Christa Astl
Ihre letzte Stunde?
Sie sitzt am Schreibtisch, ganz ruhig, nachdenklich. Im Zimmer ist es still, nur die alte Stubenuhr tickt, immer noch etwas unrhythmisch, die Sekunden. Sie schreibt an einer neuen Geschichte. Zwischendurch wandert der Blick im Nachdenken zum Fenster, verirrt sich in den Wolken, findet Ruhe in der fernen Bergkette. Gedanken kommen, die sie blind in die Tastatur tippt. Der Blick bleibt in die Weite gerichtet, wo nichts ihn ablenken kann. So kann sie sich am besten konzentrieren.
Plötzlich: – ein sonderbares Gefühl überfällt sie, steigt in ihr hoch, eine Art Schwindel, ein Schwarzwerden vor den Augen. Nicht vollkommene Dunkelheit, auch keine Bewusstlosigkeit, eher ein Kreisen, sie sieht helle Punkte, dunkle Spiralen, die in eine unbestimmbare Tiefe ziehen, sie irgendwohin mitnehmen, versenken, fallen lassen…. - Es dröhnt und rauscht in ihren Ohren.
Sie erschrickt, Panik will aufkommen. „Ist das das Ende, muss ich jetzt sterben?“ Schlaganfall, Herzinfarkt, Sekundenherztod – man hört und liest ja oft davon.
Sie schließt die Augen, um aufkommendem Schwindel vorzubeugen, oder besser gesagt, um nichts zu sehen. Sie achtet genau auf ihren Atem, jede noch so kleine Regung in ihrem Körper. - Hört das Abklingen des Tosens in ihren Ohren, nun ein Pochen, langsam, stark, wie Puls- oder Herzschlag, das langsam leiser wird. Sie atmet durch, versucht ruhig und gleichmäßig zu atmen, achtet auf das Sich- Heben und Senken ihres Bauches, öffnet die Augen.
Es ist alles wie vorher.
Sie sieht klar, nimmt die Umgebung richtig wahr, kann alle Glieder kontrolliert bewegen. - Alles ist wieder normal.
Was war das aber? Was wäre gewesen, wenn…?
ChA 31.10.14
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.10.2014.
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