Yvonne Schwab

VIVA LAS VEGAS 10

Mit einem Satz sprang Elvis ins Wasser. Sofort packte er Jerry am Hals und drückte ihn weg. Ich ergriff die gebotene Chance und befreite mich aus Jerry‘s Gewalt. Schnell schwamm ich ans andere Ende des Pools. Am Beckenrand angekommen hielt ich mich verkrampft fest und rang nach Luft. Ich hatte Wasser geschluckt was zu heftigem Husten führte. Hastig tastete ich meinen gesamten Körper ab. Obwohl meine Gliedmaßen schmerzten, schien ich mich nicht ernsthaft verletzt zu haben. Ich zitterte immer noch wie Espenlaub und musste weiter unentwegt husten. Ich blickte zur anderen Seite des Pools. Elvis war gerade dabei Jerry mit Faustschlägen zu bearbeiten. Jerry hatte keine Chance. Elvis schlug immer wieder fest zu. Jerry‘s Gesicht blutete bereits. Er keuchte und flehte Elvis an aufzuhören. Elvis hielt ihn im Schwitzkasten und flüsterte ihm etwas ins Ohr, das ich von meiner Position aus nicht hören konnte. Jerry sah ihn an und nickte. Daraufhin ließ Elvis von ihm ab. Jerry machte sich so schnell er konnte auf und davon. Als ich beobachtete wie er aus dem Wasser stieg, sah ich plötzlich wie sich mir eine Hand von oben entgegenstreckte.

„Nehmen Sie meine Hand Miss Idy. Ich helfe Ihnen aus dem Wasser“.

Ich schaute auf und blickte in ein rundes Männergesicht, das mir sehr bekannt vorkam. Zwei gütige Augen schauten mich besorgt an.

„Sind Sie verletzt Miss Idy?“

„Ich...ich glaube nicht“, mein gesamter Körper bebte vor Kälte.

Als mich der kleine, etwas untersetzte Mann aus dem Wasser gezogen hatte, legte er mir auch gleich ein Handtuch über. Schnell bedeckte ich meinen halbnackten Körper damit.

„Ich bin Johnny, Mr. Presley‘s persönlicher Assistent. Der Boss und ich waren zufällig noch hier an der Bar und da haben wir Ihre Schreie gehört. Ich würde sagen, da hatten Sie großes Glück Miss Idy. Das hätte noch ganz böse für Sie ausgehen können. Sie sind wirklich nicht verletzt?“

Jetzt erkannte ich Johnny. Er war die Stimme im Hintergrund als Elvis und ich uns das erste Mal geküsst hatten. Ich schüttelte kurz den Kopf, konnte aber nichts weiter sagen. Jetzt schossen mir die Tränen in die Augen. Johnny hatte Recht. Das hätte sehr böse für mich ausgehen können und ich war froh, dass die beiden mich gehört und gerettet hatten.

„Idy! Was hat er Dir angetan? Bist Du verletzt?“

Als ich Elvis auf mich zukommen sah, gab es kein Halten mehr. Ich war so froh ihn zu sehen. Ich rannte auf ihn zu, direkt in seine Arme. Elvis drückte mich an sich und schlug ein weiteres Handtuch über meine nassen Haare.

„Hat er Dir weh getan? Was ist passiert? Er hat Dich doch nicht?...“

Ich schüttelte den Kopf.

Elvis flüsterte erleichtert: „Gott sei Dank. Dir ist nichts passiert“.

Er küsste meine Stirn. Ich fühlte mich so sicher in seinen Armen. Ich sog die Wärme seines Körpers regelrecht in mich auf. Auf ein Mal spürte ich keine Schmerzen mehr. Der Schock war vergessen. Alles was ich in diesem Moment wollte, war bei Elvis zu sein.

„Johnny, wir gehen rein. Kümmere Dich bitte um den Bastard. Er soll sich hier nicht wieder blicken lassen!“

Johnny nickte seinem Boss zu und ging in Richtung Hintereingang des Hotels.

Als wir das Hotel betraten, wurde mir plötzlich sehr schwindelig. Meine Beine gaben nach und ich sackte zusammen.

„Idy! Ganz ruhig. Bitte setz Dich erst mal hin“.

Elvis schob mich auf einen großen Ledersessel.

„Jetzt atme erst mal tief durch. Es tut mir so leid, dass Dir das passieren musste. Kanntest Du Jerry vorher?“

„Ich habe ihn erst kennen gelernt. Er ist der neue Freund meiner besten Freundin. Beim Dinner war er so lustig und charmant. Ich dachte, er sei ein guter Kerl. Das habe ich wirklich gedacht. Ich bin doch nicht schuld an der Sache oder? Ich meine, ich habe es doch nicht darauf angelegt. Mir ist so etwas noch nie passiert“.

Ich zitterte immer noch am ganzen Körper.

