Eva Wilhelm

Das Buschmädchen

 
Ganz weit oben, in einem Baum, den niemand zu betreten wagt, wohnt ein Mädchen.
Es nennt sich das Buschmädchen.
Unter der Existenz des Buschmädchens kann man sich das etwa so vorstellen:
 
Es ist wie beim Weihnachtsmann ( oder beim Christkind, je nachdem)
Als kleines Kind glaubt man daran, als Erwachsener dann nicht mehr.
 
Man fragt sich sicher, warum der Baum so gefährlich ist, oder warum niemand in seine Nähe kommen mag.
Es wurden von diesem Baum schon viele Geschichten gehört.
Etwa, dass darin lauter Eulen hausen, die sich zu Mitternacht in Kobolde verwandeln und den Nächsten, der an ihnen vorbeigeht, in UHU-Sticks © verwandeln.
Dass niemand so richtig Lust hatte, sich in eine Erfindung eines riesigen Konzerns verhexen zu lassen, ist ja eigentlich logisch.
 
Diese Gerüchte sind natürlich keinesfalls richtig - das Buschmädchen mag vielleicht einen komischen Namen haben, aber es ist nicht dumm!
Es hat sie ausgebreitet, um nicht erwischt zu werden. Wer weiß, wie viele Paparazzi  auf es warten, wenn es entdeckt wird.
 
Es kommt jede Nacht, nachdem die Uhr zu Mitternacht geschlagen hatte, aus seinem Versteck und läuft hundert Meter zu einem Haus, und kriecht dort unter ein Auto.
Wenn es ganz sicher ist, dass niemand hinsieht, rennt es als Erstes zu einem Baum, um sich einen Apfel zu schnappen, der immer herunterfällt, wenn die Nachbarskatze, vom Hund gejagt, auf diesen Baum flüchtet.
Dann schleicht es zu dem kleinen Brunnen, um sich frisches Wasser zu holen.
 
Gleich danach rennt es wieder zu dem Baum, wo es immer wohnt, um gemütlich auf der Baumkrone einzuschlummern.
 
Immer ohne Abwechslung genau dasselbe zu tun, ist auf Dauer nicht besonders aufregend.
Deshalb möchte das Buschmädchen nun endlich fliehen.
 
Dorthin, wo es nicht mit Steinen beworfen wird.
Das war auch der Grund, warum es sich mit 3 Jahren schon zurückgezogen hat.
 
Es hat schon Jahrelang alles genau überlegt, und den Plan bis ins letzte Komma auswendig gelernt.
Das Buschmädchen war Kälte gewohnt, also war es auch kein Problem für es, in die vordere "Flugklappe" eines Flugzeugs bis Südamerika zu hüpfen.
Es wurden ja hauptsächlich Nahrungsmittel hin und her transportiert.
 
Ja, morgen wird es aufstehen und sofort los laufen, damit es den ersten Flug nicht verpasst, und somit früher beim "Ziel" sein kann.
 
Die ersten Morgenstrahlen erhellen den Ort, und das Buschmädchen ist schon längst wach, es wollte aber nicht zu früh dran sein.
Das Flugzeug fliegt ja erst, wenn die Sonne schon fast ganz aufgegangen ist.
Der Weg bis zum Flughafen ist jedoch weit, also geht es mit 17 Äpfeln (Es hatte am Vortag extra den Hund ganz oft auf die Nachbarskatze gehetzt - Im Geheimen, versteht sich!)
und mit 5 Liter (Die leeren Wasserflaschen hat es im Müll aufgetrieben und danach natürlich ausgewaschen) Wasser los.
 
Es läuft am Anfang nicht, sondern erst am Schluss.
Dafür eben umso schneller!
Zum Glück hat der Bürgermeister darauf bestanden, ein paar Bäume neben dem Landeplatz einzupflanzen.
Jetzt hat das Buschmädchen ein gutes Versteck, bis das Flugzeug kommt.
 
Keine 2 Minuten später ist das Flugzeug auch schon am Landen, und das Buschmädchen kann endlich einsteigen!
Nicht, dass es etwa heiß darauf ist, bei Minus-Graden stundenlang in einer kleiner Deckfläche zu sitzen, aber Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
 
Den Aufenthalt im Flugzeug mag ich jetzt auch gar nicht beschreiben, außerdem fällt mir gar nix dazu ein.
 
Auch wenn das jetzt unglaublich klingt, es schläft sogar bei unvorstellbarer Kälte ein.
Das Landen ist das größte Problem, denn die Vorderräder klappen sich ja wieder auf.
Aber es hält sich geschickt an der Leitung innen fest.
Solange, bis das Flugzeug ganz still steht.
 
Dann hüpft es heraus und die Äpfel hat es inzwischen auch schon verputzt.
Das Quellwasser ist gefroren, aber es wird bestimmt bald wieder auftauen.
Das Buschmädchen läuft einen kleinen Hügel hinauf, und da sieht es auch schon die ganzen Bananenbäume und jetzt fühlt es sich wie im Paradis!
 
Es rennt und rennt und rennt und hört nicht eher auf, bis es das Schlaraffenland erreicht hat.
 
( Fortsetzung folgt demnächst!)

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Eva Wilhelm).
Der Beitrag wurde von Eva Wilhelm auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.10.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Eva Wilhelm als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Seelenfarben von Eveline Dächer



Dieser Lyrikband malt ein Kaleidoskop meines Lebens
Er gibt einen Einblick in mein Innerstes, meine Seele.
Hier spiegelt sich eine Farbpalette von kristallenem Hell
Über alle Regenbogenfarben bis zum tiefsten Dunkel.
Das Auf + Nieder des Lebens - Gedichte und Bilder, die in die Tiefe gehen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (2)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Spannende Geschichten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Eva Wilhelm

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Ein auffallend helles glitzern, funkeln.. von Eva Wilhelm (Weihnachten)
Eine seltsame Liebeserklärung von Dieter Hoppe (Freundschaft)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen