Andreas Rüdig

Beruf: Journalist

Er gilt als rasender Reporter: Egon Erwin Kisch ist eine Lichtgestalt des Journalismus. "Der Journalist ist ein Beruf wie jeder andere," berichtet Andreas Rüdig, seines Zeichens selbst Journalist.
"Worum geht es?

Journalisten recherchieren und sammeln Informationen, überprüfen sie und erstellen daraus schriftliche oder mündliche Beiträge für Presse, Rundfunk und Online-Medien. Zudem führen sie Interviews, bearbeiten Meldungen und Nachrichten, moderieren Sendungen oder berichten live in Radio und Fernsehen.

Ein weites Berufsfeld

Im Journalismus zu arbeiten, gehört zu den Traumvorstellungen vieler junger Menschen: Durch die Welt reisen, sich mit interessanten Leuten an der Hotelbar treffen und die Größen dieser Welt aus Politik, Wirtschaft, Sport, Unterhaltung und Kultur interviewen - am besten noch vor laufender Kamera. Klischees dieser Art tauchen immer wieder auf, obwohl der Alltag von Journalisten und Journalistinnen bei weitem nicht so spektakulär ist, wie oft angenommen wird. Viel Routine und häufig sehr mühsame Kleinarbeit bestimmen oftmals ihre Arbeit.

Ebenfalls an der Tagesordnung sind unregelmäßige Arbeitszeiten und Termindruck. So soll etwa die Kritik des abendlichen Konzerts in der nächsten Frühausgabe der Tageszeitung zu lesen sein. Und wenn wichtige Informationen und Meldungen der Nachrichtenagenturen zu später Stunde eingehen, müssen sie diese noch kurzfristig redigieren, damit sie z.B. in der aktuellen Nachrichtensendung platziert werden können. In der täglichen Redaktionssitzung besprechen sie die anstehenden Themen und planen ihre Aufgaben. In der Regel gibt es eine Fülle an möglichen Stoffen, aus denen die aktuellsten, spannendsten, exklusivsten und für das jeweilige Publikum am interessantesten ausgewählt werden müssen. Je nach Ressort benötigen sie spezielle Kenntnisse. Um z.B. in der Wirtschaftsredaktion tätig sein zu können, müssen sie über betriebs- und volkswirtschaftliches Fachwissen verfügen.

Von der Recherche bis zum fertigen Beitrag

Am Anfang stehen fast immer die Recherche und die Dokumentation. Journalisten spüren Fakten auf und tragen sie zusammen. Sie informieren sich auf Pressekonferenzen, lesen Pressemitteilungen, holen durch Interviews und Befragungen Meinungen ein und beschaffen sich Hintergrundinformationen zu dem jeweiligen Thema. Dazu sichten sie Archivmaterial, elektronische Datenbanken und das Internet, um z.B. einen Trend zur Parteiensympathie zu prüfen oder frühere Aussagen eines Politikers der jüngsten gegenüberzustellen. Diese Tätigkeit ist oftmals aufwändig und arbeitsintensiv, und die jeweiligen Quellen müssen sie auf Richtigkeit und Zuverlässigkeit hin überprüfen. Meldungen von Nachrichtenagenturen gelten dabei grundsätzlich als seriös, diese redigieren sie ohne zusätzliche Recherche.

Anschließend formulieren sie ihren schriftlichen oder mündlichen Beitrag am PC. Dabei berücksichtigen sie das Quellenmaterial und die jeweilige Darstellungsform: Nachricht, Reportage, Bericht, Interview, Feature, Kommentar und Glosse, Leitartikel, Kritik oder Rezension. Aktuell und knapp bzw. umfassend, die eigene Meinung wiedergebend oder informativ - die Darstellungsformen sind vielfältig. Sie bestimmen den Aufbau, den Stil und die Länge eines journalistischen Beitrags. Entsprechend dem Medium bearbeiten die Journalisten ihn sehr unterschiedlich: Einen gedruckten Beitrag gestalten sie nach textlichen und optischen Aspekten, für das Medium Radio schneiden sie Tonbeiträge und im Fernsehen kommt zu Wort und Ton noch der visuelle Aspekt hinzu, z.B. der sichtbare oder unsichtbare Sprecher, Grafiken oder Untertitel.

