Das Experiment wurde beendet, das Ergebnis schriftlich festgehalten und veröffentlicht.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Sie erhalten hiermit die verkürzte Dokumentation unseres durchgeführten Experiments, das sich mit dem Verhalten von Tieren und Menschen beschäftigt. In diesem Falle besonders von Menschen.
Wir erforschten dabei, wie angeborene Eigenschaften und die Umwelt verschiedene Verhaltensweisen auslösen und eventuell auch steuern können. Unsere Aussagen und Ergebnisse werden darüber hinaus sicherlich auch für die Soziologie, die Psychologie, sowie für die Pädagogik und Religionswissenschaft interessant sein.
Allerdings möchte unser Forscherteam hier nur jenes Experiment kurz darstellen, welches bereits vollständig abgeschlossen worden ist. Wir haben es als
„Das religiöse Experiment“
bezeichnet.
Vier Personen haben wir für das Experiment ausgesucht, die sich uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben und über einen starken Glauben an Gott verfügen (lt. ihren eigenen Angaben).
Eine Person war jüdischen Glaubens.
Eine Person war christlichen Glaubens.
Eine Person war muslimischen Glaubens.
Eine Person war Atheist bzw. areligiös.
Alle vier Personen hatten vom Inhalt des Experiments keine Kenntnisse. Es wurde ihnen lediglich mittgeteilt, dass sie solange ohne Wasser auskommen sollten, wie sie körperlich und psychisch dazu in der Lage waren. Sie wurden dahingehend instruiert, wie sie das Experiment abbrechen konnten, wenn ihnen danach war.
Hinweis
Wir wissen, das Menschen generell etwa drei bis vier Tage ohne Wasser auskommen können, doch das ist nur die maximale Zeitspanne, da bereits nach ca. 24 Stunden erste Anzeichen für eine Dehydrierung einsetzen.
***
Das Zimmer aller Probanten war spartanisch eingerichtet. Es gab eine Schlafgelegenheit und in der Mitte des Raumes stand ein Tisch mit Stuhl. Auf dem Tisch befand sich nur ein roter Knopf, der dazu bestimmt war, um das Experiment jederzeit durch Drücken beenden zu können.
Durch Drücken des roten Knopfes öffnete sich unverzüglich eine Tür zu einem weiteren Raum, in dem sich ebenfalls ein Tisch befand, auf dem ein Glas mit frischem Wasser positioniert war. Alle Räume waren fensterlos und konnten nicht eingesehen werden.
Daneben haben wir absichtlich jeweils beim Juden die Thora, beim Christen die Bibel und beim Moslem den Koran griffbereit so hingelegt, damit jeder Probant bequem darauf zugreifen konnte, falls er es wollte.
Wir stellten uns die Frage, was jeder von den gläubigen Probanten wohl zuerst machen würde? Würden sie zuerst nach dem Glas Wasser oder nach dem jeweiligen Buch ihres Glaubens greifen? Wir warteten gespannt ab.
Dem Atheisten legten wir eine aktuelle Zeitung neben das Glas mit dem frischen Wasser, da er nach eigenen Angaben jeden Tag in der Zeitung las, um immer auf dem neuesten Stand der Weltnachrichten zu sein.
Außerdem standen alle vier Personen unter ärztlicher Aufsicht, die bei drohenden, gesundheitlichen Gefahren sofort eingegriffen hätten.
Die erfassten Ergebnisse stellen wir hier der Reihe nach verkürzt vor.
Der Jude hielt knapp zwei Tage ohne Wasser aus. Er drückte schließlich den roten Knopf, ging rüber ins andere Zimmer und trank das Glas mit dem frischen Wasser auf Anhieb leer. Erst dann interessierte er sich für die Thora, schaute aber nicht hinein.
Der Christ hielt etwas länger durch ohne Wasser. Aber nach dem zweiten Tag drückte auch er den roten Knopf und marschierte rüber ins nächste Zimmer, wo er das Glas mit dem frischen Wasser sah und leer trank. Für die Bibel interessierte er sich nicht.
Der Moslem hielt etwa solange wie der Christ durch. Auch er drückte schlußendlich den roten Knopf, betrat dann den Nebenraum, wo er das Glas mit dem frischen Wasser auf dem Tisch stehen sah und trank es bis zur Neige leer. Er wunderte sich über den Koran, der neben dem Glas lag, beachtete ihn aber ebenfalls nicht.
Der Atheist hielt am längsten durch. Für den Leiter des Experiments war die Reaktion des Atheisten verblüffend. Er trank nämlich seinen eigenen Urin und hielt fast drei Tage durch, bevor er den roten Knopf drückte und ins benachbarte Zimmer ging, um das dort stehende Glas mit dem frischen Wasser zu trinken. Aber die Zeitung daneben beachtete er auch nicht.
Fazit
Der Lebens- bzw. Überlebenstrieb (der Instinkt) scheint stärker zu sein, als der Glaube an Gott. Wer am Verdursten ist, dem scheint der Glaube nicht mehr wichtig zu sein, sondern nur die Selbsterhaltung. Der Lebenstrieb steht dem Todestrieb also entgegen. Dieser Instinkt zum Überleben ist beim Menschen (wie beim Tier auch) ein Grundtrieb. Er dient dem Ziel der Entwicklung und Erhaltung
des Lebens.
(c)Heinz-Walter Hoetter
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.01.2024.
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