Irene Beddies

Osterfreuden



Oma Erika war guter Laune. In wenigen Minuten müsste ihre Tochter mit Mann und Klein-Heino, ihrem Sonnenschein, zum Osterfrühstück eintreffen.
Der Frühstückstisch war österlich gedeckt mit dem traditionellen Hefekranz, einer Vase mit gelben Narzissen aus dem Garten und gelben Osterküken aus Plüsch.
Oma Erika nahm  den großen Korb mit den bunt gefärbten Eiern, den Süßigkeiten und den kleinen Nestchen an sich und eilte in den Garten.
Sie versteckte eines der Nester mit bunt eingewickelten Schokoladeneiern unter der Gartenbank. Ein anderes Körbchen mit Naschkram und einem blauen Ei schob sie unter die Hecke. Zwei rot und rosa gefärbte Eier legte sie vorsichtig zwischen die ersten aufgeblühten Tulpen in die Rabatte. Weitere leckere Osterfreuden versteckte sie dann an verschiedenen Orten ihres kleinen Gärtchens. Hoffentlich wurde keine der Gaben übersehen wie im letzten Jahr. Wenigstens hatte sie sich diesmal die Anzahl der verschiedenen Dinge auf einen Zettel geschrieben. Für das Aufschreiben der einzelnen Verstecke blieb keine Zeit, sie musste noch den Kaffee aufsetzen. Zudem hatte sie ihre Lesebrille auf dem Küchentisch liegen gelassen.
Da klingelte es schon.
Freudestrahlend schloss Oma Erika Klein-Heino in die Arme.
„Mein Sonnenscheinchen! War denn heute schon der Osterhase bei dir?“
„Der Osterhase hat mir ein Lämmchen gebracht, guck mal, Omi.“
Der Junge hielt ihr ein weißes Etwas entgegen, das eine rote Schleife mit einem Glöckchen um den Hals trug.
„Ich glaube“, sagte Oma Erika zärtlich zu dem Knirps, „ich glaube, der Osterhase hat in meinem Garten etwas für uns versteckt. Ich habe vorhin sein weißes Schwänzchen gesehen.“
„Darf ich suchen, jetzt gleich? Bitte, bitte, Omilein!“
Oma machte die Terrassentür auf und ließ die Familie in den Garten.
 
„Da, da, unter der Bank!“, jubelte Klein-Heino entzückt und stürzte sich auf das erste Osternest. Oma hielt ein Tablett auf der Bank bereit, auf dem konnten die gefundenen Sachen erst einmal abgelegt werden.
„Such weiter, da ist bestimmt noch mehr – auch für Mama und Papa.“
Nach und nach fand der Vierjährige immer neue Überraschungen. Oma Erika zählte in Gedanken mit. Zwei Eier fehlten noch.
Plötzlich blieb ihr Sonnenschein wie erstarrt stehen, dann rannte er los.
„Hase, Hase“, rief er, „halt! Warte!“
Tatsächlich, da hoppelte ein verängstigtes Kaninchen unter die Hecke.
Das Kind rannte hinterher, ohne darauf zu achten, wohin es trat. Hoppla! Klein Heino stolperte und landete bäuchlings in den Tulpen. Er blickte sich verdutzt um. Das Kaninchen war nicht mehr zu sehen.
Die Eltern guckten bestürzt, Omas geliebte Tulpen waren geknickt und zerdrückt. Papa nahm den kleinen Kerl schnell auf den Arm. Als er ihn auf der Terrasse absetzte, lachten Oma und Mama aus vollem Halse: Klein- Heino und Papa waren gelb verschmiert.
So also wurden die letzten beiden Eier noch gefunden.
 
© I. Beddies


Allen Lesern wünsche ich ein frohes Osterfest!


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.03.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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