie doch immer so selbstsicher gewesen, aber in der letzten Zeit schien sie vollkommen verändert zu sein. Seltsam...
„Ich wollte nur fragen, ob irgendwas zum Ausbessern da ist“, sie schürzte ihre schönen, nicht zu vollen roten Lippen. „Ich will mich natürlich nicht aufdrängen...“ Nein, aufdrängen wollte sie sich wirklich nicht, und wenn die Baronin sie nicht sehen wollte, gut, dann würde sie sofort wieder gehen, sie wollte keinem zur Last fallen.
„Doch, sie ist da. Ich werde dich anmelden bei ihr.“ Mit diesen Worten ließ die Lena das Hannele stehen und verschwand im Herrenhaus.
Hanna wartete geduldig, ihr Rücken tat ein bisschen weh, und sie streckte sich in die Höhe. Das half, und der Schmerz ging vorbei.
Geistesabwesend betrachtete sie die Eingangstür zum Herrenhaus. Sie sah prächtig aus mit ihren Messingbeschlägen und dem dunklen Holz, an ihr vorbei konnte man in den großen Saal sehen, dort hatten früher wunderbare Bälle stattgefunden, als der Baron noch lebte, und Hanna neigte sich vor, um ein paar Einzelheiten zu erkennen. Sie konnte einen riesigen Kristalllüster sehen, der an der Decke hing, ansonsten waren alle Möbel mit weißem Stoff zugedeckt, kein Wunder, sie hatte gehört, dass die Baronin nur noch den ersten Stock bewohnte, und das leuchtete ihr ein. Der erste Stock war bestimmt immer noch groß genug...
 
„Hannele, das ist aber eine Freude, dich zu sehen!“ Die Baronin war gerade an die Tür getreten.
Hanna lachte. Sie mochte die Baronin sehr, obwohl sie natürlich weit über ihr stand, dennoch hatte diese große Dame ein so natürliches Wesen, und sie war auch sehr schön.
„Ich wollte die Frau Baronin nur fragen, ob sie etwas für mich zu nähen hat“, sagte sie und fuhr dann locker fort: „Nicht, dass ich es nötig hätte...“
„Aber ICH habe es nötig“, die Baronin lächelte sie an, und mit diesem Lächeln sah sie noch schöner und gütiger aus. „Liebe Hanna, du bist wirklich die geschickteste Näherin, die ich kenne, manchmal glaube ich sogar, der Schnieder künnt sich noch eine Scheibe davon abschnieden...“
Die Hanna senkte bescheiden den Kopf. Natürlich hatte sie immer schon davon geträumt, eine Schneiderin zu sein, doch das war vollkommen unmöglich.
Die Baronin schaute mitleidig herab auf das hübsche Mädchen, das auf der unteren Stufe der Treppe stand, es tat ihr in der Seele weh, denn sie hatte sich immer eine Tochter gewünscht, so hübsch, so talentiert und vor allem so gut... Ihre eigene Tochter war kurz nach der Geburt gestorben, und danach kam kein Kind mehr. Sie hatte sich mit ihren Söhnen getröstet, sich dennoch immer vorgestellt, wie ihr kleines Mädchen wohl gewesen wäre, hätte es die Möglichkeit gehabt, zu überleben. Und immer war ihr dabei die Hanna in den Sinn gekommen.
Doch dieses arme Kind hatte nicht viele Möglichkeiten, seine Träume zu verwirklichen. Nicht hier im Königreich Hannover mit seinen wechselnden Verfassungen, mal waren diese ein bisschen liberaler zu Gunsten der kleinen Leute, aber jetzt... Sie schüttelte unwillig den Kopf. Warum geschah so etwas? Dieser... Verbrecher hätte nie König werden dürfen. Andererseits hatte Großbritannien noch Glück gehabt, denn er war nur König in Hannover und nicht dort...
Sie fasste sich und sagte: „Komm doch herein, Hanna, ich habe da etwas für dich.“
Die Hanna folgte der Baronin verlegen ins Haus. Sie kannte den Herrensitz zwar schon, dennoch war sie immer wieder erstaunt, wenn sie die große gewundene Treppe sah, die in die oberen Stockwerke führte.
So eine Pracht! Und diese wunderschönen Ahnenbilder, die zu beiden Seiten des Treppenaufgangs hingen. Sie sahen streng aus, diese Leute, aber auch heiter und manchmal sogar leichtfertig. Sie erkannte Frederic, den verstorbenen Gemahl der Baronin, er sah gut aus mit seinem kurz geschorenen Haar und seinem markanten Gesicht. Auch ein Portrait der jetzigen Herrin hing dort. Die Baronin trug ein glänzendes graues, üppig gerüschtes Kleid mit hellblauen Stickereien, ihr blondes Haar war zu vielen kleinen Zöpfen geflochten, die sich in einer prächtigen Frisur zusammenfügten. Sie sah wunderschön aus, und auch jetzt wirkte sie nicht viel älter, obwohl seitdem viele Jahre vergangen sein mussten.
Versonnen ging Hanna hinter der Baronin her, bis sie schließlich den ersten Stock erreichten. Ein langer Korridor erstreckte sich vor ihr, links und rechts gingen Türen davon ab.
Die Baronin öffnete die letzte zur linken Seite, und sie traten ein in den Raum, der angefüllt war mit Kleidungsstücken, manche hingen an Bügeln auf Stangen, manche lagen auf stoffbezogenen Hockern, andere lagen wüst auf dem Boden, aber allen war anzusehen, dass sie aus ganz vorzüglichen Stoffen bestanden. Auch die eingewebten Muster waren wunderschön. Es gab leuchtende, dunkle Samtgewänder und welche aus zart glänzendem dicken Taft, alle unvorstellbar großzügig im Stoff geschnitten, wie sie feststellte. Da könnte man was daraus schneidern!
Doch am schönsten fand sie die dünnen Seidenkleider, die in allen nur erdenklichen Farbtönen schimmerten und wahrscheinlich aus fernen Ländern stammten.
„Das ist ja alles wunderbar“, sagte sie schließlich überwältigt.
„Ja, wirklich wunderbar“, die Baronin verzog das Gesicht, „aber auch furchtbar altmodisch.“
„Na und, man kann sie doch ändern...“
„Genau“, lächelte die Baronin, „und damit komme ich zu dir. Du bist doch so geschickt mit der Nadel, kannst du dir vorstellen, ein paar von diesen furchtbar altmodischen“, die Baron verzog wieder ihr schönes Gesicht, „Kleidern so umzuändern, dass sie hinterher ein bisschen aussehen wie up to date?“
Die Hanna schaute sie verständnislos an.
„Der Mode angepasst, wollte ich damit sagen.“
„Frau Baron, ich weiß nicht, wie die Mode im Augenblick ist, aber wenn Ihr mir dies sagt, werde ich es schon vermögen...“
„Es tut mir leid, mein Kind“, die Baronin schüttelte den Kopf, „ich bin wohl etwas zerstreut, natürlich kannst du nicht wissen, wie die Mode heutzutage ist. Wie auch? Aber ich habe da ein paar Journale parat...“
Sie verließen das Zimmer, und die Baronin ging mit der Hanna in einen anderen Raum, einen kleinen Salon, der sehr weiblich eingerichtet war. Bequeme Sessel standen dort mit niedrigen Tischen, die Klauenfüße hatten und glänzend rot lackiert waren. Hanna, die als Kind des Volkes einen praktischen Sinn hatte, fand diese kleinen Tischchen zwar schön, aber essen konnte man daran wohl nicht. Höchstens den richtigen Kaffee oder süßen Likör trinken...
Währenddessen unterhielten sich die beiden Frauen. „Hast du denn schon einen Freier, liebe Hanna?“, fragte die Baronin sie.
Die Hanna verneinte dies empört. Sie und ein Mann? Nein danke! Aber es gäbe da jemanden, der sie wohl zur Frau wollte. Aber er wäre ihr ekelhaft und sie bräuchte auch keinen Mann, sie könne alles selber verrichten.
„Sei dir mal nicht so sicher, mein Kind. Ohne Mann ist das Leben sehr unsicher. Wenn du aber den Richtigen findest, dann wird dein Leben vollkommen sein...“
Die Hanna schaute die Baronin misstrauisch von der Seite her an. Den Richtigen finden? Wo sollte der wohl herkommen, der musste erst noch gebacken werden. Nein, sie brauchte keinen Mann, sie war ohne einen viel besser dran.
Die Baronin fand schließlich das Modejournal und gab es der Hanna mit den Worten: „Schau es dir an, und wenn du denkst, du könntest so etwas nähen, dann gib mir Bescheid!“
Die Hanna sah flüchtig auf das Titelbild des Journals und erkannte eine wunderschön gemalte Frau in einem eleganten schwarzen Kleid.
Sie verabschiedete sich von der Baronin mit den Worten: „Ich hoffe, ich kann es, liebe Frau Baronin!“ Sie lief so schnell sie konnte die Treppe hinunter und hielt währenddessen das Journal eng an sich gepresst, als wäre es ein großer Schatz.
Ich schaffe das, dachte sie enthusiastisch – und wenn ich’s nicht schaffe, und wenn’s wirklich schlimm kommt, dann bleibt mir immer noch das Bürstenbinden in der kalten Jahreszeit...
Aber soweit wird’s bestimmt nicht kommen! Sie legte das Journal auf den Schubkarren, hob diesen mit Leichtigkeit auf, und fröhlich vor sich hinlachend verließ sie das Rittergut.
 

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Es ist Schicksal
 
Morgan, Baronin von Kampe hatte sich gerade mit einer Stickerei niedergesetzt, um sich ein wenig von ihren Sorgen abzulenken, und da waren viele Sorgen: Der Verwalter, den sie neu eingestellt hatte, lag krank danieder im Verwalterhäuschen. Sie hatte ihn einstellen müssen, weil sie es einfach nicht schaffte, diese ganzen bäuerlichen Prozeduren zur richtigen Zeit in Gang zu bringen – wann musste das Wintergetreide gesät werden, wann war der rechte Zeitpunkt für das Sommergetreide? Wann mussten die Kartoffeln gesetzt werden? Und wann geerntet? Wann musste das Korn gemäht werden, die Erbsen auf den Felder gepflückt, wann das Heu gemäht, um das Vieh im Winter damit zu füttern können, wann musste man alles unter Dach und Fach bringen, ohne dass es währenddessen auf den Feldern verfaulte?
Frederic hätte dies alles gewusst, der brauchte keinen Verwalter, er hatte es im Blut. Er war ein Bauer. Aber sie konnte das nicht, obwohl sie in mancherlei Hinsicht auch erfolgreich war, zum Beispiel in der Molkerei. Sie betreute die Rindviecher, ließ die Milch verkaufen, ließ Butter anfertigen und Buttermilch als Nebenprodukt, beschäftigte sich mit der Käseherstellung, wie auch immer, die Rindviecher waren ihr ans Herz gewachsen, und immer wenn eine Kuh in das Alter kam, in dem sie kaum noch Milch gab, dann bekam Morgan ein schlechtes Gewissen, wenn sie die arme Kuh schlachten ließ. Kaum jemand in Kampodia hatte jemals Kuhfleisch gegessen, und wenn es dann zwangsweise wegen Überalterung der Kühe auf den Tisch kam, dann war es so langfaserig und zäh, dass es kaum genießbar war... Dennoch wurde es gegessen und es wurde der Kuh gedacht. Eine schöne Sitte, jemandem zu gedenken, der gestorben war, um einen selber am Leben zu erhalten...
Morgans Blick fiel auf das neue Mädchen. Es handelte sich um eine blutjunge Frau, sie staubte gerade die Bilder auf dem Kamin ab, und dieses geschah sehr langsam. Zwischendurch nahm sie ein Bild nach dem anderen in die Hand und betrachtete es prüfend, während sich ein seltsamer Ausdruck auf ihr Gesicht legte. Etwas in ihren Gesichtszügen kam Morgan bekannt vor, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, wem dieses hübsche Ding wohl ähnelte. Das Mädchen war schon ein paar Tage im Herrenhaus, vorher hatte es in den Ställen als Magd gearbeitet, und jetzt war es zum Zimmermädchen aufgestiegen. Durch den Verwalter vielleicht?
Sie räusperte sich, und das Mädchen schreckte zusammen. Hastig stellte es das Bild weg, das sie gerade in der Hand hielt und fuhr mit dem Stauber darüber.
„Wie heißt du, mein Kind?“, fragte die Baronin. Morgan war von Natur aus neugierig, immer noch neugierig und das mit weit über vierzig Jahren. Eigentlich war sie schon eine Matrone, aber sie fühlte sich nicht so, sie war eben anders als die meisten hier, und dieses Kind weckte ihr Interesse. So jung, so hoffnungsvoll, so ehrgeizig, so zum Scheitern verurteilt... Kurz durchzog sie ein seltsames Gefühl. Sie sah die junge Frau mit einem Neugeborenen, sie schaute es nicht gerade erfreut an, nein, das war das falsche Wort, sie schaute es hasserfüllt an, doch dann verwandelte sich ihr Gesichtsausdruck...
„Ich heiße Lena Lakosta, Frau Baronin“, sagte das Mädchen gerade, es machte dabei einen sehr sicheren Eindruck. „Eigentlich kommt der Name von Helena, aber das ist für meinen Stand zu hochgeschraubt.“
Die Baronin lächelte, das Mädchen war nicht dumm, und es besaß einen gewissen Sarkasmus, den unbedarfte Gemüter wohl als unterwürfige Demut empfanden mochten. Aber ob ihm die Klugheit viel nützen würde? Die Dinge lagen eben so, wie sie lagen, und als Dienstmädchen hatte man kaum Aufstiegsmöglichkeiten, außer vielleicht den Kutscher zu heiraten, aber das war dann schon das Ende der Dinge. Es gab selten eine Vermischung der Stände: Der Adel – dazu zählte sich Morgan natürlich auch – ließ kaum eine Vermischung mit anderen Gesellschaftsformen zu, es sei denn mit reichen Industriellen, die in letzter Zeit stark zugenommen hatten. Der Lauf der Dinge eben, es handelte sich um Emporkömmlinge, welche die gesellschaftlichen Umgangsformen noch nicht beherrschten, aber sie stellten wohl die Zukunft dar.
„Bist du schon lange hier im Herrenhaus“, fragte sie die Lena.
Das Mädchen antwortete nach einer kurzen zögerlichen Pause: „Nicht sehr lange, Frau Baronin, vorher war ich in den Ställen, meine Mutter, die lange Zeit hier Dienstmädchen war, hatte für mich gesprochen.“
Morgan überlegte, und dann fiel es ihr ein. Genau, die Lakosta, sie war genauso alt wie sie selber, doch vor vielen Jahren hatte sie ihren Dienst quittiert, seitdem munkelte man im Dorf – Morgan hatte dies durch Zufall gehört – dass sie nur noch in ihrem armseligen Häusle lebte und dem Alkohol verfallen war. Seltsam, DIE hatte für ihre Tochter gesprochen, um sie hier als Stallmagd einzustellen? Nun gut, vermutlich hatte Frederic das arrangiert, er hatte sich immer so für seine Dienstboten verantwortlich gefühlt. Aber wieso war dieses hübsche Mädchen jetzt auf einmal ein Zimmermädchen im Herrenhaus? Sie sollte den Verwalter fragen. Doch der war seit längerer Zeit schon krank und konnte kaum noch seinen Aufgaben gerecht werden.
Morgan grübelte vor sich hin und vergaß das Mädchen. Das Gut lief schlecht, einen Kutscher konnte man sich nicht mehr leisten. Wofür auch, das altmodische Reisegespann verrostete in der Markise, denn sie gönnte sich kaum noch größere Ausflug. Ihre Söhne allerdings leisteten sich den Luxus eines Gigs, ein sehr sportliches Gefährt war das, leider brauchte man dazu auch sportliche Pferde, und mit diesen Pferden konnte man keinen Acker pflügen. Also mussten sie durchgefüttert werden, die Hannoveraner. Sie waren schon edel und die besten, die es gab, dennoch konnte man sie sich kaum leisten. Trotz der immer noch steuerlichen Privilegien des Adels waren die Ausgaben in den letzten Jahrzehnten höher als die Erträge gewesen. Und die Besatzung durch Napoleon hatte die Lage nicht besser gemacht. Andererseits waren sehr viele Reformen vom französischen Kaiser eingeführt worden, die Zünfte wurden aufgelöst, die Bürger bekamen mehr Mitspracherecht im Parlament, doch all diese Reformen waren nur halbherzig, es fehlte an Geld, um sie durchzusetzen, denn der Kaiser brauchte das Geld für seine Kriege. Und nach seiner Niederlage wurden die Gesetze sofort wieder geändert.
Sie dachte an ihren ältesten Sohn Thomas, den Erben vom Rittergut Kampodia. Er war nicht gerade ein begnadeter Geschäftsmann, und auch als Landwirt taugte er nicht viel. Er schrieb lieber Gedichte, war überaus sozial und liebte es, von Revolution und Demokratie zu faseln, er trieb sich im Dorf herum, um seine freiheitlichen Äußerungen jedermann kundzutun und um die Armen zu unterstützen... Ein Kindskopf war er, aber ein liebenswerter. Morgan musste lächeln, er war ihr so ähnlich, sie tat ja auch, was möglich war. Sie wollte, dass die Kinder im Dorf alle am Schulunterricht teilnehmen konnten, das war jetzt ihr Recht, doch dummerweise mussten ihre Eltern ein Schulgeld entrichten, und das war für die ärmeren Leute einfach unerschwinglich.
Das Schulgeld, das war überhaupt so eine Sache, der Eintreiber des Schulgelds war der Lehrer selber, denn er musste sich schließlich davon ernähren. Was also tun?
Morgan hatte die Sache vereinfacht: Der Lehrer, eigentlich war er nur ein simpler Schulmeister, durfte bei ihr im Herrenhaus wohnen, und zwar in einer Kammer im Dachgeschoss, das ersparte ihm die Miete für ein Zimmer. Und er konnte an ihrer Tafel mitessen, das war gar kein Problem, es gab so viele Mägde und Knechte dort... Natürlich musste er dafür im Gegenzug ALLE Kinder unterrichten, deren Eltern ein Interesse daran hatten.
Morgan seufzte auf, leider hatten nur die wenigsten Eltern Interesse daran. Ihre Sprösslinge mussten früh bei der Ernte helfen und auch im Haushalt, oder zumindest bei der Geschwisterbetreuung. Da blieb nicht viel Zeit übrig für die Schule, und dementsprechend geriet auch die Bildung dieser amen Kinder. Sie würden nie eine Chance haben, ihr Dasein verändern zu können...
Ach Thomas, mein geliebter Träumer... Wie wirst du deiner Rolle als Gutsbesitzer gerecht werden? Automatisch musste sie an ihren jüngeren Sohn denken. Archie... Ein gutaussehender Kerl, luxusverwöhnt wie er war, spielte er den Dandy, mit geschnürter Taille, engen Hosen und übertrieben hohen Hüten. Er interessierte sich kaum für Frauen, außer für solche, die er der Mode der Zeit folgend als schöne Tiere bezeichnete, oder als edle unverdorbene Wilde wie dieser Philosoph Rousseau. In Archibalds Fall handelte es sich bei diesen unverdorbenen Wilden um kräftige Dorfmaiden, die er bewunderte. Er trieb sich gerne auf den lokalen Schützenfesten herum und befand sich im Sog des übelsten Raufboldes von Kampodia, dem Tischlermeister Karl Heuer – bei dem Gedanken an den Karl erfasste eine plötzliche Hitze den Körper der Baronin, sie bezwang mühsam diese Hitze, es war vorbei, es musste vorbei sein, diese vollkommen unmögliche Affäre, dieser Nachmittag im Wald, als sie... Nein, sie bezwang den Gedanken daran, und sie versuchte ganz sachlich an den Karl zu denken.
Er war bestimmt kein schlechter Kerl, geschickt als Tischler und als Büttner, in beiden Zünften Meister, er war stark und vor allem gutaussehend. Sie seufzte auf – so gutaussehend, so wild, so männlich – bevor sie weiter nachdachte. Doch im Moment schien er ein wenig out of control zu sein, hoffentlich nicht wegen ihr. Hatte er sich gar in sie verliebt? Bitte nicht das! Aber eine andere Möglichkeit kam nicht in Betracht. Armer Karl, er tat ihr so leid. Er war trotz seiner über dreißig Jahre noch so jung, so unvorbereitet auf die Liebe, und sie trug Schuld daran, dass er sich in die Falsche verliebt hatte.
Dieser Zustand musste beendet werden, sie konnte es nicht zulassen, dass er sein Leben wegen ihr verschluderte. Wenn sie ihn doch ungeschehen machen könnte, diesen Nachmittag im Wald. Obwohl, sie hatte ihn genossen, sie fühlte sich so lebendig wie seit langem nicht mehr, ihre Einsamkeit vergessend, ihr Alter ignorierend.
Trotzdem war es falsch gewesen, sie musste sich mit ihm unterhalten, musste ihm klarmachen, dass alles ein Nichts gewesen war, dass sie ihn nicht liebte und dass er irgendwann... Ja was?
Ein Bild erschien in ihrem Kopf. Sie sah die Hanna, dieses stattliche schöne junge Mädchen mit den außergewöhnlichen Fähigkeiten und dem ausgeprägten Stolz. Diese junge Frau stopfte und nähte wie keine andere. Schade, dass sie dies nicht zum Beruf machen konnte, die Zünfte waren in derlei Sachen unerbittlich. Und dabei wäre es doch ein paar Meilensteine weiter möglich, das Herzogtum Braunschweig bewies sich als sehr viel toleranter als das verknöcherte Königreich Hannover. Sollte sie der Hanna die Möglichkeit geben, hinüberzuwandern? Vielleicht sogar ins Königreich Preußen? Doch wollte die Hanna überhaupt weg von hier? Wahrscheinlich nicht, sie war hier geboren, sie war verwachsen mit diesem Ort, sie hatte immer gut zu tun und war durch ihre Arbeitskraft und Zuverlässigkeit sehr beliebt bei den reichen Bauern und auch bei deren Frauen... War die Hanna etwa Karls Zukunft? Es sah so aus, und sie musste dies unterstützen, auch wenn es ihr weh tun würde...
Die Baronin seufzte auf, der älteste Sohn ein unrealistischer Dichter, der Lord Byron bewunderte und die Gleichheit aller Menschen predigte – der andere ein Rousseau-Anhänger, welcher die Kraft und den Edelmut des Wilden bewunderte. War da was dran? Der Mensch sollte im Grunde gut sein. War er das? Sie hatte keine Ahnung, aber es handelte sich hierbei wohl um die höchste philosophische Frage, und sie war nur eine Frau. Wenn auch eine etwas ungewöhnliche Frau...
Morgan lächelte und dachte weiter über ihre Söhne nach. Archibald... Was würde er tun, wenn er sich wirklich einmal in eine Dorfmaid verliebte? Antwort: Gar nichts würde er tun, er würde vielleicht ein bisschen leiden, aber seine Pfründe beeinträchtigen zu lassen, indem er unstandesgemäß und vor allem ein Mädchen ohne Mitgift heiratete, nein, niemals... Wieder musste Morgan lächeln. Wenn Archie der Erbe des Besitzes wäre, dann würde vielleicht noch etwas aus ihm werden können, vorausgesetzt, er heiratete eine reiche Frau, die sich so etwas wie ihn leisten konnte.
Wäre, könnte, würde, hätte... So viele Konjunktive! Und bei alledem handelte es sich nur um Gedankengespinste, Thomas würde bald der Herr des Rittergutes sein, das Erbrecht im Königreich Hannover überließ nur dem ältesten Sohn die Herrschaftsansprüche. Adelige Frauen durften in den seltensten Fällen erben, das unterschied das Königreich Hannover von ihrer Heimat England. Dort war einst eine Elisabeth Königin gewesen, und sie hatte das Goldene Zeitalter Englands eingeleitet. Aber hier im Herzen des Königreichs Hannover war die Zeit stehen wohl geblieben, mal mehr, mal weniger. Eher mehr, wie die letzen politische Ereignisse bewiesen hatten...
Morgan musste auflachen. Mal zog man die Schraube für die Untertanen richtig an, so geschehen um 1819. Nachdem ganz Europa Napoleon zum Teufel gejagt hatte, gab man dem Adel wieder die Rechte zurück, die er immer schon besessen hatte. Dann lockerte man die Schraube wieder ein bisschen, ein paar Bürgerrechte mehr, so geschehen mit der Verfassung von 1833. Der Adel musste ein wenig zurückstehen, mit Betonung auf ein wenig – dennoch war es eine Schraube, und in der Schraube befand sich festgeklemmt das gemeine Volk. Natürlich würde es nicht immer so weitergehen. Morgan wusste, dass in einer nicht fernen Zukunft überhaupt kein Adel mehr existieren würde. Sie wusste so einiges, sie war nämlich keine gewöhnliche Frau.
Verdammte Gabe, verdammter Fluch! Warum war sie nur damit geschlagen?
Sie gelangte in die Wirklichkeit zurück. In ein paar Wochen würde Thomas den Titel des Barons erben und das Rittergut übernehmen. Wie würde er damit umgehen? Würde er den Besitz der von Kampes langsam in den Ruin treiben, weil er ein schlechter Geschäftsmann war – oder würde er ihn sofort an die Armen verschenken? Nein, so schlimm würde es nicht kommen, er war ein von Kampe... Trotzdem fühlte Morgan sich unbehaglich. Sie wusste nicht warum. Sie liebte ihre Söhne und vertraute ihnen ganz und gar. Aber dennoch hatte ein seltsames Gefühl Besitz von ihr ergriffen, es grenzte fast schon an Entsetzen.