Reportagen und Hintergründe

Wo Tagesnachrichten vertieft, erklärt und eingeordnet, also nackte Informationen mit Hintergrund versehen werden sollen, erstellen die Journalisten Reportagen. Um sich einen ersten Überblick über das jeweilige Thema zu verschaffen, sichten sie zunächst Archiv- und Datenmaterial, lesen Pressemitteilungen oder telefonieren mit den verschiedensten Institutionen und Organisationen. Auch Informanten und Interviewpartner müssen gefunden werden. Ein dickes Adressbuch und vielseitige Kontakte sind unbedingt nötig! Und schließlich sind mit dem Moderator der Sendung der Inhalt der Beiträge und die Anmoderation zu besprechen. Auch während der eigentlichen Berichterstattung arbeiten sie nicht vollkommen losgelöst von Sender oder Verlag, denn die jeweiligen Redaktionen wollen ständig auf dem Laufenden gehalten werden.

Als Augenzeugen sind Reporter überall da unterwegs, wo news- oder nachrichtenwürdige Ereignisse stattfinden oder stattfinden könnten, bei Gewerkschaftsdemonstrationen genauso wie bei der Loveparade in Berlin. Sie interviewen Personen vor Ort und fangen dabei die Atmosphäre und Stimmung ein. Deshalb können auch kleine menschliche Szenen aus dem Umfeld der Ereignisse für sehens-, hörens- und lesenswerte Berichte verwendet werden. So hat die Reportage immer auch etwas Persönliches und Subjektives, jedoch ohne die politische oder weltanschauliche Meinung der Berichterstatter. Auch aus den verschiedensten Krisengebieten im In- und Ausland sind Hintergrundinformationen gefragt: Die Auswirkungen der Politik auf das Alltagsleben der Menschen zu schildern ist genauso wichtig wie die harten politischen Fakten. Einsätze in Kriegsgebieten dürfen jedoch nur auf freiwilliger Basis stattfinden. Denn auch mit kugelsicherer Weste, Helm oder gepanzertem Fahrzeug sind die Journalisten und Journalistinnen hier besonderen Risiken ausgesetzt.

Damit aus einem Bericht eine Sendung entstehen kann, sind weitere Personen an der Umsetzung beteiligt, z.B. Kameraleute und Kameraassistenten vor Ort sowie Cutter, Tonmeister oder -techniker im Übertragungswagen zur Aufzeichnung der Bilder und des Tons für die Live-Sendung. Wird die Fernseh- oder Hörfunk-Reportage nicht sofort live übertragen, geht die Arbeit im Sendestudio weiter. Hier sprechen die Journalisten und Journalistinnen Schnitt und Mischung (Vertonung) mit der Studiotechnik ab, manchmal gestalten sie Schnitt und Ton aber auch selbst.

