Thomas Zangerl

Wie M@crosoft mein Leben veränderte

„Name sagen!!“
„Meiers. Michael Meiers.“
„Meiers wo Halloween?“
„Nein, Meiers mit E und I und nicht mit Y!“
Ich befand mich in einem schäbigen Raum, der mit Baseballschläger und blutigen Keulen gefüllt war. Die Überreste eines... nun, äh, ich schätze Menschen schmorten noch in dem firmeneigenen elektrischen Stuhl, der sich in der Mitte des neonlichtgefluteten, staubigen Raum befand. Vor mir stand der firmeneigene Schlägertyp: Er nannte sich Will Bates, war ein harter Typ und hatte nur sehr knapp, wie er erzählte, die Ereignisse auf der MS Sklavengaleere überlebt. Er erzählte immer, sein Schiff wäre mitten in ein orkanumtobtes, piratenbesetztes, minenbestücktes, haifischbelagertes, säureschwelgendes, lawinengefährdetes (?) Bermuda-Dreieck geraten. Er allein wäre den Ereignissen um die MS Sklavengaleere entkommen, hätte daraufhin beschlossen, sein Leben wäre ihm zu langweilig, weswegen er nun die abenteuerliche Tat der Gründung eines Softwareunternehmens beschloss: Macrosoft ward geboren. Doch leider war von den Ereignissen auf der MS Sklavengaleere seine linke (sowie Teile seiner rechten) Gehirnhälfte etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde, sodass er, Will Bates, es nur zum firmeninternen Schläger geschaffte hatte. Dieser firmeninterne Schläger bearbeitete zu jenem Zeitpunkt mein Gesicht.
„Jetzt aber mal ruhig mit den jungen Pferden! Au! Wissen Sie eigentlich, wie lange ich für diesen einzigartigen natürlichen Teint gearbeitet habe?“
„Du ruhig, ich schlagen, du reden!“
„Ich rede ja. Könnten Sie jetzt aufhören mich zu schlagen?“
„Nein. Ich dich schlagen, während du reden!“
Sie müssen Will Bates entschuldigen. Ein Glassplitter durchbohrte sein Sprachzentrum auf der MS Sklavengaleere.
„Au. Könnten Sie jetzt aufhören mich zu schlagen? Ich habe eine sehr seltene Blutgruppe.“
„Hör auf ihn zu schlagen, Willyboy! Er blutet uns den ganzen schönen Boden voll.“
„Ich bitte Sie! Diesen Boden darf ich wohl vollbluten.“
„Es geht hier ums Prinzip. Was, wenn das jeder sagt? Don Helmut Angerum ist mein Name.“
„Was ist das für ein Name, bitte?“
„Ich weiß. Ich habe meine Eltern für diesen Namen bereits erschossen.“
„Und Herr…“ Ich musste kichern. „Angerum, was ist Ihre Funktion hier bei Macrosoft?“
„Wie wäre es, wenn ich auf Ihre Frage mit einer Gegenfrage antworte: Herr Meiers – was ist das übrigens für ein bescheuerter Name, Meiers?“
„Kennen Sie Meiers Weltreisen?“
„Ja.“
„Gut, damit hat mein Name nämlich nichts zu tun.“
„Kennen Sie Michael Myers?“
„Den Halloween Mörder?“
„Ich habe ihn getötet und seinen Namen gestohlen.“
„Wirklich?“
„Nein. Ich wollte nur sehen, wie viele Idioten darauf hereinfallen.“
„Willyboy?“
„Ja?“
„Bitte schlag Herrn Meiers einmal ordentlich mit deinem netten stachelbestückten Schlagring.“
„Wie Herr wünschen.“
Eine nicht sehr angenehme Szene folgte, nämlich etwas, das Will Bates das Prinzip der Schnelltätowierung nannte.