 

Die Baronin riss sich zusammen, sie schaute auf und blickte direkt in die Augen des Dienstmädchens.
Es beobachtete sie aufmerksam, und Morgan fühlte sich plötzlich peinlich berührt, sie wusste nicht warum. Die junge Frau war sehr hübsch, nein, man konnte sie als schön bezeichnen. Schwarze Locken hatten sich aus dem Band gelöst, das diese eigentlich zusammenhalten sollte und ringelten sich nun glänzend über ihre Schultern, die Lippen voll, die Augen ganz dunkel, fast schon schwarz, die Nase gerade und klein, die Haut sehr weiß und klar. Auch die Figur war ausgezeichnet, man konnte den Busen durch das Mieder gut erkennen, und sogar der weite wadenlange, mit vielen Unterröcken verstärkte Rock, den die Mädchen auf dem Land trugen, ließ die schönen Beine des Mädchens erahnen.
Doch wieder wurde es der Baronin seltsam zumute, wieder drängte sich das Neugeborene in ihren Kopf hinein, das ungeliebte Kind, doch es war nicht mehr bei seiner Mutter, sondern wurde betreut von einer Unbekannten, die es schlecht behandelte.
Morgan schüttelte unwillig den Kopf, sie wollte diese Visionen nicht, sie hatte darauf gehofft, dass sie irgendwann ausbleiben würden, so wie das Versiegen ihrer Weiblichkeit, doch sie waren beide immer noch da, Visionen sowie Weiblichkeit. Welch eine Vergeudung, sie war indeed immer noch fruchtbar! Aber wozu?
Ihre Weiblichkeit sollte sie einfach ignorieren, sie war schließlich mit ihren vierundvierzig Jahren eine alte Frau, so etwas wie Liebe und Kinder gab es nicht mehr für sie, so vernünftig musste sie sein, obwohl es ihr schwer fiel. Manchmal hatte sie nämlich sehr seltsame und auch wunderschöne Träume, und sie hatten allesamt mit einem gewissen jungen Kerl zu tun. Aber nein, das waren alles nur dumme Träume!
Doch ihre Visionen durfte sie nicht so ignorieren, wie sie ihre Weiblichkeit und die damit verbundenen Wünsche ignorierte. Vielleicht sollte sie ihre Gabe oder vielmehr den Fluch dazu nutzen, um den Fortbestand des Rittergutes zu garantieren. Frederic hätte es sich gewünscht. Oh Gott, sie hatte ihn so sehr geliebt, ihren sehr viel älteren Ehemann, Tränen stiegen ihr in die Augen. Mühsam versuchte sie ihre Gedanken wieder dem Mädchen zuzuwenden, aber vor ihren Augen verschwamm alles, und wieder hatte sie einen Tagtraum, diesmal war er klar und deutlich.
 