Journalismus findet auch online statt

Aufgrund der zunehmenden Verbreitung der so genannten Neuen Medien, insbesondere des Internets, übernehmen Journalisten verstärkt Aufgaben in Online-Redaktionen. Hier benötigen sie neben den traditionellen Kernkompetenzen zusätzliches Fachwissen. Sie setzen das Internet effizient ein, um sich Informationen zu beschaffen und kennen die Grundregeln für die Online-Präsentation von Texten und Bildern. Ihre Texte bearbeiten sie mit Texteditoren, nutzen Content-Management-Systeme (CMS) und Bildbearbeitungsprogramme, beschaffen Bilder sowie Audio- und Videosequenzen und fügen sie in den Internetauftritt ein.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Die Arbeitsbereiche und die Anforderungen an den Beruf sind so vielfältig wie der Begriff selbst. Ob Redakteure, Reporter, Korrespondenten, Online-Redakteure, Moderatoren oder Chef vom Dienst: Sie alle gehören zur Berufsgruppe der Journalisten und Journalistinnen. Ebenso vielseitig sind ihre Einsatzbereiche. Zu den klassischen Medien Print, Rundfunk und Fernsehen gesellen sich Aufgaben in Online-Medien, im Bildjournalismus oder bei Nachrichtenagenturen, aber auch in der Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen und Organisationen. Jedoch existieren grundlegende Tätigkeiten des journalistischen Arbeitens, die für die meisten von ihnen notwendig sind, um Informationen als publizistisches "Produkt" an die Öffentlichkeit zu bringen, stellt BerufeNet, das berufskundliche Internetportal der Arbeitsverwaltung, den Beruf des Journalisten vor.

"Ein Journalist ist, ?wer hauptberuflich an der Verbreitung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung durch Massenmedien beteiligt ist�, so der Deutsche Journalisten-Verband. Aus rechtlicher Sicht kann sich jeder als Journalist bezeichnen (Artikel 5 Grundgesetz).
 
Entstehung des Journalistenberufes in Deutschland

Die Berufsgeschichte des Journalismus ist untrennbar mit der Geschichte von Zeitung und Zeitschrift verbunden. Dieter Paul Baumert unterschied 1928 vier Zeiträume der Entwicklung des Journalismus in Deutschland als Beruf:

die präjournalistische Phase bis Mitte des 16. Jahrhunderts (eher sporadisches, grundsätzlich nicht berufsmäßig betriebenes Nachrichtenwesen)
den korrespondierenden/referierenden Journalismus bis Mitte des 18. Jahrhunderts (rein neutral vermittelnde Berichterstattung ohne redaktionelle Bearbeitung)
den schriftstellernden/räsonnierenden Journalismus bis Ende des Vormärz (geistig anspruchsvolle Flugblatt- und Zeitschriftenliteratur)
den redaktionellen Journalismus seitdem (planmäßiges Zusammenwirken von Nachrichtenwesen und Tagesliteratur)
Alle vier Phasen bezeichnen jeweils nur die dominante Erscheinungsform. Heinz Pürer fügte der Gliederung noch eine fünfte Epoche hinzu. Aufgrund vor allem seit etwa 1975 eingetretener Veränderungen bei den Techniken der Zeitungsherstellung plädierte er für eine fünfte Phase des redaktionstechnischen Journalismus.

Die inhaltliche Entwicklung des Journalistenberufs in Deutschland prägten vier Faktoren:

Maß der Pressefreiheit
Verlauf des Parteienbildungsprozesses
Kommerzialisierung der Presse
Entwicklung des journalistischen Selbstverständnisses
Die deutsche Presse entwickelte sich etwa gleich der Presse in England, den USA und Frankreich bis etwa 1819, als mit den Karlsbader Beschlüssen die Meinungskontrolle in den deutschen Bundesstaaten vereinheitlicht wurde.

Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildeten sich in Deutschland zwei Typen von Presse heraus: die Herausgeberpresse und die Verlegerpresse. Journalist war im 17. und 18. Jahrhundert ein Schriftsteller, der sich mitunter auch als Herausgeber (meist zugleich auch als alleiniger Autor) eines Journals betätigte  im Falle des literarischen Journals mit der Rezension neuester wissenschaftlicher Publikationen (Literatur) befasst, im Falle des historischen oder politischen Journals der Kommentator von Zeitungsnachrichten, die zu diesem Zeitpunkt Zeitungen in der Regel ohne Kommentar und anonym abdruckten. Die damit einhergehende Arbeitsteilung - der Journalist konnte sich jederzeit darauf zurückziehen, er kommentiere die Nachrichten des Korrespondenten lediglich, sei für sie selbst jedoch nicht verantwortlich - trug vornehmlich dem instabilen Schutz der Meinungsäußerung Rechnung. Zeitungen des Typs Herausgeberpresse waren jedoch meist kurzlebig - die restriktiven presserechtlich-politischen Rahmenbedingungen ließen sie schnell aufgeben. Anders dagegen die Zeitungen des Typs Verlegerpresse. Sie waren eher auf ökonomischen denn politischen Erfolg abgestellt. Solche Zeitungen wie etwa die Vossische Zeitung waren auch die ersten, die ab etwa 1830 Journalisten fest anstellten.