„Nicht doch!“, Elvis strich mir liebevoll eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht, „Das eines klar ist: Du bist auf keinen Fall Schuld an der Sache. Jerry ist leider dafür bekannt. Er und sein Schützling Frank Sinatra sind Verbrecher. Das ist kein Geheimnis. Die beiden haben Verbindungen zur hiesigen Mafia. Was glaubst Du weshalb ich mich standhaft weigere mit Frank aufzutreten. Das wäre für unsere Karrieren richtig gut, aber ich will mit solchen widerlichen Typen einfach nichts zu tun haben.“

Er schaute mich mit besorgtem Blick an. Ich wurde schon wieder nervös. Ich wollte es so sehr glauben, dass er nur mich und sonst niemanden liebte. In diesem Augenblick, als er so besorgt um mich war, glaubte ich es fast.

Elvis nahm meine Hand: „Idy. Die Sache ist ernst. Du musst Deine Freundin unbedingt vor Jerry warnen. Er ist gefährlich, hörst Du?!“

Ich nickte: „Das mache ich gleich morgen. Jenny darf nichts passieren. Das würde ich mir nie verzeihen“.

Elvis lächelte sanft: „Komm, Du musst Dich unbedingt aufwärmen. Ich nehme Dich mit in meine Suite. Da wirst Du es schön warm haben“.

Als er sich erheben wollte, drückte ich ihn sanft zurück in den Sessel. Er sah mich verwundert an.

„Ich habe Dir noch gar nicht gedankt. Du hast mein Leben gerettet. Das war sehr nett von Dir“.

Elvis runzelte die Stirn: „Nett? Idy, ich liebe Dich über alles. Ich würde mein Leben geben für Dich!“ Er klang dabei schon beinahe empört.

Ich hatte das Gefühl als würde mir das Herz zerspringen als ich seine Worte hörte und ich nahm all meinen Mut zusammen, um die eine Frage zu stellen, vor deren Antwort ich so Angst hatte.

„Was ist mit Priscilla? Du wirst sie heiraten. Wie soll ich Dir da glauben?“

Für einen kurzen Moment schloss Elvis die Augen. Er holte tief Luft.

„Ich liebe sie nicht“.

Mein Herz pochte wie wild. Meine Gedanken schossen wild in meinem Kopf umher. Was hörte ich da? Ich verstand nichts mehr.

Elvis schien mir meine Verwirrung anzusehen und versuchte zu erklären:

„Priscilla ist ein junges Mädchen aus der Provinz. Viel zu jung für mich. Es ist alles nur ein großer Bluff Idy, verstehst Du? Man hat das perfekte Mädchen für mich ausgesucht. Ich sollte eine Freundin haben, die keine großen Forderungen hat. Ein Mädchen, das keine Fragen stellt und es sollte ein bisschen wie im Märchen sein. Das passierte alles für mein Image als perfekter Schwiegersohn und Liebhaber. Ich frage Dich: Was soll ich denn mit so einem jungen Mädchen? Sie ist gerade mal 19. Sie tut mir leid. Wegen mir hatte sie noch überhaupt nichts von ihrem Leben. Wir sind ja schon eine Weile zusammen. Sie hat ihre Teenagerjahre gar nicht ausleben können. Andere Jungs kennenlernen durfte sie nicht. Sie durfte kaum raus, denn sie war für mich vorgesehen und ich hatte nie Zeit für sie. Verstehe mich nicht falsch, ich schätze sie sehr. Sie ist ein intelligentes Mädchen und sie hat das nicht verdient. Aber lieben? Nein. Das kann ich nicht behaupten. Ich liebe Dich, Idy. Ich begehre Dich, wie ein Mann eine Frau begehrt. Das ist mit ihr nicht möglich und das wird nie möglich sein. Ich werde die Beziehung beenden. Da kann sich der Colonel auf den Kopf stellen. Das werde ich nicht mehr mitmachen. Ich weiß nur nicht wie ich es Priscilla gegenüber je wieder gut machen kann. Ich habe mich darauf eingelassen. Das war ein großer Fehler.“

Er senkte traurig den Kopf.

Ich war schockiert. Das hätte die Welt nicht vermutet. Die Geschichten über Elvis und Priscilla klangen doch immer so authentisch. Das perfekte Paar, die perfekte Liebesgeschichte und die Hochzeit in Las Vegas. Ich hatte die Bilder aus dem Internet vor meinem geistigen Auge. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich Passagier in einer Zeitreise war und gerade in diesem Moment das Leben von Elvis verändern würde oder hatte sich gar alles in Wirklichkeit genauso abgespielt und die Liebe der beiden war nichts anderes als eine große Lüge?

Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte ungläubig den Kopf. Ich wusste nicht mehr was ich denken sollte.

Da schaute er mir wieder in die Augen. Diese blauen Augen und der unwiderstehliche Schmollmund. Ich spürte wie mein Herz übersprudelte als ich in sein Gesicht blickte. Ich beugte mich nach vorne und als sich unsere Lippen berührten, fühlte sich alles richtig an, als wäre es niemals anders gewesen.

-Fortsetzung folgt-

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.05.2017. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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