Sie blickte in eine Art Hotelzimmer, ja, es musste ein Hotelzimmer sein, diese unpersönliche Einrichtung, diese geschmacklosen Bildern an den Wänden. Gewisse Gegenstände, die es zu ihrer jetzigen Zeit noch nicht gab, deuteten auf die Zukunft hin: Eine Art Öllampe, die aber nicht flackerte und durch eine Schnur an der Wand befestigt war, ein seltsamer Kasten, der bewegte Bilder zeigte. Seltsam alles, aber nicht wichtig. Das Wichtige war das junge Mädchen, das neben einem nicht ganz so jungen Mann auf einem Bett saß. Der Mann machte einen betroffenen Eindruck, er schämte sich anscheinend, er hatte außer einem Tuch um die Hüften nichts an, seine Gestalt war ausgezeichnet, er sah überhaupt sehr gut aus mit seinem schwarzen, kurz geschnittenen Haar. Das Mädchen kam Morgan vertraut vor, sie fühlte instinktiv, dass es das gleiche Blut in sich trug wie sie selber. Es musste eine Nachfahrin von ihr sein in einer unbekannten, unverständlichen fernen Zeit.
 
Morgan fühlte, wie Schwindel und Übelkeit sie überkamen, es war immer das gleiche, immer wieder anstrengend, den Abgrund der Zeiten zu überbrücken, und es war schwer, nicht von diesem Abgrund verschlungen zu werden. Mühsam konzentrierte sie sich auf die Worte, die ihre Nachfahrin sagte. Oder die sie sagen würde in fernster Zukunft. Sie kämpfte mit ihrem Brechreiz, mit ihrer Übelkeit und bezwang sie schließlich tapfer, denn sie musste wissen, was passieren würde...
 
„Du bist so ein Kindskopf, Lakosta“, bei diesen Worten sah die junge Frau den Mann voll an, während er ihrem Blick auswich.
„Einfach so wegzulaufen...“ Ihre Stimme klang vorwurfsvoll. „Wer ist denn nun der Vernünftigere von uns beiden? ICH vermutlich, auch wenn DU älter bist.“
Regungslos starrte der Mann vor sich hin, man konnte aus seinem verständnislosen Gesichtsausdruck erkennen, dass er nicht wusste, was sie ihm sagen wollte.
„Übrigens bin ich nicht gekommen, um dir zu verzeihen“, sagte sie nach einer kleinen Weile und lächelte vor sich hin.
„Wie könntest du auch...“, murmelte er fast unhörbar.
Sie hatte es aber trotzdem gehört, und sie lächelte wieder. „Ich bin gekommen, damit du MIR verzeihst...“
„Was?“ Unglaube spiegelte sich in seinen Augen.
„Ach bitte Max! Ich kenne dich nun schon mein ganzes Leben lang. Na gut, fast mein ganzes Leben lang... Ich weiß, wozu du fähig bist, und ich weiß, wozu du nicht fähig bist. Der Max, den ich kenne, der liebt mich und wäre nicht fähig, mir irgendetwas anzutun.“
Bei diesen Worten erhob sie sich vom Bett, trat langsam an Max heran, beugte sich über ihn und fing an, zärtlich seine Brust zu streicheln, was ihn sichtlich durcheinander brachte.
„Hör’ auf, Andy“, sagte er schließlich stockend und versuchte, ihre Hände weg zuschieben, aber schließlich ließ er sich von ihr besiegen.

 
Morgan atmete tief durch, es war vorbei, sie riss sich zusammen, sie hatte genug gesehen und gehört, obwohl der Schluss bestimmt pikant war oder sein würde... Dieses Paar, es stellte eine Versöhnung dar zwischen zwei Familien, denn ihr war ein gewisser Name in Erinnerung geblieben, nämlich der Name Lakosta, es war der Name dieses Dienstmädchens. Die Lakostas lebten im Unteren Dorf, welches auch das Armenhaus von Kampodia genannt wurde.
Wieder überkam Morgan eine Welle der Übelkeit, Bitte nicht, dachte sie, aber diese Bitte war natürlich vergebens, die Visionen überkamen sie, wie sie gerade wollten, manchmal sah sie nur unverständliches Zeug, manchmal Gesprächsfetzen, die auf ein Ereignis hindeuteten, manchmal sah sie nur Bilder von Personen und Orten, diese Bilder bewegten sich so schnell, als würden sie das wirkliche Leben abbilden. Manchmal waren diese Bilder schrecklich, und Morgan fürchtete sich davor, dass sie wahr werden könnten. Mit aller Kraft versuchte sie dann, anders zu träumen, zu denken, Visionen umzuleiten, Wege zu erkennen und andere Möglichkeiten zu erahnen. Und wirklich gelang es ab und dann, sie hatte schon schlimme Unfälle verhindert, sogar Krankheiten behandelt, Zufällen den Garaus gemacht... Es gelang, selten zwar, aber es gelang. Nur war damit ein furchtbarer Kraftakt verbunden, und manchmal kostete dieser sie fast ihr Leben.
Denn in vielen Fällen war es sinnlos, gegen das Schicksal anzukämpfen, Frederics Tod hatte sie nicht verhindern können, das war Bestimmung – und es wäre auf jeden Fall geschehen... Oh lieber Frederic, Morgan schluchzte auf, warum konnte ich es nicht verhindern? Ich vermisse dich so sehr, ich brauche dich...
Die Welle der Übelkeit überschwemmte sie nun vollends, sie konnte nichts dagegen tun.
 
In ihrem Kopf tauchte die baufällige Hütte auf, in der diese Lena wohnte, und sie sah ihren Sohn Thomas, wie er sich mit der Lena unterhielt und wie sie ihm einen Holzlöffel mit Wasser reichte. Thomas lächelte sie an, er nahm den Löffel und führte ihn an seine Lippen, während die junge Frau besitzergreifend die Hand auf seinen Arm legte.
 
Sie legt die Hand auf ihn... Was denn, diese beiden? Was würde mit ihnen geschehen? Morgan bemühte sich, der Zukunft etwas abzuringen, doch die blieb grau und undurchdringlich. Sie konnte Thomas und Lena dort nicht zusammen sehen. Was war passiert, oder was würde passieren?
 
Doch plötzlich mitten in einem neuen Schwall von Übelkeit erschaute sie dann doch Thomas’ Gesicht. Es sah blaugrau und eingefallen aus. Es war doch nicht, nein, das konnte nicht sein, sie musste das verhindern. Aber wie? Thomas, mein Sohn. Bitte nicht, bitte geh’ nicht von mir, schluchzte es in ihr. Aber es war zu spät, es war schon geschehen. Oder es würde geschehen...
 
„In fernen Zeiten werden unsere Familien sich vereinen, mein liebes Kind, aber jetzt noch nicht. Jetzt ist es unmöglich...“, sagte die Baronin wie in Trance, während sie in sich den Schmerz fühlte, den pochenden bohrenden, immerwährenden und keinem anderen vergleichbaren Schmerz, ein Kind zu verlieren. Das durfte nicht sein. Das konnte sie nicht geschehen lassen. Sie versuchte sich fallen zu lassen in andere Visionen, sie spürte den Wegen nach, lief ihnen hinterher, verirrte sich in Unmöglichkeiten, kehrte zurück und fing von vorne an, endete vor hoch aufgerichteten Zäunen, welche unüberwindbar waren, oder vor steilen Schluchten, in denen es nur in die tödliche Tiefe ging, und sie kehrte zurück, um von vorne anzufangen. Links oder rechts, sie versuchte alle Wege, auch die kleinsten Pfade und Stege und Möglichkeiten, aber alle führten schließlich nur zu einem Ergebnis: Es würde geschehen, weil es geschehen würde.
In diesem Augenblick begann Morgan an Gott zu zweifeln, was war er denn auch? Ein alter Mann mit einem weißen Bart, aber vor allem ein Mann. Weiß ein Mann, wie eine Mutter sich fühlt? Nein, auf keinen Fall, auch wenn er der beste Mann auf der Welt wäre...
Doch obwohl sie seine Existenz verleugnete, dachte sie immer wieder hartnäckig: Alter Mann, nimm mir meinen Sohn nicht, nimm mir meinen Sohn nicht...
 