Mit der Einführung eines stabileren Presserechts ab 1871 löste sich der Journalismus vom Journal. Die Analyse und der Kommentar zogen in die Zeitungen ein, die damit Plattformen öffentlicher Debatten wurden; in der Ausdifferenzierung in Berichterstattung und Kommentar lebt innerhalb der Zeitung die alte Arbeitsteilung fort. Der Journalistenberuf selbst wandelte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts von einem Nebenberuf zu einem Lebens-Hauptberuf. Seine Arbeit besteht seit diesen Umschichtungen primär in der Recherche, der Aufarbeitung und dem Angebot von Information in den tagesaktuellen Medien des Drucksektors. Eine starke Schubwirkung auf die Presse ging zudem in den 1870er Jahren von der Parlamentarisierung und der politischen Fraktionierung des gesellschaftlichen Lebens aus. Die Herausbildung der Parteipresse, die schon seit 1848 in Ansätzen begonnen hatte, setzte sich jetzt vollends durch.

Durch den technischen Fortschritt, vor allem im Bereich zwischen Redaktion und (etwa Druck-Produktion), weiteten sich die Funktionen des Journalisten aus. Je nach Betriebsgröße und -organisation werden auch Aufgaben wahrgenommen, die früher ein Setzer, ein Layouter oder ein Mitarbeiter der Lithografie erledigt hat. Vor allem Hard- und Softwareprodukte in diesem Bereich ermöglichen, dass der schreibende Journalist auf seinem Bildschirm bereits die fertige Seite sieht und noch selbst mit prägen kann. Dementsprechend erweitert sich auch das Spektrum der schreibenden Fähigkeiten um Spezialkenntnisse aus dem Bereich der Bilder-, Grafik- und Layoutwelt.


Berufsbild und Ausbildung

Jeder darf sich Journalist nennen - ohne spezielle Voraussetzungen oder einen bestimmten Ausbildungsweg. Die Berufsbezeichnung ist also ungeschützt. Hintergrund: Art. 5 GG. Auch Fotografen und Bildredakteure gelten als Journalisten. ?Redakteur ist ebenfalls nicht geschützt, wohl aber tarifvertraglich festgelegt.

Die frühere Vorstellung vom "Begabungsberuf" wurde abgelöst durch ein professionelles Berufsbild mit definierbaren Ausbildungsgängen sowie Kategorien für Qualität im Journalismus. Üblich für die berufsmäßige Ausübung ist eine zweijährige Ausbildung in einer oder mehreren Redaktionen als Volontariat, dem üblicherweise eine gewisse Zeit der freien journalistischen Tätigkeit voraus ging. Weitere Möglichkeiten sind der Besuch einer Journalistenschule oder ein Journalistik-Studium. Das Berufsfeld ist offen für Quereinsteiger, insbesondere mit Spezialwissen.

Voraussetzung für den Beruf des Journalisten ist in erster Linie die Kommunikation, sei es Sprache, Foto oder Film. Darüber hinaus kommt es auf soziales und gesellschaftspolitisches Verantwortungsbewusstsein, logisches und analytisches Denken, Kreativität sowie Kontaktfähigkeit an. Abgesehen vom Lokaljournalisten, der ein Allrounder sein sollte, sind in den Mantelredaktionen bei den Printmedien sowie von Hörfunk und Fernsehen zunehmend Fachleute gefragt.

