Eugen Moser

Mad World

Ich ging oft einen Weg entlang und Tag für Tag begegnete mir ein neues Gesicht, doch nie sah eins dieser Gesichter zu mir und lief nur an mit vorbei.
So viele Gesichter und wenn ich den Namen von jedem gekannt hätte, so könnte ich sie alle benennen. Doch ich kannte sie nicht und so passierten die ganzen verschiedenen Gesichter, mit großen und kleinen Nasen, schmalen und großen Augen in den schönsten Farben, mit den verrücktesten Frisuren, gestylt, abstehend, lang, kurz, mit Fransen, mit Schleifen und bunten Strähnen, oder auch mal ohne Haare, meine kleine Person.
So viele verschiedene Menschen, die aber eins gemeinsam hatten und zwar an mir vorbei zu gehen und mich kleine Seele nicht zu beachten.
Manche von ihnen waren, wie ohne Gesicht, da sie nichts kümmerte und sie sich einfach ihren Weg bahnten. Wohin, wusste ich nicht, aber manche kamen wieder zurück um so gleich wieder zu verschwinden. Manche sahen so traurig aus, ihre Augen gefüllt mit Tränen, ich fragte mich warum, ich hätte gerne gefragt, aber sie waren sogleich wieder weg.
Manche lachten und manche waren einfach nur still und ohne jeglichen Gesichtszug.
Ein paar der Gesichter hatten es eiliger als die anderen und ein paar schienen nicht zu wissen wohin sie sollten. Ich fragte mich oft ob jeden Tag die Leute so sind. Alle liefen sie nur im Kreis.
Ich ging wieder diesen einen Weg, doch anderes als sonst war keiner da und ich war ganz allein. Es war still und dunkel und ich fürchtete mich, nicht vor der Dunkelheit und dem Ungewissen, nein ich fürchtete mich davor für immer allein zu bleiben, auch wenn mich nie jemand eines Blickes würdigte.
Ich war noch klein, vielleicht 6 oder 7, das weiß ich nicht mehr ganz genau, doch ich spürte schon damals, dass ich so bin wie ich bin und mich nicht ändern werde. Und das war anders als bei den anderen. Ich war so anderes.
Ich träumte so komische Sachen, machte mir aber nie Gedanken darüber, bis ich in meinem meiner Träume auf einmal starb. Ich fiel hinab in eine Schlucht sie war tief und dunkel, doch der Fall war nicht schlimm, er gab mir das Gefühl von Freiheit, auch wenn nur für eine kurze Zeit, bis ich aufschlug und tot war. Ich sah mich im Traum, wie ich ganz ruhig da lag und mich nicht mehr bewegte.
Ich hatte Geburtstag, doch ich feierte ihn alleine mit meinen Eltern, wir waren neu in der Gegend. Ich bekam keine Geschenke, nicht mal einen Kuchen, nur eine Karte und Gratulation von meinen Eltern. Doch es war nicht schlimm für mich ich fand es in Ordnung mir ging es gut, ich hatte auch so meinen Spaß, bin mit dem Wind um die Wette gerannt, habe mit den Himmel angeschaut und mich dabei auf einer schönen Wiese ausgeruht.
Habe fangen mit meinem Schatten gespielt und habe viel gelacht und gelächelt, meine Eltern haben es mir verboten das ich lange draußen bleibe und so saß ich später am Tag zu Hause auf meinem Stuhl neben dem Bett und sah aus dem Fenster, wie die Wolken sich verschoben und es dunkel wurde. Als es Nacht war konnte ich von meinem Bett aus immer zu den Sternen sehen, ich war glücklich, auch ohne Spielzeug und Freunde.
Ich hörte immer auf meine Eltern und machte was sie sagten.
Als ich dann zur neuen Schule musste, war ich sehr aufgeregt und nervös, weil ich ja ganz neu war, niemand kannte mich.
Als ich in meine Klasse kam, sah keiner zu mir, keiner flüsterte um zu fragen wer der Neue ist, alle blickten sie stur zur Tafel und waren ganz leise und hörten dem Lehrer ganz genau zu.
Ich sagte dem Lehrer, als ich herein kam, dass ich neu war, fragte ihn, wo ich mich hinsetzen sollte und welche Stunde nun war. Doch er antwortete nicht und machte weiter mit dem Unterricht, so setzte ich mich dann einfach auf den einzig leeren Platz, an einen Einzeltisch hinten in der Ecke, abgelegen von den anderen, doch das war nicht schlimm.
In den Pausen spielten die Kinder mit einander, mit mir hat keiner gespielt, keiner rief mich bei meinem Namen, niemand lächelte mich an, doch ich war nicht traurig, hatte auch so meinen Freude, sah den Kindern zu, wie sie lachten und spielten, beobachte die Vögel am Himmel und kletterte auf Bäume. Falls ich fallen würde, hätte mir niemand geholfen, das wusste ich, doch es war nicht schlimm zu fallen, ich fand es okay.
Und so ging ich jeden Tag zur Schule und wieder nach Hause.
Meine Eltern fragten mich nicht wie die Schule war, sie sagten immer nur was ich zu tun hatte und was ich nicht machen durfte.
Ich war ein glückliches Kind.
Es war irgendwie lustig obwohl es auch irgendwie traurig war, doch meine schönsten Träume waren die Träume in denen ich starb.
Es tat nicht weh, es gab mir so viele schöne Gefühle, Freiheit, Glück, Ruhe.
Es ist schwer es jemand anderem zu erklären und eigentlich ist es auch schwer für einen selbst, doch ich kam damit klar und ich musste es auch niemand anderem erklären.
Und obwohl niemand mit mir ist und ich eigentlich alleine bin, bin ich es dennoch nicht, denn wenn ich alleine wäre, hätte ich Angst, die habe ich aber nicht.
Ich bin komische, seltsam oder irgendwie verrückt.
Oder ist es doch diese Welt?

Die Kurzgeschichte habe ich zu dem Lied "Mad World" geschrieben, von "Gary Jules".
würde mich über Kommentare freuen, die mir sagen ob die Geschichte zum Lied passt.
Eugen Moser, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.02.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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