„Nimm mir meinen Sohn nicht...“ Morgan wachte auf aus ihrer Trance und bemerkte, dass die Lena sie anstarrte. Hatte sie ihre Worte gehört?
Unverständnis lag im Blick der Lena, und noch etwas anderes lag darin, Morgan spürte es. Die junge Frau hatte Furcht vor ihr. Damit konnte sie leben, aber sie musste verhindern, dass Thomas, ihr ältester Sohn und der Erbe des Kampodia-Ritterguts sich mit dieser Frau zusammentat.
Es würde in einer Katastrophe enden, so oder so. Es gab keinen Weg für die beiden, Thomas würde sterben, wenn er sich mit dieser Frau abgab, sie gar liebte... Nein, sie versuchte sich selber zu besänftigen, es war alles nur dummes Zeug. Blöde Träume, die nichts zu bedeuten hatten. Nichts war geschehen, und nichts davon würde je geschehen...
„Lass mich bitte alleine!“, stieß sie schließlich mühsam hervor.
Die junge Frau sah sie mit ihren tiefschwarzen Augen an, zögerte einen Augenblick, doch dann entschloss sie sich endlich, das Zimmer zu verlassen. Und Morgan fiel ein Stein vom Herzen, sie konnte wieder frei atmen. Nein, nichts war geschehen, und nichts davon würde jemals geschehen!
Morgan legte ihre Stickerei entschlossen zur Seite, es trieb sie hinaus ins Freie. Sie ließ sich ihr Lieblingspferd satteln, stieg vorsichtig auf, denn der Damensattel war furchtbar unhandlich, aber als sie dann endlich ihr Reitkleid züchtig um ihn herum angeordnet hatte, stürmte sie los. Zuerst an der Kirche vorbei, sie warf kurz einen Blick auf die Bresche in der Efeumauer, das war der Eingang zur Krypta, wo die von Kampes traditionell ihre Verstorbenen bestatteten, dann ging es durch die Gemeindegärten, wo jeder im Dorf ein Stück Garten bearbeiten konnte, das hatte sie mit Frederic arrangiert, niemand im Dorf sollte hungern müssen, und deshalb hatten sie freiwillig ein großes Stück Land an die Gemeinde und an die Menschen übertragen, die darin wohnten. Alle Parzellen waren gleich groß, egal ob ihre Nutzer nun arm oder reich waren.
Die Leute, welche gerade auf ihrem Stück Land arbeiteten, begrüßten sie freundlich, die Frauen machten eine leichte Verbeugung, die Männer zogen ihre Mützen – und Morgan lächelte ihnen zu.
Nicht schlecht für eine Hexe, dachte sie ironisch, während sie an den wogenden Kornfeldern vorbei ritt mit blauen Kornblumen und rotem Klatschmohn an ihren Rändern – und an heideartigen Flecken mit Himbeerbüschen, bis sie einzelne Birken und Kiefern hinter sich ließ. Und dann endlich ging es in den Wald, wo niemand mehr sie sehen konnte.
Ein Dach aus Eichen, Buchen und Tannen wölbte sich über ihr wie eine Kathedrale, eine Kathedrale der Natur, Erinnerungen wurden wach... Warum hatte sie sich so gehen lassen? Mit einem jüngeren Mann, sich einfach fallen lassen... Und das Schlimme war, sie mochte ihn, liebte ihn vielleicht sogar. Nein, das war vorbei, sie durfte sein Leben nicht zerstören, sie musste sich etwas einfallen lassen.
Sie ließ dem Pferd die Zügel und gab sie sich ihren Tränen hin. „Warum hast du mich verlassen, Frederic? Was soll ich nur tun? Unsere Söhne... Ich sehe Thomas nicht mehr. Was wird mit ihm passieren? Und wie kann ich es verhindern? Kann ich es überhaupt verhindern, ich glaube, es ist schon passiert. Warum ist alles nur so schwer...“
Schließlich stieg sie ab und führte das Pferd am Zügel, durch ihre Tränen hindurch sah sie den wundervoll lichten Eichenforst. Sie kam an einem Waldsee vorbei, der verwunschen wirkte. Sie wusste, dass dort manchmal die Jugend des Dorfes Badefeste feierte. Sie sah ein Reh auf einer Wiese äsen und verhielt sich unwillkürlich still, verharrte mit dem Pferd lautlos auf der Stelle, bis das Reh arglos davon trabte.
Sie liebte die Landschaft, die sich rechts der Weser entlang erstreckte. Solch einen Wald gab es nicht mehr in Britannien, er war zu Zeiten der großen Elisabeth abgeholzt worden, um Kriegsschiffe zu bauen – und er hatte sich nie wieder davon erholt. Sie liebte auch die kargen Felder, die schroffen Höhen des Berglandes, die Klippen der Gebirge und die wogenden Kornfelder auf dem steinigen Boden, liebte den raschen Lauf der Weser, liebte die sprudelnden Bäche, die der Weser entgegeneilten, sie liebte die Teiche von Kampodia, die in längst vergangener Zeit einmal Burggräben um das Rittergut gewesen waren. Und sie liebte Frederic.
Aber auch Karl...
Auf der großen Lichtung im Wald hielt sie an, warf sich auf den Boden und starrte in den wolkenlosen Himmel, während ihr wieder Tränen in die Augen stiegen. Damned! Damned! Damned! Wie immer, wenn sie sich furchtbar einsam fühlte, dachte sie in ihrer anderen Muttersprache. Und sie wünschte sich verzweifelt Frederic zurück, er hätte gewusst, was zu tun war. Er war ihr immer so sicher erschienen, so zuverlässig, so war es schon gewesen, als sie ihn das erste Mal sah, damals in Summerset...
An diesem Tag hatte sie auch ihre Fähigkeiten zum ersten Mal erfahren, welch seltsamer Zufall... Diese Fähigkeiten, die sie hasste und auch liebte, denn manchmal gelang es ihr, dadurch ein Leben zu retten. Manchmal schimmerte durch die Zeiten eine Erkenntnis herüber, die es ihr ermöglichte, ein heilkräftiges Mittel zu verwenden. Sie wusste nicht, warum es heilkräftig war, aber sie versuchte es einfach damit, und meistens hatte sie Erfolg. Es war ihr egal, ob man sie Hexe nannte, außerdem tat das nur eine Minderheit, fast alle Dorfbewohner respektierten sie. Zum Glück war in diesem Landstrich die Religion eher Nebensache, in die Kirche ging man nur zur Hochzeit oder zur Taufe.
Benommen richtete sie sich auf und schaute sich um. Es war die gleiche Lichtung, auf der ihr vor ein paar Wochen der Karl begegnet war. Aber das musste nun ein Ende haben!
Vielleicht würde der alte Mann es als Opfer annehmen, das sie ihm für ihren Sohn darbrachte.
 

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Ich habe mich nun entschlossen, die Sache nicht HIER fortzusetzen. zu stressig... Wer aber Lust hat, kann gerne auf meiner hp weiterlesen unter:
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Lieben gruß an euch alle und Danke fürs Lesen!!!!
Ingrid Grote, Anmerkung zur Geschichte

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Der Beitrag wurde von Ingrid Grote auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.02.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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