Ein Hoch-Fachstudium oder Journalistik und Publizistik können die Grundlage bilden. Danach sollte ein Volontariat absolviert werden, in dem man die praktische Seite des Berufs kennen lernt. Die meisten Redaktionen verlangen mittlerweile ein abgeschlossenes Hochschulstudium, um eine Volontariatsstelle zu bekommen.

Journalistenschulen vermitteln Medienpraxis, da sie praktischer ausgerichtet sind als die Studiengänge an den Universitäten. Sie werden häufig nach dem oder parallel zum Studium besucht.

Neben dem Studium sollte schon praktische Erfahrung, beispielsweise als freier Mitarbeiter in einer Lokalredaktion, gesammelt werden, sonst ist es schwer, eine Volontariatsstelle zu bekommen. Geschätzt werden zurzeit 50.000 Bewerbungen für insgesamt 1200 Volontariatsstellen. Ein Volontariat dauert zwischen 15 und 24 Monaten.


Tätigkeitsfelder Fotojournalisten

Journalisten arbeiten in Printmedien wie Zeitungen, Zeitschriften und Anzeigenblättern, aber auch im Hörfunk und Fernsehen, Öffentlichkeitsarbeit sowie Nachrichtenagenturen oder Pressebüros. In Pressestellen haben rund 75 % der Mitarbeiter eine journalistische Ausbildung absolviert. Eine Großzahl der deutschen Journalisten arbeitet heute parallel als freier Journalist in diesen Bereichen.

Mit dem Online-Journalismus kamen als jüngstes Tätigkeitsfeld Online-Redaktionen hinzu. Ferner sind Journalisten als Pressesprecher oder Pressereferenten in den Pressestellen (auch PR- oder Marketingabteilungen) von Wirtschaftsunternehmen, Behörden oder Organisationen tätig.

Im Bereich der Tageszeitungen arbeitet ein großer Teil als Lokaljournalist. Bei überregionalen Tageszeitungen, bei Zeitschriften und in den Bereichen Rundfunk und Fernsehen findet i. d. R. eine Spezialisierung auf bestimmte Ressorts statt, z. B. Nachrichten, Sport, Wirtschaft, Kultur, Musik, Wissenschaft, aber auch für Seitengestaltung und Überschriftenformulierung, Recherche, Koordination.


Arbeitsverhältnisse

Korrespondent - Redakteur - Reporter - Bildredakteur - Kolumnist - Feuilletonist - Lokaljournalist - Leitartikler - Fotojournalist - Videojournalist - Moderator - Sportjournalist - Produktionsredakteur

Wer bei Presse, Hörfunk oder Nachrichtenagenturen Nachrichten innerhalb einer Redaktion bearbeitet, also redigiert, gilt als Redakteur. Dabei werden Bild- und Text-Redakteur unterschieden. Im Gegensatz dazu arbeitet der Reporter vor Ort, etwa bei einem großen Unglück oder einer Naturkatastrophe, recherchiert also die Fakten einer Geschichte. Ein Korrespondent ist für seine Heimatredaktion (Zeitung, Hörfunk, Fernsehen, Nachrichtenagentur) in der Bundes- oder Landeshauptstadt oder im Ausland tätig. Außerdem gibt es noch den Moderator, der Sendungen entweder im Fernsehen oder im Hörfunk präsentiert.

Laut Schneider/Raue arbeiteten 2003 für Tageszeitungen circa 14.000 Redakteure, für Zeitschriften etwa die Hälfte, rund 8000 für die Rundfunkanstalten und 5000 für Anzeigenblätter.

Neben den angestellten Journalisten gibt es auch rund 40.000 freiberufliche Journalisten. Diese arbeiten auf Honorar-Basis oder handeln Pauschalverträge aus. Sie bekommen jedoch keine regelmäßigen Aufträge und müssen ein eigenes Büro unterhalten, dazu müssen sie sich an ihren Kunden und deren Themenwünschen orientieren. Ein freier Journalist im Pressewesen wird nach gedruckten Zeilen honoriert. Viele Moderatoren im Fernsehen sind freie Journalisten. Neben denjenigen, die sich freiwillig gegen eine Festanstellung entschieden haben und gut verdienen, nimmt das Heer der auftragsknappen oder -losen Journalisten mit Nebenjobs ständig zu. Selbst große Medien haben Festangestellte und freie Mitarbeiter entlassen.

