Sabine Brauer

Zwei Gespensterchen

Zwei Gespensterchen

 

Es waren einmal zwei kleine Gespensterchen. Ihre Namen waren Bietz und Jelti. Sie steckten noch in den Kinderschuhen und trieben mit allen ihren Schabernack. Ihre Mama fand das gar nicht so gut, denn sie sollten einmal große Schreckgespenster in einem uralten Spukschloß werden. Und so mussten sie zur Schule gehen und lernen wie man furchterregend heult und mit dem Gerippe klappert. Auch Kettenrasseln ist nicht so einfach, wenn es einschüchtern soll. Was sie besonders dumm fanden war, sich in Rauch aufzulösen und durch Ritzen und Schlüssellöcher zu kriechen. Wer gruselt sich bitteschön vor ein bisschen Qualm wenn es nicht brennt? Sie konnten keinen Sinn in dem ganzen Getue sehen und beschlossen, die Geisterwelt zu verlassen.

 

Heimlich packte Bietz die Koffer und Jelti stand Schmiere, damit sie nicht erwischt wurden und ab ging die Post. Sie schwirrten wie die Vögel durch die Lüfte und kicherten wie verliebte Teenager, weil sie sich frei und unbeschwert fühlten.

Da sahen sie in einem Baum eine dicke alte Eule sitzen. Jelti fürchtete sich ein wenig wegen der großen Augen, die ihn unverwand ansahen. Die Eule sprach ihn an: „Wer bist du? So etwas wie dich habe ich ja noch nie gesehen.“ „Ich bin das Schreckgespenst Jelti und das da ist mein Bruder Bietz. Wenn wir groß sind, sollen wir in einem Schloß spuken, doch das finden wir alle beide blöd und langweilig. Wir möchten viel lieber wie die Tiere im Wald leben und uns Nester bauen oder mit dem Wind um die Wette fliegen!“, meinte Jelti. „ Ich möchte lieber eine Gewitterwolke sein und dann mit viel Krawumm Hagel und Regen vom Himmel werfen. Hey, dass wäre ein Spaß.“, warf nun Bietz ein.

 

Die Eule, Emma war ihr Name, hielt sich den fetten Bauch vor Lachen, sie fand die Gespensterchen zum Quietschen komisch. „Habt ihr nicht Lust

bei mir zu bleiben und mir die Zeit ein wenig zu vertreiben? Ich sitze hier immer nur auf diesem Baum herum, weil mich mein Rheumatismus so plagt und ich nicht mehr so recht fliegen kann. Und ich finde es auch viel besser, wenn ihr den Menschen eine Freude macht, statt sie zu Tode zu erschrecken. Denn den Horror machen sie sich schon selber, dazu brauchen sie euch nicht.“

Emma war sehr weise und hatte in ihrem langen Leben schon viel gehört und gesehen. Die Menschen taten ihr von Herzen Leid, weil sie so unverständige Wesen waren und sich und ihrer Umwelt ständig Schaden zufügten. Sie erzählte den beiden Kerlchen vor sich die Geschichte der Menschheit, die so gerne Frieden hätte. Durch ihre Gier nach Reichtum und Macht aber immer wieder Kriege anzettelte und Hass und Verzweiflung über die Völker brachte. „Sie sind verblendet und brauchen jemanden, der ihnen zuflüstert, wie sie zum Wohle aller handeln können, alleine schaffen sie das nicht. Ich könnte euch unterweisen und ihr würdet dann den Leuten meine Botschaften ins Herz senken, damit sie Vernunft annehmen.“, meinte das liebevolle gutmütige Federvieh. Bietz schaute Jelti verträumt an und war ganz erfüllt von Emmas Rede. Er wollte unbedingt ein Glücksbringer werden und alle Menschenherzen erfreuen. Begierig sog er die Anweisungen der Eule in sich hinein und es machte ihm Freude zu den Guten zu gehören. Nach einigen Monaten schickte Emma die Gespensterchen auf ihre erste Mission. Begeistert stoben sie los, doch als sie in die Stadt kamen und mit eigenen Augen miterlebten, wie die Menschen es treiben, hat es sie so gegraust, dass sie hell aufschrien und nie mehr gesehen waren.

 

© Sabine Brauer

Bild zu Zwei Gespensterchen

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Sabine Brauer).
Der Beitrag wurde von Sabine Brauer auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.10.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

Bild von Sabine Brauer

  Sabine Brauer als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Klartext von Norbert van Tiggelen



Klare Texte aus dem Pott...

…Frei von der Leber weg spiegelt van Tiggelen sein Leben in seinen Gedichten wieder in einem charmanten Stil der den kleinen Mann der Straße ebenso anspricht, wie den Mann in der Limousine. Wahrheit muss nicht teuer sein, sie muss nur vom Herzen kommen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Kinder- und Jugendliteratur" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Sabine Brauer

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Wunder gibt es immer wieder 2 von Sabine Brauer (Autobiografisches)
Johannes (eine Geschichte vom Sterben und Leben) von Christa Astl (Kinder- und Jugendliteratur)
Meine Bergmannsjahre (fünfter Teil) von Karl-Heinz Fricke (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen