Angela Heise

Das verkaufte Lachen


Es war einmal ein Junge, der wollte unbedingt gross werden. Er wollte endlich all die Dinge machen, die die Erwachsenen machen konnten. Lange aufbleiben zum Beispiel, ohne den vorwurfsvollen Blick der Mutter und den Satz “jetzt geh endlich ins Bett und schlaf“ obwohl er noch garnicht müde war. Wenn ich gross bin, so dachte er, mach ich das alles anders, viel besser als die Erwachsenen.Er begann zu träumen. Er lag auf einer Wiese voller Blumen und sah in die Wolken. Es begann zu regnen, aber keiner sagte ihm dass er rasch ins Haus gehen muss. Er war richtig erwachsen und bestimmte selbst. Er würde ganz reich werden, anerkannt von allen. Klar, eine tolle Frau würde er auch finden. Mit ihr würde er in einem schönen Auto spazieren fahren damit alle Leute ihn sehen würden.
Die Zeit verging mit seinen Träumereien und irgendwann war der ersehnte Tag da. Er nahm seine Sachen und zog hinaus in die Welt. Jetzt konnte ihn keiner mehr hindern und er wollte sein Glück suchen. Anfangs, so schien es lief alles nach seinen Wünschen und Träumen. Er verdiente Geld, hatte ein Auto und auch eine Frau an seiner Seite. Nur zufrieden, so richtig glücklich war er immer noch nicht. Mehr Geld musste er verdienen, ein scöneres Auto haben und natürlich auch eine tollere Frau. Doch egal, was er auch versuchte es wollte nicht recht gelingen.
Irgendwann wurde er traurig. Da stand mitten in der Nacht ein kleiner alter Mann an seinem Bett und rüttelte ihn wach. “Du willst alles und noch viel mehr?“ fragte der Alte. “Folge meinen Anweisungen und Du wirst alles bekommen, was Du erträumt hast. Hier sind die Steine des Glückes für Dich. Es sind 7 Stück. Hüte sie gut und setze sie ein, wenn es Dir wirklich wichtig scheint“. Der Mann war überrascht. “Was willst Du dafür von mir?“ fragte er den Alten. “Nicht viel. Du gibst mir den Teil Deines Herzes, der das Lachen beinhaltet“. Leichten Herzen gab der Mann dem alten Mann was er wollte. Lachen, wer muss das schon haben.
Wenige Tage später setzte der Mann den 1. Stein ein und siehe da, er bekam den Job, den er so sehr gewollt hatte. Der Mann war zufrieden. Die Sache lief endlich nach Plan, dachte er zufrieden. Kurze Zeit später lernte er eine Frau kennen. Ja, die wäre schon richtig. Erneut setzte er einen Stein ein und sie war bald an seiner Seite. Nun ist der Mensch so geartet, dass er nie zufrieden ist und ein Stein nach dem nächsten wurde her gegeben. Nur einen hatte er jetzt noch, als das Glück ihn wieder zu verlassen schien. Der Mann überlegte wofür er diesen letzten Stein einsetzen sollte. Geld vielleicht, denn das brauchte er. Oder vielleicht ein tolle Frau? Die, die er gerade hatte war nicht so recht nach seinem Geschmack. Sie stritt oft mit ihm, forderte ständig Hilfsbereitschaft ein und eigentlich war er ihrer schon lange überdrüssig. “Weisst Du, “sagte sie mitten in seine Gedanken hinein, “wenn Du einmal lachen würdest, so richtig laut und frei, dann würdest Du das Glück, dass Du suchst viel eher einladen. Du schaust immer mürrisch aus. Nie lachst Du und man weiss nie, ob Du Dich freust.“ Der Mann sah sie an. Sollte es das sein? Lag es daran? Er dachte eine Weile nach und dann beschloss er den letzten Stein einzusetzen um sein Lachen wieder zurück zu bekommen. Der alte Mann stand wütend vor ihm. “Du Tropf, wieso willst Du lachen, wo Du doch alle Schätze der Welt haben kannst?“ zetterte er. Der Mann blieb unbeirrt und forderte sein Lachen zurück.
Einige Tage später sah er etwas, was ihn erheiterte. Er lachte los, laut und aus vollem Herzen. Die Leute, die es hörte blieben stehen und starrten ihn an und die Meisten mussten mitlachen.
Seit dem Tag lachte er oft und viel. Seine Frau freute sich und jetzt gab es auf einmal weniger Streit, dafür mehr Liebe und Zufriedenheit. Und wenn sie sich nicht tot gelacht haben, leben sie noch heute.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.02.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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