Zeitschriften, Fernsehen und Hörfunk sind auf die Freien angewiesen, da diese letztendlich billiger und flexibler einsetzbar sind und Verlage und Zeitungshäuser in den letzten Jahren umfassend rationalisiert haben, da der Kostendruck wegen sinkender Auflagen gestiegen ist.

Pauschalisten sind Journalisten mit einem Pauschalhonorar, jedoch ohne feste Arbeitszeiten.

Darstellungsformen 

In seiner Arbeit benutzt der Journalist unterschiedliche Darstellungsformen. Neben der reinen Vermittlung von Fakten (Nachricht, Bericht, Fotografie, Film und Interview) fließen in den anderen Darstellungsformen auch persönliche Eindrücke ein: Reportage und Feature. Eine ausschließlich persönliche Wertung, Einordnung oder Erklärung eines Sachverhaltes findet sich im Kommentar und in der Glosse.


Selbstverständnis der Journalisten

In ihrem Selbstverständnis unterscheiden sich Journalisten aus England und Amerika grundlegend von ihren Kollegen auf dem Kontinent. Clichés wie All The News That's Fit To Print oder Tell it like it is kennzeichnen die angelsächsische Sicht der Dinge. Die diametral entgegengesetzte Auffassung bringt Tissy Bruns im Vorwort zu einer neueren Untersuchung von Weichert und Zabel auf den Punkt: Journalisten wollen und sollen die Welt erklären.

Die unterschiedlichen Einstellungen zur Rolle und Aufgabe des Berufsstandes bleiben, wie Noelle-Neumann et al. nachweisen, denn auch nicht ohne Einfluss auf die Wirkungsabsichten der zwei Journalistengruppen. Die in der Kommunikatorforschung übliche Einteilung in Idealtypen beleuchtend halten sie fest: In verschiedenen Untersuchungen zeigte sich bei deutschen Journalisten eine Dominanz der eher aktiven und teilnehmenden Rolle mit dem Ziel, den gesellschaftlichen und politischen Prozess selbst zu beeinflussen, während in angelsächsischen Ländern die Rolle des Informationsvermittlers an oberster Stelle der Wertehierarchie steht.

Das Schreiben in Zeitungen wurde noch Ende des 20. Jahrhunderts auf dem Kontinent allgemein als Männersache von hohem Befriedigungsgrad angesehen. Der Journalistenberuf ist weitgehend ein reiner Männerberuf, ist im Nachschlagewerk Publizistik (1971) zu lesen. Aus einer Untersuchung, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Stiftervereinigung der Presse im Jahre 1969 durchgeführt hatte, geht hervor, dass alle Chefredakteure, 98% der Ressortleiter und 85% der Redakteure Männer waren. Hierzu führt Noelle-Neumann folgende Erklärung an: Die meisten Journalistinnen geben mit zunehmendem Alter ihre Berufstätigkeit auf.

Das hervorstechendste Merkmal des Journalistenberufs sieht Jean Baudrillard in der Verhinderung von Kommunikation.[5] Der Austausch von Information (parole et réponse) wird durch den Journalisten effektiv unterbunden. Anstatt mit einem, eine persönliche Korrelation schaffenden, reziproken Raum, haben wir es mit einer "Rede ohne Antwort" zu tun. Alibi-Übungen wie Leserbriefseiten etc. ändern an dieser Tatsache wenig. Damit nimmt Baudrillard, ohne allerdings den griechischen Philosophen zu erwähnen, einen alten Gedanken Platons auf. Dieser geht im Phaidros ausführlich auf das Problem ein. So lässt er z.B. Sokrates die Einseitigkeit des Schreibens und deren Auswirkungen betonen: Denn dies Bedenkliche, Phaidros, haftet doch an der Schrift, und darin gleicht sie in Wahrheit der Malerei. Auch deren Werke stehen doch da wie lebendige, wenn du sie aber etwas fragst, dann schweigen sie stolz. Ebenso auch die geschriebenen Reden. Und auch den Schluss, der sich daraus ziehen lässt, nimmt Platon vorweg: Wer also glaubt, seine Kunst in Buchstaben zu hinterlassen, und wer sie wieder aufnimmt, als ob etwas Klares und Festes aus Buchstaben zu gewinnen wäre, der strotzte vor Einfalt...

Die Kommunikationswissenschaftlerin Elisabeth Noelle-Neumann, die selbst in der NS-Zeit journalistisch aktiv war, sieht den Journalistenstand als besonders totalitarismusresistent an. Ihren Untersuchungen zufolge gab es vor 1933 nur wenige Journalisten, die mit der NSDAP sympathisierten. Darin sieht das von ihr herausgegebene Fischer-Lexikon der Publizistik denn auch eine Ursache dafür, dass es der Partei nie gelungen sei, ihr Ziel einer lückenlosen Lenkung der Presse zu erreichen. Neuere Publizistik-Wissenschaftler wie Horst Pöttker verweisen auf das Medienimperium von Alfred Hugenberg, das bereits vor 1933 journalistisch den Weg für eine spätere Lenkung der Medien durch die NSDAP bereitete. Damit folgen auch die neueren Publizistik-Wissenschaftler der Tradition, die Entwicklung als Resultat von Manipulationen mächtiger Organisationen vorauszusetzen. Im angelsächsischen Raum wird im Gegensatz dazu, den Analysen von Czes³aw Mi³osz folgend, das Denken der Einzelnen, "der Verrat der Schreibenden an der Freiheit", in den Vordergrund gestellt.

Im angelsächsischen Raum werden Bild und Selbstverständnis der Journalisten durch eine Flut von Büchern, Theaterstücken und Filmen dokumentiert. So taucht etwa The Front Page, das 1928 uraufgeführte Standardwerk von Ben Hecht und Charles MacArthur, in regelmäßigen Abständen in immer wieder neuen Adaptionen sowohl auf dem Broadway wie auch in Hollywood (The Front Page (1931), His Girl Friday (1940), The Front Page (1974), Switching Channels (1988) etc) auf dem Spielplan auf. Nichts Vergleichbares lässt sich auf dem Kontinent feststellen. Hier wird das Selbstverständnis des Journalisten, wie oben erwähnt, zur Hauptsache aus Lehrbüchern alimentiert.


Vierte Gewalt

Das deutsche Grundgesetz räumt mit der in Artikel 5 des Grundgesetzes verankerten Pressefreiheit Journalisten eine besondere Rolle ein. Die Journalisten dürfen staatlich nicht beeinflusst werden, außerdem können sie sich neben Priestern als einzige auf das Zeugnisverweigerungsrecht berufen, d. h. sie können vor Gericht die Aussage verweigern, wer ihnen die Informationen zu einer bestimmten Story gegeben hat.

Denn gerade dadurch, dass ein Informant so sicher sein kann, nicht genannt zu werden, kann Aufdeckung von beispielsweise Bestechungen eine Kontrollfunktion gegenüber dem Staat ausüben. Aus diesem Grunde werden Journalisten und Medien oft als Vierte Gewalt im Staate bezeichnet.

Zudem informieren Journalisten die Öffentlichkeit über Sachverhalte oder Vorgänge, die von allgemeiner, politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Bedeutung sind. Damit tragen sie zum Prozess der politischen Meinungs- und Willensbildung bei und erfüllen eine wichtige gesellschaftliche und öffentliche Aufgabe. Um ihrer Aufgabe als Kontrollinstanz der Gesellschaft gerecht werden zu können, stehen Journalisten besondere Recherchebefugnisse zu, die die Pressegesetze der Länder unter den Begriffen ?Auskunftsrecht oder  Informationsrecht regeln.