„Bluten Sie gefälligst langsamer, Herr Meiers. Die Raumpflegerin kommt erst am Mittwoch. Jetzt will ich zu meiner eigentlichen Frage fortschreiten – Zigarre?“
„Das ist Ihre eigentliche Frage?“
„Nein, das ist meine Zigarre. Meine eigentliche Frage ist, wie Sie in unser High-Security Macrosoft Gebäude eindringen konnten.“
„Und?“
„Na, ich frage Sie, wie Sie in unser High-Security Macrosoft Gebäude eindringen konnten – Zigarre?“
„Nein danke.“
„Und?“
„Und was?“
„Na, wie konnten SIE NUN EINDRINGEN, VERDAMMT?"
"Achso, in das Macrosoft Gebäude?"
"Sie sind nicht in der Position, hier Fragen zu stellen!"
"Die Wahrheit?"
"Ich fragte nie nach etwas anderem."
"Also - ich saß alleine in dem leeren Lokal, Klavier spielte, der Kellner bediente die Gäste..."
"Sie sagten, Sie waren allein!"
"Bringen Sie mich nicht durcheinander. Also - ich saß ganz alleine in dem überfüllten Lokal, einsam, mit all meinen Freunden und da saß sie, meine große Liebe, sie, ganz alleine, ich hätte sterben können für sie, Eifersucht zerfraß mich jeden Moment, in dem sie ihn anblickte, ihn berührte, ihn ansprach, ich hätte sterben können vor Eifersucht, sie drang in die innersten Bereiche meines tiefsten, ehrlichsten Selbst ein, überflutete die Kraft meines Herzens, brachte gefährliches Flackern in die Flamme, die mein Lebenslicht darstellte, löste diese blinde Wut in mir aus..."
"Wenn ich Sie unterbrechen darf - was hat das mit dem Eindringen in das Macrosoft Gebäude zu tun?"
"Gar nichts. Sie sagten, Sie wollten nur die Wahrheit haben..."
"Die Wahrheit ÜBER das Eindringen! Sie sind nicht Humphrey Bogart und das ist nicht Casablanca und ich sehe hier nirgendwo IRGENDEINEN VERDAMMTEN SAM KLAVIER SPIELEN! Sie etwa?"
"Will will Klavier spielen. Will will Klavier spielen!"
"Still Will! Du kannst nicht Klavier spielen, Willyboy!"
"Will aber."
"Du heißt aber nicht Sam."
"Also, noch einmal Meiers, die Wahrheit über Ihr Eindringen. Und vergessen Sie nicht - Sie sind ein Agent und kein Detektiv!"
„Ich rannte mit meiner AK 47 Kalashnikov durch die russische Taiga – ich wusste sie waren hinter mir her – Truppen der roten Armee, Agenten des Kremls, sie verfolgten mich und sie würden die Experten sein in diesem ihren rauen Land, würden mich in Hinterhalte, Fallen, Gefahren locken, bis meine Kraft zur Flucht nicht mehr ausreichen würde und ich mich ihnen in einem verzweifelten, spektakulären Endkampf stellen müsste – dieser Endkampf würde die Entscheidung, das Urteil treffen, das nur einen Sieger in dieser Welt zuließ – sie oder ich. Es gab keine Graustufen, keinen undefinierten Nebel, kein ethisches Böses und unmoralisch Gutes, es gab nur schwarz und weiß, gut und böse, sie und ich...“
„Herr Meiers – was hat das mit Macrosoft zu tun?“
„Na, sie wollten doch die Wahrheit über Eindringen in feindliches Territorium wissen.“
„Will, zeig bitte Herrn Meiers, dass das nicht das ist, was wir wissen wollten!“
Will packte eine seiner riesigen Vorschlaghämmer aus, befestigte eine Reihe 9 Zoll Nägel an den Enden und spielte Minenarbeiter und Aufseher. Ich war keiner von beiden. Ich war die Mine.
„Sie machen Fortschritte, Herr Meiers. Sie bluten schon viel langsamer.“
„Daf ift, weil if kein Blut mehr habe – und keine Fähne!“
„Will, sei doch so nett und setze Herrn Meiers seine Zähne ein – er will uns ja noch eine nette Geschichte erzählen – stimmt’s, Herr Meiers?“
„Kennen Sie Detlef?“
„Welchen Detlef?“
„Ihren Detlef.“
„Meinen Detlef?“
„Ihr Detlef. Er hat mich hereingelassen, nachdem wir ein paar Bier getrunken hatten und den einen oder anderen Joint geraucht hatten. Das ist alles über mein Eindringen.“
„Willyboy?“
„Ja?“
„Geh bitte einmal schnell Detlef erschießen.“
Das war meine Gelegenheit. Wenn gerade Detlef erschossen wurde, dann war Will Bates nicht mehr im Raum und niemand konnte mich mehr schlagen.
„Also, J. Edgar Huber, mein Partner und ich sind Beauftragte von der Regierung die dunklen Machenschaften von Macrosoft aufzudecken. J. Edgar Huber ist der Sohn eines englischen Staubsaugervertreters und müsste eigentlich J. Edgar Hoover heißen, heiratete aber anno 1960 seine Frau in der ehemaligen DDR.“
„1960? Wie alt ist dieser J. Edgar Huber?“
„Keine Ahnung. In unseren Einsätzen erzählte er immer etwas über die große Depression und den Krieg oder so.“
„Er arbeitete also als taktischer Berater?“
„Nein, neben mir im aktivem Einsatz.“
„Äh… für welche Regierung arbeiten Sie noch einmal?“
„Für DIE Regierung. Jedenfalls, nachdem J. Edgar Huber eine Zeitlang Chef einer zweitklassigen Untersuchungseinheit in irgend so einem Entwicklungsland war wurde ihm sein Leben zu langweilig und er beschloss, da er immer etwas paranoid wegen der kommunistischen Bedrohung oder so war, professioneller Kommunistenjäger zu werden. Nachdem die Kommunisten 1990 als aussterbende Art unter Naturschutz gestellt wurden, war er arbeitslos und füllte seinen Antrag für die Aufnahme in DIE Regierung aus. Normalerweise nehmen wir nur Personen bis 30 auf, aber bei J. Edgar Huber ging beim Alter eine Null verloren.“
„Und wo ist dieser J. Edgar Huber jetzt?“
„Glauben Sie den Memphis-Zigaretten, wo immer draufsteht „Rauchen gefährdet die Gesundheit“?“
„Das sollte man. Ich rauche Zigarren – Zigarre?“
„Huber glaubte es nicht. Ich habe ihm immer gesagt, man sollte Zigaretten nicht im Mund mit dem Flammenwerfer anzünden.“
„Das ist doch verantwortungslos!“
„Na, Sie hätten ihn sehen sollten, als eine junge attraktive Dame ihn nach Feuer für ihre Zigarette fragte. Aber schließlich hat er es doch noch geschafft sie anzuzünden.“
„Die Zigarette?“
„Die Frau. Doch das war noch nicht einmal das Peinlichste. Sie hätten ihn sehen sollen, als er sie zu löschen versucht hat.“
„Die Frau?“
„Die Zigarette. Die sollte doch nicht verschwendet werden, wenn sie niemand raucht. Jedenfalls – glauben Sie mir, Sie wollen es gar nicht wissen. Wir haben jetzt in drei Dutzend Länder Einreiseverbot…“
„Warum wurden Sie also zur Jagd auf Macrosoft geschickt?“
„Um Ihre üblen Machenschaften zu vereiteln. Macrosoft will eine Tastatur auf den Markt bringen, die nur aus den drei Tasten Steuerung, Alt und Entfernen besteht…“
„Hey, 81% unserer User behaupten, sie hätten noch nie eine andere Kombination benötigt.“
„Wollen Sie jetzt wissen, wie es zum Eindringen J. Edgar Hubers und mir in das 25.000 km² große Macrosoft Gebiet kam oder nicht?“
„Das würde mich in der Tat sehr erfreuen.“
„Die Nacht war kalt… Ach ja, übrigens es war Nacht.“
„Das fängt ja an wie ein viertklassiger Groschenroman.“
„Das Gebäude unserer Einheit, der DEA, der Anti-Drogenkriminalitätseinheit war überfüllt und sämtliche Personen waren am Rauchen ihrer Zigaretten, ich trat in den Raum mit den bis auf die Zähne bewaffneten DEA Beamten ein und begann die 16 Personen mit der Aufschrift ‚Wenn Drogen dich nicht töten, dann tun wir es!’ anzusprechen.
‚Kann ich einen Joint…“
Die DEA Beamten zogen ihre Waffen, zielten auf meinen Kopf.
Venture-Antrag stellen?’
Allgemeine Erleichterung herrschte im Raum.
‚Hat hier jemand Cannabis…’
Die DEA Beamten entsicherten ihre Waffen und füllten sie mit Magazinen. ‚unseren pakistanischen Austauschoffizier gesehen?’
Allgemeine Erleichterung machte sich breit.
‚Wie steht’s mit dem Crack…’
Die Lage wurde ernst. So komische rote Punkte tauchten auf meinem Kopf auf, das Klicken einiger Pistolenhähne hallte durch den Raum eine Wortmeldung von einem weit entfernten Hausdach wurde vom Wind durch die Straßen getragen: ‚Soll ich auf Kopf oder Herz sch…’.
‚für die neuen Macrosoft Programme?’
Doch da kam er.
‚J. Edgar Huber. ATF, Gentlemen. Bitte treten Sie zur Seite. Mit dem werde ich fertig.’
‚Du willst also Drogen, Junge?’
‚Das habe ich nie so explizit gesagt…’
‚Du willst also Drogen haben, Junge? Du wendest dich an die DEA. Bist du verrückt? Bist du total übergeschnappt?’
‚Ich wollte nie Drogen haben und ich weiß, dass es verrückt ist, sich damit an die DEA zu wenden.’
‚Das ist wirklich verrückt. Weißt du eigentlich, wie teuer die hier sind? Auf dem Schwarzmarkt bekommst du den Stoff viel billiger und kannst auch noch feilschen. Bei der DEA ist der Grammpreis viel zu hoch. Hier kaufen nur der Präsident der Ver******** St***** und die Qu*** von En***** ein. Komm, wir gehen in einen besseren Shop. Hast du Lust auf einen lauen Regierungsjob?’
‚Für welche Regierung?’
‚Für DIE Regierung. Für die großartigste Nation der Welt. Für das demokratischste, verfassungsrechtlichste, aufgeklärteste, postmaterialistischste, wunderbarste Land der Welt.’
‚Den Irak?’
‚Nicht ganz. Mein Auftrag ist, ins Macrosoft-Gebäude einzudringen.’
‚Um die dunklen, diktatorischen Machenschaften und Ambitionen publik zu machen?’
‚Nein.’
‚Um Don Helmut Angerum zu liquidieren?’
‚Nein.’
‚Um die Einflussnahme Macrosofts auf die Weltpolitik klarzulegen.’
‚Nein. Unser Präsident will die gecrackte Version von Macrosoft Windel XE nicht im Internet registrieren und will, dass wir deshalb einen Lizenzkey stehlen gehen.’
‚Damit wäre meine moralische Ungewissheit beseitigt, da ich jetzt weiß, dass wir für etwas Gutes kämpfen. Weißt du eigentlich, dass dieses Marihuana Zeug zu Gleichgültigkeit und zur Verflachung der Affektion ({f.;-, -en} 1 Erregung, Reizung 2 Zuneigung, Gunst 3 Liebhaberei [lat. affectio „Einwirkung, Beschaffenheit, Stimmung, Neigung“]) führen kann?’
‚Das ist mir doch egal. Ich hol mir noch einen.’
‚Wie sollen wir übrigens in das Macrosoft Gebäude kommen?’
‚Kennst du moderne Transporthubschrauber, so im Stil von Blackhawks?’
‚Gut, denn so etwas steht uns nicht zur Verfügung… Wir wählen den Landweg und die Landminen auf dem Macrosoft Gelände.’
‚Landminen?’
‚Sieh es einfach als Reaktionstest an.’
‚Wie steht es mit unserer restlichen Ausrüstung?’
‚Äh, nun ja, der Präsident meinte, wenn wir schon den Windel XE Lizenzkey stehlen gehen, könnten wir uns unsere Waffen und so auch auf so ähnlichem Wege organisieren.’
‚Stehlen?’
‚Leihen. Ein Problem gibt es: Um in das Macrosoft Gebäude zu kommen, müssen wir an Olga vorbei.’
‚Olga?’
‚Frag lieber nicht. Aber Helena hilft uns.’
‚Helena?’
‚Glaub mir – du willst es gar nicht wissen.’"
Genau in diesem Moment begann mich eine Tatsache in meinem tiefsten Inneren zu kränken und zu stören - ich befand mich gerade in meinem innigsten emotionalen Erzählzeitpunkt und Don Angerum - nun ja, er drückte wie verrückt auf irgend so einem Handheld herum.
"Was denken Sie sich eigentlich - ich dachte, das wäre ein Verhör und so..."
"Ja, ja, ja, erzählen Sie nur weiter, ich kann mich auf zwei Sachen gleichzeitig konzentrieren."
"Ich dachte, was ich erzähle, wäre wichtig."
"Das hier ist auch wichtig! Ich habe immer noch nicht alle 250 Pokémon gefangen und Pikachu ist erst auf Level 90!"
"Alles wegen ein paar so dummen Pokémon?"
"Die sind nicht dumm! Der Professor sagte mir, es wären außergewöhnlich intelligente Lebewesen."
"Also gut, ich erzähle dann einmal weiter, lasse aber einige Teile aus, die für das Verständnis wichtig sind."
"Ja, ja."
"Sie verstehen den Zusammenhang dann aber nicht mehr!"
"Stirb Raichu stirb, ich muss dich mit meinem Pokéball fangen!"
"J. Edgar Huber und ich standen auf dem Feld der Ehre. Huber hatte sich all seine Orden umgehängt, was sich zu einem Problem ausartete, als wir vor einem Hubschrauber mit Flakgeschütz flüchten sollten, seine Orden (Gesamtgewicht 121 Kilogramm) ihn aber am Laufen hinderten. Da sehen Sie's - jetzt werden Sie nie erfahren, warum uns der Hubschrauber angegriffen hat."
"Und?"
"Was und?"
"Soll mich das jetzt interessieren?"
"Na, jedenfalls standen wir auf dem Feld des 25.000 km² großen Macrosoft Gelände, wussten, am anderen Ende würde sich das Firmengebäude befinden, wussten wir müssten dort hingelangen, wussten nicht, wie. Ich konnte Hubers Vorschlag, ich solle vorausgehen, um empirisch festzustellen, wo die Minen seien, nicht ganz gutheißen und schlug stattdessen vor, Helena um Rat zu fragen. Helena war eine alte Geschäftsfreundin Hubers, die er während seiner Eskapaden im Bosporus kennenlernte.
'Ich werde jetzt Helena anrufen. Ich weiß, dass das das letzte ist, was ich mir vorgenommen hatte zurückgreifen zu müssen, aber uns bleibt jetzt leider keine andere Wahl.'
'Ach komm, J. Edgar. Sei nicht so sexistisch! Nur weil sie eine Frau ist...'
'Es geht hier nicht darum, dass sie eine Frau ist. Sie ist eine POLITIKERIN!'
'Oh mein Gott. Nein!'
Kurz darauf hatten wir das erlesene Vergnügen besagte Helena kennen zu lernen. Nachdem sie sich mit ihrem Privathubschrauber einfliegen hatte lassen, begann sie sofort mit der eingehenden Diskussion unserer Probleme. ‚Ich meine, das sind doch nur Minen. Mit Minen muss man doch verhandeln können. Ich gehe jetzt kurz in das Minenfeld und rede einmal mit den Minen. Ich meine, man kann doch jedes Problem mit allen verhandeln und ich bin sicher die Minen und wir können eine gemeinsame Gesprächsbasis finden, aus der sich dann ein Kompromiss ergibt.’
Wir beschlossen allerdings nicht auf Helena zu hören, da Huber eine viel bessere Lösung hatte. Wohin gehen Sie denn?“
„Ich dachte, es würde Sie sicher nicht stören, wenn ich mir einmal kurz was zum Trinken holen gehe. Die Luft ist furchtbar trocken hier drin.“
„Ich jedoch dachte, dass das ein Verhör wäre!“
„Das ist es ja. Ich höre Ihnen über diese Kamera hier zu.“
„Welche Kamera?“
Und schon hatte er den Raum verlassen. Ich jedoch begann meine Leidensgeschichte weiter zu erläutern.
„J. Edgar Huber hatte also mit Helena das optimale Mittel gegen Minen gefunden. Helena holte nämlich ihren Staatssekretär, den legten wir dann an eine Leine und ließen ihn vor uns das Minengebiet abgehen. Schön langsam, mit einer schwindenden Menge diverser Staatssekretäre, gelangten wir zu diesem jenen Bunker in dem gerade in diesem jenen Moment das so genannte Verhör, wenn man das noch so nennen kann, vor sich geht.
Allerdings oblag es noch meinen Fähigkeiten, die Wache vor dem Bunker zu überzeugen, nämlich besagten Detlef, über den ich jedoch glücklicherweise einmal etwas in den Memoiren des Dr. Dreipflanz gelesen hatte.“
„Doch was war mit Helena und J. Edgar Huber?“
„Sie sind ja schon wieder da! Nun irgendwann gingen uns die Staatssekretäre aus. Doch da war immer noch das Problem mit Olga.“
„Ich dachte, es war Detlef?“
„Olga und Detlef. Sie fangen ja wieder an, sich für unsere Leidensgeschichte zu interessieren.“
„Das ist, weil wir jetzt einmal zu dem Punkt kommen, in dem Sie tatsächlich in das Macrosoft Gebäude eindringen.“
„Bei Detlef reichte die bereitwillige Zur-Verfügung-Stellung von Gratisjoints.
Bei Olga war die Lage etwas prekärer. Ich musste mich an ihr vorbeischleichen. Grundsätzlich gab es drei großartige Möglichkeiten in das Macrosoft Hauptquartier zu kommen: Da war einmal der Weg über den Lüftungsschacht, dann der unterirdische Macrosoft Tunnel, der Dachlandeplatz, der von einem nahe gelegenen Berg zu erreichen war und dann war da noch der Fronteingang. Allerdings gab es bei den allzu großzügigen Wahlmöglichkeiten auch noch klitzekleine Nachteile zu bedenken."
"Und die wären?"
"Nun, über den Lüftungsschacht entließ Macrosoft ein merkwürdiges Nebenprodukt der Softwareherstellung, dass sich Saringas nennt, weswegen der nicht ganz zu empfehlen war. Im unterirdischen Macrosoft Tunnel tummelten sich 2 Meter 30 große Ratten, von denen ich keine Ahnung habe, wie sie dorthin gekommen sind."
"Ich weiß von nichts. Sie können mich verhören, so viel Sie wollen. Ich weiß von keinen geheimen Experimenten mit Menschen. Ich weiß auch nicht, dass Macrosoft 51% von Area 51 aufgekauft hat. Sie können mich fragen, was Sie wollen. Ich weiß von nichts."
„Bezüglich des Dachlandeplatzes gab es ein Problem, dass uns daran hinderte, ihn als adäquates Mittel modernen Eindringens zu benützen: Er war nur über den Berg erreichbar und da der Berg stolze 245 Meter hoch war entschloss ich mich doch für den direkten Kampf gegen Olga. Ich meine, ich war ein Mann, ich war stark und schnell, ich war schlau, meine Reaktionen an meinem höchsten Punkt, meine Reflexe trainiert, es musste einfach einen Weg geben, Olga zu besiegen und ich wusste, ich würde sie besiegen.“
„Und wie haben Sie sie besiegt?“
„Warum, zum Geier, warum glauben Sie, sitze ich jetzt wohl hier?“
„Und das war’s?“
„Das war’s sozusagen.“
„Das ist Ihre gesamte Geschichte des Eindringens in das Macrosoft Gebäude? Ich dachte, Sie wären ein gefährlicher Agent! Nun besteht leider keine Veranlassung, Sie zu töten…“
„Ihre letzte Stunde hat geschlagen, Don Angerum! Nun zeigen Sie mir, wie die Arbeit in einem Macrosoft-Werk vonstatten geht!“
„Das wollen Sie wirklich sehen? Es kann mitunter eine für das ordinäre menschliche Auge relativ unverständlich erscheinende Reihe automatisierter Prozesse sein… aber bitte, sie haben sich entschieden, das Unerwartete zu erwarten, das Schreckliche zu erleben und to boldly go where no man has gone before?
