Francois Loeb

DER SCHLÜSSELBUND

Den Schlüssel auch einmal verloren und ...
zu Lesen in der neuesten Wochengeschichte und heute besonders wichtig im DREISATZROMAN SCHLèSSELSCHÜSEL

SCHLÜSSELBUND GEFUNDEN

‚Schlüsselbund gefunden. Bitte im Haus Nr. 12 melden.'

Diesen kleinen handgeschriebenen Hinweis sehe ich am Gartenzaun befestigt auf meinem morgendlichen Frühspaziergang, der meine Muskulatur in Schwung bringen soll. Denn gestern Abend, nein, Nacht haben einige Becher zu viel meinen Kehlenweg ganz ohne Navigationssystem oder künstliche Intelligenz gefunden. Greife automatisch in meine Hosentasche. Der Schlüsselbund ist dort jedoch fest mit meiner Gürtelschnalle verbunden. Doch wäre es möglich, dass ich in der Morgeneile den falschen Bund ergriffen habe? Denjenigen meiner geliebten Gattin? Na ja, nach einer solchen leicht (das ist das Pranomen) ertrunkenen Nacht ist beinahe alles denkbar.

Meine Vergesslichkeit-Synapsen raten mir, bei der Nummer 12 zu klingeln. Da bellen aber die Anstandshirnwindungen Alarm:
‚So früh am Morgen klingeln? Ein NoGo!‘

Wem nun soll ich folgen? Bin jetzt eine gespaltene Persönlichkeit.

‚To ring or not to ring?‘

Es obsiegt die Höflichkeit. Doch nur für exakt 255 Meter. Abrupter Stopp. Notbremsung. Das Totmannpedal der Vergesslichkeits-Gedanken hat diese ausgelöst. Rechtsumkehrt ertönt der innere Befehl des Bauchnabel-Steuersystems. Frage mich, weshalb nicht linksumkehrt? Schon wieder dieses menschliche Spaltungssyndrom. Drehe mich auf dem Absatz zuerst links, dann rechts jeweils um 180°. Ausgleich suchen, die Hauptaufgabe meines Lebenslaufs. Wiederum voll gelungen. Glückshormone durchfluten mich.

Stehe vor dem besagten Gartentor. Die Hausnummer verblasst. Nicht mehr lesbar. Bin trotz des mich begleitenden Katers überzeugt, vor der Schlüsselbundfundtür zu stehen.

Die Klingel — eine Papageienimitation in reinem 80 % Silber (dafür habe ich ein Auge) — starrt mich hämisch lächelnd an.

‚To be or not to be?‘

Erneut stellt sich die Frage, die mich beinahe zerreisst. Eine neue Notbremsung würde meine Psyche nicht mehr verkraften können. Also steuert der Nabel aller Dinge meinen rechten Zeigefinger in Angriffsposition. Wird vom Anstand zurückgehalten. Die linke Hand kommt ihm zu Hilfe. Schiebt den Finger trotz Anstandsladehemmung nach vorne. Er überwindet das ganze etepetete Anstand-Getue. Drückt heftig.
Da öffnet meine Gemahlin mit einem Fragezeichen über beiden Augenbrauen die Tür.
„Hast du den Schlüssel vergessen? Kein Wunder bei deinem Exzess gestern Nacht …“!



Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

S C H L Ü S S E L S C H L Ü S S E L

Die Welt eine Schüssel
In der liegen allle Schlüssel
Zum Paradies und zum Inferno.

Das Schloss zu wählen
Dabei die Menschheit
Zahm zu zähmen
Erfunden nicht.

Trotz strahlend hellem
Alles erleuchtenden klaren
Schatten schluckenden Sonnenlicht.


Herzlichst
François Loeb

Wochengeschichte testen
Den Post ihren Kontakten mit der Empfehlung zum selber Testen der Wochengeschichten WEITERLEITEN!

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Francois Loeb).
Der Beitrag wurde von Francois Loeb auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.10.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Francois Loeb als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

Aus der Mitte – Gedichte von Hermine Geißler von Hermine Geißler



Die Gedichte beschreiben Momentaufnahmen aus dem Alltagsleben und Traum-und Seelenstimmungen. Sie handeln von den kleinen und großen Lebenswünschen, sind unverkrampft, gegenwartsnah und manchmal voller Ironie. Sie schildern die zwischenmenschlichen Nuancen, die das Leben oft leichter oder schwerer machen und sind eine Hommage an die Natur und die kleinen Freuden des Lebens.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Hoffnung" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Francois Loeb

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

HINTERLASSENSCHAFT von Francois Loeb (Hoffnung)
EIN SCHIFF NAMENS HOFFNUNG von Karin Schmitz (Hoffnung)
Seltsame Überraschung an Heiligabend von Ingrid Drewing (Weihnachten)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen