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Wladimir Galaktionowitsch Korolenko, der herausragende russische Schriftsteller (1853-1921), war ein Zeitgenosse von Lew Tolstoi, Anton Pawlowitsch Tschechow und Maxim Gorki. Sie legten dessen Werken großen Wert bei. Maxim Gorki schrieb einmal über seine Werke:
» Auf jeder Seite seiner Schriften kann man das menschliche weise Lächeln eines großen erfahrenen nachdenklichen Geistes spüren. «
Seine bekanntesten Werke sind: Makars Traum, Der Mörder, und das Getümmel des Waldes
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Die-Lichter
Vor langer Zeit in einer dunklen Herbstnacht kam es vor, dass ich in einem Boot auf dem trübseligen sibirischen Fluss dahin driftete. Plötzlich leuchtete an der Beugung des Flusses, am Fuß der finsteren Berge ein Licht auf; hell, grell und scheinbar ganz in der Nähe.
»Gott sei Dank! Die Unterkunft, wo wir übernachten können, ist nah.« rief ich fröhlich.
Der Ruderer drehte den Kopf um, blickte über die Schulter das Licht an und ruderte lustlos weiter.
»Sie ist fern! « sagte er.
Ich glaubte es aber nicht. Das Licht kam aus der unbestimmten Dunkelheit heraus und stand noch vor unserem Weg. Der Ruderer aber hatte Recht. Es stellte sich heraus, dass das Licht wirklich in weiter Ferne war.
Die Besonderheit dieser nächtlichen Lichter ist, dass sie die Dunkelheit besiegen, sich einem nähern, aufleuchten, in einem Hoffnung erwecken und einen durch ihre Annährung täuschen. Es scheint so, als könnte der Reisende durch zwei oder drei Ruderschläge am Ziel ankommen, und der Weg würde enden. Dennoch ist der Weg sehr weit.
Wir fuhren lange auf dem Fluss weiter, der schwarz war wie die Nacht. Die Abhänge und Felsen tauchten schwimmend auf, kamen näher und entfernten sich wieder schwimmend und blieben zurück. Es schien, als wären die Lichter ins Unendliche verschwunden. Aber das Licht stand noch immer vor uns, schillerte in verschiedenen Farben und rief uns zu sich. Es war so weit und so nah…
Nun erinnere ich mich oft an diesen dunklen Fluss, über den die Berge ihren Schatten ausbreiteten, und an das helle Licht. Viele Lichter haben mich vorher und nachher durch ihre Annährung getäuscht und enttäuscht, während das Leben doch neben jenen trübseligen Stränden verläuft, und die Lichter in weiter Ferne sind und man immer noch rudern muss. Aber dennoch… Dennoch ist der Lichtschein vor uns! ...
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.10.2004.
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