Angie Pfeiffer

Markus, mein Freund

Markus ist mein Freund so lange ich denken kann.
Unsere Eltern sind zusammen zum Kegeln gefahren, da gab es zwar Klaus Lage, aber nicht seinen Song übers Zoomen. 
Während sich mein älterer Bruder mit Markus älterer Schwester unterhielt, und später mit ihr knutschte, mussten wir irgendwie miteinander auskommen.
Erst einmal herrschte eine Eiseskälte zwischen uns. Bis ich ihm aus Versehen beim Öffnen einer Pittjes Packung kräftig in die Vorderzähne schlug. Von da an war das Eis gebrochen, wir wurden Freunde. 
Er klaute seiner Schwester die Bravo, weil mein Taschengeld dafür nicht reichte. Ich nähte seinem Straßenfußball Team Nummern auf die T-Shirts, obwohl ich gar nicht nähen kann.
Später sorgte er dafür, dass ich meinen ersten Rausch nicht im Straßengraben ausschlief. Im Gegenzug erzählte ich meiner Banknachbarin Svenja, dass er ein total heißer Typ wäre. Das verhalf ihm zu seinem ersten Zungenkusserlebnis. Damals waren wir 15 und seitdem haben wir uns unzählige Male geholfen.
Er stellte mich seinem Mitfußballer Oliver vor und reichte mir ein halbes Jahr später seine Tempotücher, weil eben dieser Oliver Yvonne aus dem Nebenhaus eigentlich viel toller fand als mich. Ich lieh ihm meine Schulter, als ihm meine Arbeitskollegin Gilla wegen unserem jungen und dynamischen Abteilungsleiter verließ. Er brachte mir Schokoladenplätzchen, als meinem damaligen Freund die Karriere wichtiger war als ich. Oder als meine Ehe in die Brüche ging.
Wir trösteten uns immer, wenn irgendetwas daneben ging, beziehungstechnisch.

Heute sitze ich, fein gemacht, am Tisch es Brautpaares. Schließlich bin ich Markus älteste Freundin. Die Torte ist angeschnitten und verteilt, Markus hat mir seine Tempotücher gegeben. Dabei hat er sich zu mir heruntergebeugt und geflüstert: „Du siehst hinreißend aus, wenn du heulst.“ Die Band spielt eine Liebeschnulze. Markus, der umwerfend sexy in seinem Anzug aussieht, schwebt mit Nadine aus meinem Yoga Kurs an mir vorbei. Die beiden sind offensichtlich total verliebt. Na ja, sonst hätten sie nicht geheiratet.
Ich schlucke, putze mir mit Markus letztem Taschentuch die Nase. Dann versuche ich nett zu lächeln und setze mich neben Olaf, aus Markus Altherren - Fußballmannschaft.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.02.2024. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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