Ich hatte nicht von ihr erwartet, dass sie mich einfach so ziehen lassen würde, wie es die Geliebten in den Cowboyfilmen taten, immer am Ausgang des Films. Die zwei Jahre mit Miranda waren neben meiner Arbeit gefüllt mit Discobesuchen und feierlichen Saufgelagen. Und Miranda guckte unter der Woche gerne Liebesfilme mit mir, kuschelte sich auf der Couch ganz eng an mich, und machte Hochzeitspläne. Ihr gefiel das. Ich dagegen hatte das Gefühl, ich müsse weiterziehen, wie jene Westernhelden, bei denen man als Zuschauer im Unklaren gelassen wurde, was konkret der Grund war. Vielleicht suchte ich ein tieferes Erleben, als den Gang mit Freunden in die Kneipe, in der wir von großen Abenteuern fantasierten, die das Leben für uns noch bereit hielt. Mir war bewusst, diese Träume würden zu einem festen Bestandteil in unserem verkommenem Trott bleiben.
So packte ich eines morgens, als Miranda beim Frisör war, das Nötigste in meinen Rucksack, das man eben auf einer Tour benötigte, inklusive unser Igluzelt, einem Fehlkauf, wie sich herausstellte, weil Miranda es beim Campen in einem Wohnwagen gemütlicher fand.
Nachdem ich die Welt umrundet hatte, Wüste und Dschungel durchquert hatte, kehrte ich zu Miranda zurück. Von unterwegs hatte ich per Handy mit ihr kommuniziert. Sie zeigte Verständnis für meine Suche nach Abenteuern, erhoffte sich so, wenn ich diese durchlebt hätte, das sich damit mein Drang nach ihnen beruhigte.
Heute sitze ich neben Miranda auf der Couch. Expeditionen mache ich aber trotzdem, in eine utopische Welt, die es nur ganz tief in meinem Innern zu erschließen gibt. Irgendetwas schwebt mir da vor, eine brüderliche Gesellschaft ohne Konsumzwang oder so etwas. Und ich fürchte, alsbald wieder aufbrechen zu müssen aus meiner bequemen Lage. Jedoch was das Campen angeht, da bin ich nun auch lieber im Wohnwagen, und mit Miranda natürlich.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.11.2016.
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