Wolf-Rüdiger Guthmann
Die unhörbare Sprache
Jeder will jede Geschichte kennen,
drum alle nach Gedichten rennen.
Nutzen wir das kleine Denkerhirn
hinter unsrer flachen Dichterstirn.
Doch die gesammelte Poetenware
ist leicht gekraust, wie alle Haare.
Dabei können wir kommunizieren,
ohne viele Worte zu verlieren.
Nehmt nur die Gebärdensprache,
für Taubstumme eine gute Sache.
Ich dachte dereinst, ich mache
ein Gedicht über Gebärdensprache.
Das kann so schlimm nicht sein,
da fällt mir wieder gewiss was ein.
Das Internet ließ ich kurz suchen,
um dann das Lexikon zu buchen.
Das Wort „Ich“ ist selbstbewusst,
da schlägt man freudig an die Brust.
Bei „Liebe“ streift der Handrücken
an eigner Wange mit Entzücken.
Um das Wort „Dich“ zu nennen,
muss mein Finger zu dir rennen.
„Guten Tag!“ den höflichen Gruß
ich aber trotzdem noch üben muss.
Die Gebärden müssen weich galant
gleiten mit der offenen Hand.
Die Faust und auch der Zeigefinger
sind da nur bedrohliche Dinger.
Im Endeffekt muss ich gestehen,
die Sprache werde ich erst verstehen,
wenn ich von Smog und Staub,
dereinst im Alter stumm und taub.
17.03.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.03.2013.
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