Bernhard Pappe

Ha! Ha! Said The Clown (Eine Geschichte über mich selbst)



„Ha! Ha! Said The Clown“, den bekannten Song vom Manfred Mann kennen viele. Na ja, Jüngere vielleicht nicht in dem Maße, wie meine Generation den Song kennt. Immerhin stammt er aus dem Jahre 1968 und ist Ewigkeiten alt. Im Grunde bin auch ich nicht ein Kind jener Zeit, in der der Song ein Hit war. Ich fühle mich eher als Kind der 70iger Jahre.
„Ha! Ha! Said The Clown“, ein Selbstbekenntnis? Ich sage einfach ein deutliches Ja. Den Erzählfaden erneut aufnehmen will ich aber mit einem Tonband meines Cousins. Auf diesem Band waren jener Song, ebenso „Let‘s spend the night together“ von den Rolling Stones und „Summer in the city“ von Lovin‘ Spoonful. Sie waren mein Einstieg in die Musik der 60iger Jahre. Ich grub mich tief in die Musik ein. Ich glaube, zu dieser Zeit prägte sich meine Affinität zum Englischen aus, die ich noch heute besitze.
Wie alt war ich? Ich kann die Frage nicht exakt beantworten. Es spielt auch keine wirklich große Rolle. Ich war ein pubertärer Teenager, den eine gewisse Musikrichtung zu faszinieren begann. Das ist normal in dem Alter, höre ich manche sagen. Stimmt, könnte ich ihnen antworten. Es ist aber auch ein Weg, den ich eingeschlagen habe, eine Sache, die mich (m)ein Leben begleiten sollte.
Ich tauchte ein in diese Musik, die damals schon Vergangenheit war. Diese Musik wurzelte in etwas. Ich grub tiefer und erreichte mit meiner Reise den Anfang der 60ziger Jahre. Erfuhr, was die Mitglieder der Beatles und der Rolling Stones in meinem Alter gehört hatten. Meine Reise rückwärts kam beim Rock ‘n‘ Roll an. Kam an beim Rythm ‘n‘ Blues der 40ziger Jahre an. Schwarze Musik, die voller Kraft und Leben war. Das schloss Spirituals mit ein. Jedwede Musik hatte irgendwo ihre Wurzel. Ein Fließen der Musikstile über die Jahrzehnte hinweg. Ich weiß nicht, ob ich damals richtig begriff, dass sich die Sehnsüchte der Teenager über diese Zeitspanne hinweg kaum änderten. Musik war für sie schon immer wichtig gewesen.
Waren Bach und Mozart Rock ‘n‘ Roller, war Beethoven ein Punk? Vor ein paar Jahren stand ich vor dem Bachdenkmal in Arnstadt. Es zeigt ihn in jungen Jahren und ungestüm. Ich las darüber, dass der Künstler hierfür einiges an Kritik einstecken musste. Warum immer alles altehrwürdig darstellen? Bach war ganz sicher ein Rock ‘n‘ Roller zu seiner Zeit und Mozart ein Clown.
Wenige Jahre später prallten beim Studium die musikalischen Vorlieben aufeinander. Ich erinnere mich der Gespräche, die sich um Kommerz und die vermeintlich „richtige“ Musik drehten. Ich saugte noch mehr Musikstile auf. Wir beeinflussten uns gegenseitig. Eine fruchtbare Zeit des Denkens und Diskutierens. Einem guten Freund, wenn er diese Zeile liest (was ich stark hoffe), wird ein Lächeln auf dem Gesicht aufscheinen. Er hat diese fruchtbaren Jahre mit mir erlebt, durchlebt. Diese Zeit hat uns beide geprägt.
„Ha! Ha! Said The Clown“, ich schrieb oben, es sei ein Selbstbekenntnis. Es war ein langer Weg bis dahin. Ich gehe ihn noch immer. Er war voller Wendungen, voller Entscheidungen. Was, wenn ich mich anders entschieden hätte, dieses Studium nicht gemacht hätte, vielleicht ein anderes Fach gewählt hätte, vielleicht eine Ausbildung gemacht hätte, vielleicht…? Wie sehr folgt man einem Plan, was ist spontan, was ist dem Zufall geschuldet. Wollte ich schon immer ein Clown werden, den Menschen ins Gesicht lachen, sie unterhalten? Wege mögen unbewusst angelegt sein oder auch nicht. Ich vermag es nicht zu sagen, ich ging sie einfach. Ein Tagträumer war ich wohl schon immer. Natürlich nicht an jedem Tag, aber immer wieder mal. Ich manchen Dingen bin ich ein Perfektionist. Physik und Mathematik vereinen beide Aspekte.
Ein tagträumende Perfektionist, ein närrisches Vorhaben? Perfekt, ein Narr bin ich auch. Ich schrieb viel über die Narren in den letzten Jahren, tat’s immer wieder. Schrieb so über mich selbst. Clown und Narr, so verschieden sind diese Charaktere nicht.
Die Musik ist (m)ein fester Anker geblieben. Ein Anker, der meine Seele (ich will hier mal dieses Wort gebrauchen) öffnet; „The Doors“ zum Beispiel, die wahrlich die Türen zu jenen Welten öffnen, in denen die Seele frei und unbändig sein kann. Nie hätte ich als Teenager daran gedacht, eben jenes Gefühl in englische Worte kleiden zu können, um sie hernach in die weite Welt zu werfen. Die Worte werden aufgefangen und gelesen. Sind dies Menschen, die einfach nur neugierig sind oder mir gar in meinem Denken gleichen? Ich werde es in diesem Leben nicht mehr erfahren. Es ist nicht so wichtig.
Es ist gut, dass der Rationalist dem Narren immer wieder den Vortritt zu lassen vermag und er in das Rampenlicht des Alltags tritt, seinen Part im Lebensspiel spielt, dies laut und vernehmlich tut. Ha! Ha! Said The Clown und klatscht Beifall
  
© BPa / 02-2016
 

P. S. Sollte euch die Geschichte verworren vorkommen.
Sei’s drum, sie stammt schließlich von einem Narren!
Bernhard Pappe, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.02.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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