Marion Metz

Mein Mann kann...

Mit vier Freundinnen saß Tina bei ihrem Lieblings-Italiener und genoss den Abend mit viel Nudeln, Wein und Ramazzotti. Eine fing an, von dem Mann der anderen zu schwärmen:
„Ich finde euch sooo süß, wie er dir noch heute jeden Tag die Käsesemmel zubereitet und mit in die Arbeit gibt! Trotz zwei Kinder und 15 Jahren Beziehung!“
„Was macht denn dein Mann so alles?“, fragte eine andere.
„Mein Mann kümmert sich, sobald er von der Arbeit zu Hause ist sofort um die Kinder, er kocht gerne, bügelt selbstverständlich selbst seine Hemden und zwei Mal im Jahr putzt er sogar die Fenster!“, zählte diese stolz auf.
„Ja und mein Mann nimmt immer zuerst den Staubsauger in die Hand, saugt das ganze Haus durch, bringt den Müll hinunter, wickelt die Zwillinge und gibt ihnen ihre Abendmahlzeit!“
Natürlich meldete sich auch noch die Dritte, die ohnehin schon ihre Brotzeit vom Mann täglich zubereitet bekam:
„Mein Mann kann wirklich alles! Er kümmert sich um die Kinder, sortiert und wäscht die Wäsche und geht sogar noch einkaufen, weil er es liebt für uns alle zu kochen!“
Alle Blicke waren auf Tina gerichtet und eine sprach es aus: „Und? Was kann dein Mann?"
„Mein Mann schenkt mir das Gefühl gesehen, geliebt, wertgeschätzt und ebenbürtig zu sein,“ antwortete sie schlicht. Alle starrten Tina an, als ob sie chinesisch spräche. „Ach ja und natürlich ist er ein guter Liebhaber, so dass ich mich weiblich, sinnlich und lebendig fühle“, ergänzte Tina nach kurzem Nachdenken und nahm einen kräftigen Schluck Wein.
„Und im Haushalt macht er nichts!?“, fragte die eine schnippisch.
„Das würde ich mir nicht gefallen lassen!“, ergänzte eine andere. „Doch, natürlich! Seine Kochkunst würde ich als erwärmen für Fortgeschrittene bezeichnen, am besten kocht er mit seiner Kreditkarte in einem Restaurant. Den Müll bringt er immer raus, wenn er gerade voll ist und er etwas wegschmeißt. Als ich krank war wusch er ein paar Mal, zur Erinnerung daran hängt sein Wollpulli in Größe XXXS neben der Waschmaschine. Staubsaugen tut er, wenn ihn die Wollmäuse nerven. Nur bügeln, das habe ich ihm ausdrücklich verboten!“, erzählte Tina.
„Bügeln?! Wieso ausgerechnet bügeln?“
„Meinen Ex-Freund habe ich einmal beim Bügeln überrascht. Ich brachte dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf und fortan war der Tiger im Bett über Nacht gestorben. Wirklich! Einfach mausetot! Immer wenn wir Sex haben wollten, kam dieses Bild in meinen Kopf. Ich sage euch! Einfach schrecklich! Jegliche Libido erstarb und ich war trocken wie ein Knäckebrot!“, erklärte Tina eindrucksvoll.
„Ohh!“, sagte die eine. „Um ehrlich zu sein. Die Käsesemmeln hängen mir schon zum Hals heraus und um die Kinder kümmert er sich auch nur, weil ich ihn zumeist so giftig angucke, dass er sich lieber freiwillig um die Kinder kümmert, bevor er sich mit mir auseinandersetzen muss. Über den Müll stolpert er fünf Mal drüber, bevor er ihn entsorgt.“
„Meiner putzt nur die Fenster, wenn ich ihm damit drei Wochen in den Ohren liege und jetzt, wo du es sagst, ich glaube du könntest recht haben mit dem Bild eines bügelnden Mannes. Da stirbt der Tiger im Bett“, sagte die andere nachdenklich, deren Tiger vermutlich schon am verwesen war.
„Dass mein Mann zuerst den Staubsauger in die Hand nimmt und das ganze Haus durchsaugt, bevor er mich mit einer Umarmung begrüßt, könnte schon krankhaft sein! In jedem Fall nervt es mich!“, erzählte die andere.
„Tina, was machst du nur mit deinem Mann? Wieso ist er so? Warum kann er dich glücklich machen?“, fragte diejenige, die lieber keine Käsesemmel hätte. Das war eine schwierige Frage, die den ganzen restlichen Abend inclusive zwei Flaschen Wein in Anspruch nahm. Vier durchaus intelligente Frauen brachten den Abend zu, das Besondere an Tina's Mann zu finden. Den Grund, weshalb er sie so glücklich machte. Doch das Geheimnis blieb verschlüsselt.
Als Tina abends nach Hause kam, war ihr Mann noch wach.
„Hallo Schatz, wie war dein Mädels-Abend?“, fragte er und begrüßte sie mit einem Lächeln.
„Äußerst interessant. Wir wollten ein Geheimnis lüften, doch es ist uns nicht gelungen!“, sagte Tina, setzte sich auf seinen Schoß und schlang die Arme um ihn.
„Welches Geheimnis?“, fragte er stirnrunzelnd.
„Warum du so bist, wie du bist. Ein vollkommener Mann, der mich glücklich macht!“
Mit strahlenden Augen sah er sie an und flüsterte in ihr Ohr:
„Das ist doch einfach! Ich „mach“ dich nicht glücklich, sondern du bist aus dir selbst heraus glücklich. Du bist mit dir in Frieden, Tina. Deswegen lässt du mich einfach so sein, wie ich bin!“
„Dich so lassen, wie du bist? Mir würde tatsächlich nichts einfallen, was ich an dir ändern würde. Sogar deine mangelnden Kochkünste finde ich charmant. Und Gott sei Dank hältst du dich an das Verbot, das ich dir erteilte!“
„Welches Verbot?“
„Zu bügeln! Beim Anblick eines bügelnden Mannes, stirbt der Tiger im Bett. Bitte versprich mir, dass du niemals bügeln wirst, noch nicht einmal im Geheimen!“, forderte Tina todernst.
„Großes Ehrenwort!“, lachte ihr Mann und packte den Tiger aus.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Marion Metz).
Der Beitrag wurde von Marion Metz auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.01.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Marion Metz als Lieblingsautorin markieren

Buch von Marion Metz:

cover

Zwei himmlische Gefährten von Marion Metz



Lilly Nett ist ein überaus durchschnittlicher Mensch und Lichtjahre davon entfernt, sich selbst bedingungslos zu lieben. Sie fühlt sich zu dick, ihr Mann ist nur die zweite Wahl und grundsätzlich entpuppt sich ihre Supermarktschlange als die längste. Ihr Alltag gleicht der Hölle auf Erden. Lillys Seele schickt ihr beständig Zeichen, doch ihr Ego verhindert vehement, dass Lilly Kontakt zu ihrem inneren Licht findet. Bis ein einschneidendes Erlebnis den Wandel herbeiführt und sie wie Phoenix aus der Asche neu aufersteht: Geliebt, gesehen, vom Leben umarmt.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Humor" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Marion Metz

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Die bayrische Firmung von Marion Metz (Humor)
RENT-A-COMPLIMENT von Andrea Koßmann (Humor)
Rettende Begegnung von Christa Astl (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen