Elke Müller

Amerika....

Der Klang von Trommeln begrüßte die Helden. Das ganze Dorf war herbei gekommen um Redmon und Ashley sowie die anderen willkommen zu heißen. Abigail schaute voller Freude und Glück, von seinem Zelt aus, auf die Ankömmlinge. Der Medizinmann neben ihm hob die Arme in die Höhe und lies seine Stimme erklingen. Es wurde still. „ Wir danken unseren Ahnen, die ihre Hände schützend über unsere Tochter Topsannah und unseren Freund Redmon gehalten hat.“ Er gab ein Zeichen an eine Frau die mit duftenden Räucherkräuter ( Salbei, Beifuß, Wacholder, Weihrauch, Thymian, Fichtenharz u.a. ) in den Händen hielt. Beide gingen zur Feuerstelle. Zufrieden bat er Ashley und Redmon zu sich. Sie setzten sich im Schneidersitz vor ihn hin. Der Schamane vermischte die Kräuter in eine Schale, entzündete diese und verteilte den Rauch, unterstützt durch einen Singgesang, mit einer Vogelschwinge über deren Köpfen. Sie inhalierten den Rauch tief und fühlten, wie die Spannung langsam von ihnen wich und zugleich aber eine erschöpfungsähnliche Müdigkeit eintrat. Danach trat Abigail vor und sprach. Es ist ein guter Tag um zu feiern. Die Sonne scheint, es ist warm und belebend, an den Bergabhängen schmilzt der Schnee und rinnt in Strömen in die Niederungen herab. Ihr wisst, noch immer kommen Europäer in unser Land und wollen alles für sich haben. Teilweise wird versucht, uns Land abzukaufen. Doch wir wollen die Verträge nicht unterschreiben. Unser Land ist Gemeinschaftsbesitz und unsere Führer, die Häuptlinge, die wegen ihre herausragenden Fähigkeiten durch besondere Kriegslisten, durch Tapferkeit, Klugheit und gesammelten Erfahrung ausgewählt, nicht aufgrund einer familiären Erbfolge. Denn, kam es zu einen Konflikt, so setzte sich der Häuptling und geachtete Stammesmitglieder zusammen, um das Problem zu lösen. Wir hatten ethnische und kulturelle Vielfalt und empfingen die Fremden in der Regel freundlich. Sie jedoch sahen in uns nur Wilde und Heiden. Sie wollten unsere Arbeitskraft und sogar unsere Seele. Sie machten sich keine Mühe, unsere Relegion, Politik oder Gesellschaft zu verstehen. Wir glaubten, dass die Erde allen Menschen gehört und konnten uns nicht vorstellen, wie ein Fluss, ein Stück Land oder Wald das Eigentum eines Menschen sein konnte. Unter Militärschutz gründen sie Forts, Dörfer, kleine Städte. Die wilde Landnahme wird sogar von der Regierung unterstützt. Sie versprach jeden Siedler bis zu 65 Hektar Land zu schenken. Es wurden Unwahrheiten verbreitet. Viele Völker weigerten sich, ihr Land zu verlassen und wurden dafür von den Weißen mit Waffengewalt dazu gezwungen und vertrieben oder gar getötet. Aber ohne Kampf kein Sieg und wir haben überreichlich Hiebe und Schläge in Empfang genommen. Selten konnten wir uns gegen eine übermächtige Schlagkraft der Feuerwaffen durchsetzen. Trotzdem kämpften wir verbissen gegen die weißen Eindringlinge. Durch die sogenannten Friedensverträge verloren unsere Völkergruppen viele ihrer angestammten Territorien. Denn der Handel mit Gewürzen und Rohstoffen versprach Reichtum und Macht. Dabei wurden Millionen von Menschen vertrieben, vergewaltigt, versklavt oder getötet. Wir waren einst die stolzen Herrscher der Great Plains. Jetzt jedoch verarmt, halb verhungert unserem Schicksal ergeben. Die einst großen Bisonherden sind fast ausgerottet, Eisenbahntrassen und eine Pipeline zerschneiden die Prärie. Wir werden in Reservate gesperrt, wo wir von den bescheidenen Lebensmittellieferungen unserer Bezwinger abhängig sind. Armut und Elend sind die Folge und führten zu erneuten zahlreichen Aufständen. Aber neue Verträge wurden von den Weiße stets gebrochen. Wie es sich zeigt ist der Mensch ein tragisches Monster. Doch der Mensch ist ein Wunder der Natur. Keiner ist dem anderen gleich. Zu uns ist ein junger Man gekommen um neue Erkenntnisse über uns zu erhalten. Jeder weiß hier um wenn es sich handelt. Er arbeitete zwar für die Weißen, geriet aber immer wieder mit in die Rassenkonflikte. Ja, er ist noch etwas unbedarft, doch in seinen Adern fließt auch das Blut des roten Mannes. Ich bin überzeugt, das er sich der Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit nicht länger entziehen kann und zu seinen Wurzeln zurück findet. Es wird ein langer Weg, es wird ein nicht einfacher Weg. Aber es zeigt sich, man darf nie aufgeben. Und wie es sich zeigt, beherrscht er perfekt die indianischen Tugenden der Jagd, mit Pfeil und Bogen, Speer und Fallen. Nun lasst uns den heutigen Tag feiern, lasst uns unseren Freund feiern, er hat ein Wunder vollbracht. Wir stehen tief in seiner Schuld. Deswegen werden wir eine Zusammenkunft abhalten, um den geheimen Mächten ein Opfer zu bringen, mit Gebete, mit rituellen Liedern und Tänzen. Ich habe gesprochen.“ Jubel erklang. Redmon und Topsannah durften sich zurück ziehen und ausruhen. Jetzt wurde alles von den Frauen herbei gebracht um ein reichliches Menü zu kochen. Der Küchenzettel ist lang. Chili, Mais, Kürbis, Pinienkerne, Kaktusfeigen, Wild, Nüsse, Beeren, Truthahn, Süßkartoffeln, Fisch und Meeresfrüchte. Es wurde gekocht und diskutiert. Immerhin dauerte so eine Einberufung nicht Stunden, sondern mehrere Tage.

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.08.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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