Zusicherungen, Auskünfte von allgemeinem Interesse von Behörden und Ämtern zu erhalten, dehnte höchstrichterliche Rechtsprechung auch schon auf Unternehmen aus, wo Recherchen notwendig waren, um entsprechende Missstände und Fehlentwicklungen aufzudecken.

Die Sorgfaltspflicht zählt ebenso zu ihren Aufgaben. Die Journalisten sind verpflichtet, vor der Verbreitung ihrer Nachrichten, diese auf Inhalt, Herkunft und Wahrheitsgehalt zu kontrollieren.

Veränderte Berufslage und Kritik

Die Medienkrise mit ihren redaktionellen Sparzwängen prägt (entsprechend schlechte) Recherchen, Personal- Stellen-, sowie Auftragsknappheit. Bei den Zeitungen arbeiten nur noch knapp 70 Prozent des Personals von 1993, bei Nachrichtenagenturen und Anzeigenblättern weniger als die Hälfte. Entsprechend den angestiegenen Reichweiten von Fernsehen, Hörfunk, Internet sind sie für den Arbeitsmarkt wichtiger, doch ist der keineswegs auch groß (genug): 2005 können vom Journalismus wesentlich weniger Menschen leben als 1993.

In den vergangenen Jahren bringen Machtmissbrauch und Sensationsgier den Journalismus zunehmend in die Kritik. Hintergrund sind die veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen im Beruf. Der Arbeitsdruck in den Redaktionen nimmt zu, dabei geht die Zahl der festangestellten Journalisten kontinuierlich zurück. Parallel dazu nimmt die Zahl der freien Journalisten zu, während deren Honorare abnehmen. Deshalb fordert die Journalistengewerkschaft DJV: "Qualität im Journalismus erfordert professionelle Arbeitsbedingungen und soziale Sicherheiten, die den journalistischen Anforderungen und der Verantwortung von Festangestellten wie Freien gerecht werden." (Quelle: Charta "Qualität im Journalismus", DJV 2002)," ergänzt die Internetenzyklopädie Wikipedia.

"Ich selbst habe in den `90er Jahren einen einjährigen Lehrgang mitgemacht. Er fand bei Klett WBS, einem Tochterunternehmen des Schulbuchverlages Klett in Düsseldorf statt. Dieser Kurs hieß "Fachzeitschriftenredakteur" und vermittelte alle Grundlagen des Journalismus," berichtete Rüdig.
Mehrere Trends sind in dem Beruf offensichtlich. Bei den offenen Stellen überwiegend Stellenangebote für "Technische Redakteure". Wer also in der Lage ist, Bedienungsanleitungen und Handbücher zu schreiben, hat gute Chancen, eine der begehrten Festanstellungen zu erhalten. Ansonsten muss sich der Arbeit suchende Journalist in die Reihe der freiberuflich Tätigen einreihen.
Zeitungen kommen und gehen. "Ich habe schon viele Titel kennengelernt, die mit viel Brimborium gestartet sind und sang- und klanglos vom Markt verschwanden," erzählt Rüdig. "Auch das Internet hat das Berufsfeld verändert. Die Arbeit ist schneller und zeitnaher, aber auch unübersichtlicher, umfangreicher und breiter geworden. Die Zahl der Informationsquellen, aber auch die Zahl der Publikationsmöglichkeiten ist riesig. Der persönliche Kontakt zur Redaktion nimmt kontinuierlich ab. Aufträge können per Telefon entgegengenommen und dann mittels Computer bearbeitet werden. Eigentlich sinnvolle Einrichtungen wie Redaktionskonferenzen können so auf ein Minimum reduziert, wenn nicht sogar gänzlich abgeschafft werden. Da ist einiges im Gange und nicht alles ist sinnvoll."

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.05.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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