„Yep.“
„Ihnen ist klar, dass ich Sie töten muss, sobald Sie unser Geheimnis gesehen haben?“
„Yep.“
„Das interessiert Sie einen S*****dreck?“
„Yep.“
„Gehen wir.“
Ich wurde von Don Helmut Angerum in die Macrosoft Hauptprogrammierhalle geführt, wo unzählige versklavte Macrosoft Mitarbeiter (teilweise Ex-‚Angestellte’ der MS Sklavengaleere) unter gewerkschaftswidrigen Arbeitsbedingungen ihren Akkordlohn abschufteten und frustrierte Hotline Mitarbeiterinnen verzweifelten Anrufern unfreundliche Desinformationen, Verbindungsansagen und Werbesprüche zwischen zwei Sätzen ihres Selbstmotivationskursbuches, die Augen halb auf den halbzeilenmodusemulierten MPEG-Videos, die mit ihrem Macrosoftbetriebsdatastream dem Internet entnommen wurden, gerichtet, in einer, einem Menschen, der es nötig hat, Selbstmotivationskursbücher zu lesen, entsprechenden Weise, befremdlich entgegenbellten. Bis heute wusste ich nicht, zu welchen Satzkonstruktionen ich fähig bin, doch das, was ich bei Macrosoft gesehen habe hat mein Bewusstsein erweitert. Denn oben erwähnte ich nur, was ich erwartet hatte, zu sehen. In Wirklichkeit bestand das gesamte Team von Macrosoft nur aus einem… Affen. Einem Affen, der wild auf einer Tastatur herumhämmerte. Einen Affen, der wild auf einer Tastatur herumhämmerte und dabei Chips aß. Computerchips.
Ich betrachtete Direktor ohne Namen (D.O.N.) Helmut Angerum und richtete eine dringliche, mir eigene Frage an ihn.
„Sind Sie sicher, dass der noch ganz richtig ist?“
„Die Chips? Das ist in Ordnung. Er verarbeit Wintel Befehlszeilensätze.“
„Ich meinte die Tastatur.“
„Das ist in Ordnung. Das ist ein AppleJuice iMec, der hält das aus.“
„Nein, ich meinte die Tastatur! Er frisst sie!“
„Das ist in Ordnung. Unser neues O/S benötigt Tastaturtreiber.“
„Ach und er ist qualifiziert, die zu verarbeiten?“
„Klar, in seinem Affenstamm war er vom Blocker/Treiber/Fänger Verband Treiber. Zusammen mit einer Tastatur ist er Tastaturtreiber. Logisch, oder?“
Was soll ich sagen? Die wohl geneigtesten Leser werden bei diesem Zeitpunkt wohl bestenfalls mitbekommen haben, dass ich Agent bin, also kann ich mir Details ersparen. Allerdings, bezieht man sich auf das Versprechen von Don Angerum, so dürfte ich wohl gar nicht mehr leben, was vielleicht den allergeneigtesten Lesern aufgefallen sein dürfte.
„Sie glauben, Sie haben geneigte Leser?“
„Sie können meine Gedanken hören, Don Angerum?“
„Nein, aber Thomas Zangerl kann. Und der hat’s mir gesagt.“
„Wer ist dieser Thomas Zangerl?“
„Er hat die totale Kontrolle über uns, bestimmt jegliche unserer Handlungen und hat sich aufs Extremste darauf eingeschworen, denselben Erzählstil und dieselben Witze solange zu recyceln, bis es untertrieben wäre, zu sagen, es wäre eine Untertreibung zu sagen, der Humor wäre schal. Jedenfalls hat er sich für ein offeneres Ende entschieden.“
„Dieser Thomas Zangerl muss ein ziemlich kranker Kerl sein!“
Kurz nachdem ich diese Äußerung getätigt hatte, verstarb ich mysteriöserweise… (hatten wir das nicht schon einmal irgendwo?)
„Ich nehme es zurück! Er muss ein sehr netter Kerl sein.“
… nur um kurz darauf mysteriöserweise aufgrund besonderer Umstände wieder zum Leben erweckt zu werden.
Jedenfalls befand ich mich immer noch in dem Macrosoft Hauptquartier, Don Angerum in meinem Angesicht, eine Zigarre in seinen rechten Mundwinkel geklemmt, deren Rauch mir in die Augen stieg. Der Affe hatte sich mittlerweile dazu entschlossen, mit der Tastatur auf den Bildschirm einzuschlagen, was angeblich zum Stabilitätstest gehörte (ich dachte, die produzierten Software).
„Viel haben Sie uns nicht erzählt, Herr Meiers. Keiner von uns weiß jetzt eigentlich genau, was mit J. Edgar Huber geschehen ist.“
„Nun, ich erzählte von dem Minenfeld…“
„Ach da, da habe ich mir wahrscheinlich gerade den Superbowl angesehen.“
„Sie gehen während meinem Verhör den Superbowl ansehen?“
„Nun, der Superbowl ist wichtig! Jedenfalls, um zum Punkt zu kommen: Ist Ihnen eigentlich jemals in den Sinn gekommen, dass da die entfernteste Chance…“
„Die entfernteste Chance…“
„…bestehen könnte, dass J. Edgar Huber das Minenfeld überlebt hat?“
„Das Minenfeld überlebt hat?“
„Jawohl Herr Meiers, dass er das Minenfeld überlebt hat. Wir werden uns seine Version der Geschichte anhören und so werden wir sehen, ob sie uns die Wahrheit über die Ereignisse betreffend Macrosoft erzählt haben.“
„Das dürfen Sie nicht!“
„Wieso dürfen wir das nicht, Herr Meiers, wieso?“
„Hören Sie, es gibt da wirklich etwas Schreckliches. Ein Geheimnis, tief und furchtbar.“
„Und was wäre das für ein Geheimnis, Herr Meiers?“
„Ich erzähle es Ihnen, aber ich bekomme den Affen dafür.“
„Unmöglich. Höchstens fünfzig Prozent des Affen.“
„Fünfundsiebzig!“
„Na gut. Erzählen Sie.“
„Es ist ein tiefes und dunkles Geheimnis, dass von den Tempelrittern und Illuminaten sowie diversen weiteren Geheimbündnissen, wie etwa Ikea-Käufern, seit dem Mittelalter, beziehungsweise seit es das Möbelhaus Ikea gibt, also dem Mittelalter, bewahrt wurde. Die Legende besagt, dass…
ALLGEMEINER AUSNAHMEFEHLER: m@crosoft.exe VERURSACHTE EINE SCHUTZVERLETZUNG IM MODUL COMCTL32.DLL AN ADRESSE 0478:3490.
BITTE STARTEN SIE DIESES DOKUMENT NEU UND LESEN SIE ES VON VORNE ODER WARTEN SIE AUF FORTSETZUNGEN DIE NIE KOMMEN WERDEN, ODER RUFEN SIE DIE FRUSTRIERTEN MITARBEITERINNEN UNSERER HOTLINE AN UND FRAGEN SIE SIE NACH MOTIVATIONSKURS- BÜCHER. FALLS S0001100101010011110100101010101010011110 011010101001110110101011100011110011010100111001001111010100101010001010101111010010100111100010110101010010111101000101111101000011010011100101001001111001011110001101110101010111
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Der Beitrag wurde von Thomas Zangerl auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.02.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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