Tanja Schwabe

Das Knusperhäuschen


„Kommt ihr dann?“, rief meine Mutter von unten aus der Küche. Voller Vorfreude sausten meine
ältere Schwester und ich de Treppe hinunter und flogen hintereinander in der Küche ein.
„Setzt euch an den Tisch und dann können wir auch gleich anfangen.“ Gesagt, getan.

Mama hatte auch schon alle Materialien auf dem Tisch bereit gestellt. Wie jedes Jahr zur
Weihnachtszeit wollten wir nämlich unsere Knusperhäuschen basteln.
Neugierig beäugte ich die beiden Spekulatiuspackungen. Die waren ja soooo
lecker. „Mama, darf ich schon mal die Kekse auf machen?“, fragte meine Schwester. Konnte sie
Gedanken lesen? „Ja, aber nicht alle essen“, erwiderte unsere Mutter. Petra und ich schauten
uns an und griffen gleichzeitig in die geöffnete Packung.

Mama stand an der Arbeitsfläche und rührte in der klebrig, weißen Masse herum.
„Was machst du da?“, nuschelte ich mit vollem Mund. „Den Zuckerguss glatt rühren so dass da
keine Klumpen drinnen sind. Sonst klebt er nicht. Und sprich nicht mit vollem Mund“, antwortete
sie. Oh Mist, hatte ich vergessen.
Und sie rührte und rührte.....wir aßen weitere Spekulatius.
Endlich, sie war fertig. Nun konnten wir beginnen.
Meine Kekse wollten nicht so, wie ich es wollte. Immer wieder rutschten sie runter und hielten einfach nicht. Bei Petra funktionierte es.
Wie machte sie das nur? Ich fing an zu maulen:“Das geht nicht!“ „Du musst länger festhalten, bis es klebt und dann erst weiter
machen“, meinte meine Mutter. Okay, also hielt und hielt und hielt ich, so fest, wie ich konnte.
„Na so lange brauchst du nun auch wieder nicht halten. Sonst kleben deine Finger auch noch fest“, kam es von meiner Schwester
. Ja was denn nun?!

Allmählich riss mir der Geduldsfaden. Frustriert schob ich mir noch einen Keks in den Mund. Nach mühseliger Arbeit und weiteren verputzten
Keksen, stand das Fundament. Nun konnten wir die Hausdächer glasieren und mit Smarties bestücken. Petras Dach sah sehr symethrisch und
farblich aufgeräumt aus. Meines war kunterbunt und unregelmäßig mit Smarties besetzt. Ich fand`s schön.
Stolz folgten wir meiner Mutter mit unseren Häusern ins Wohnzimmer, wo wir diese auf einen Beistelltisch abstellten.

Nun folgte der unangenehme Teil dieser Aktion. „So nun ab in die Küche. Aufräumen und sauber machen“, kam auch schon die Anweisung von
Mama. Währen Petra fleißig mit den Aufräumarbeiten begann, schob ich mir noch schnell ein paar Smarties in den Mund. „Mama!
Tanja ißt die ganzen Smarties auf“, schrie sie auch schon gleich. „Stimmt gar nicht“, rief ich zurück und versuchte schnell, die Smarties in
meine Backen zu verteilen. 

Abends kam Papa von der Arbeit nach Hause. Stolz präsentierten wir ihm unsere Werke. 

Am nächsten Morgen huschte ich gleich ins Wohnzimmer, um mein Häuschen noch mal zu bewundern. Aber was war das?! Es war total
beschädigt. Das Dach war zur Hälfte weg. „Mamaaaaaaa!“, schrie ich völlig aufgelöst.

Sie eilte herbei. „Was ist?“ „Mein Haus“, schluchzte ich. „Mama, hier waren Einbrecher.“ Auch Petra kam die Treppe hinunter gelaufen. „Ach du
scheiße“, sagte sie. „Ich ruf die Polizei“, erwiderte ich und stapfte entschlossen zum Telefon.
Doch Mama hielt mich fest. Das Lachen konnte sie sich nicht verkneifen. Toll! „Das ist
nicht lustig. Das ist Diebstahl!“, versuchte ich ihr klar zu machen.

Peggy, unser Hund, kam um die Ecke getrottet. Fragend schaute sie uns an.
„Guck mal, Peggy hat eine ganz weiße Schnute“, stellte Petra fest. Mama rollte mit den Augen.“Ohje.“
„Du Diebin“, schimpfte ich.

Traurig ging ich in die Schule und kam genauso mittags wieder nach Hause. Als ich in die Küche trat, stand dort mein repariertes Häuschen auf
dem Tisch. Mama hatte es wieder heil gemacht. „Nach dem Essen klebst du deine Smarties drauf“, sagte sie. Ich strahlte sie an und war
glücklich. 

Unsere Knusperhäuschen standen nun an einem hundesicheren Ort und ich war glücklich.
Peggy war glaube ich beleidigt. Aber das hatte sie nun davon. Lieb hatte ich sie trotzdem.
                                                                          -ENDE-
 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Tanja Schwabe).
Der Beitrag wurde von Tanja Schwabe auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.09.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Tanja Schwabe als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Die Krieger des Seins: Fayndra und Morlas: Wenn Feuer und Wasser sich vereinen ... von Ralph Gawlick



Die Welt von Terrestos scheint aus den Fugen zu geraten. Der grausame Feuermagier Rhabwyn, dessen Kräfte zunehmend stärker werden, versucht mit allen Mitteln, auch der übrigen Elemente Wasser, Erde und Luft habhaft zu werden, um über den gesamten Planeten herrschen und Angst und Schrecken verbreiten zu können. Die Wassermagierin Deanora nimmt Fanydra und Morlas in ihre Obhut, wie es vom Schicksal lange vorbestimmt war. Bei ihr und den Kriegern des Seins erlernen die beiden die Beherrschung der Elemente Erde und Luft, deren Kräfte sie schon, ohne es zu wissen, seit ihrer Kindheit bei sich tragen. Seite an Seite kämpfen die zwei jungen Leute mit Deanora und ihren Kriegern des Seins, um ihre Welt vor dem Untergang zu retten.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (2)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Kindheit" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Tanja Schwabe

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Johannisfeuer (Kanzfeuerla) von Annie Krug (Kindheit)
Olga der Marienkäfer von Matthias Brechler (Romantisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen