Es ist schon einige Jahre her. Mehr aus einer Laune heraus setzte ich
eine Kontaktanzeige in eine große Tageszeitung. Zu meiner Überraschung
kamen einige Zuschriften. Man tauschte Briefe, bei einigen Herren war
schon nach einem ersten Telefonat klar, dass Treffen sinnlos wären.
Gelangweilt, und eigentlich auch nicht mehr motoviert verabredete ich
mich mit einem Mann. Wir trafen uns in einem Hotel, mein Wunsch, denn
ein Besuch in einer Privatwohnungen schien mir verfrüht. Er hatte
einige Mühe zu mir zu gelangen, aber irgendwann tauchte er doch auf.
Wir haben uns einige Male getroffen, aber mir war rasch klar, dass auch
dieser Mann nicht das erfüllen würde, was ich erwartet. Er war ernst,
zu ernst für meinen Geschmack.
Ich zog mich leise und unauffällig zurück, was er nicht begreifen
konnte oder wollte. Telefonanrufe konnte ich ziemlich verhindern und
nur selten konnte er mich auf diesem Weg erreichen. Längst hatte ich
einen Mann getroffen, der meine Wünsche und Erwartungen in jeder
Hinsicht erfüllen konnte. Über den anderen, den ich nur kurz gekannt
hatte machte ich mir keine Gedanken. Ich hätte ihn sicher schnell
vergessen, aber er schrieb mir Briefe. Einer nach dem anderen kam, alle
gleichermassen leidend, selbs - beklagend, vorwurfsvoll und auch
nervig. Obwohl ich nie antwortete dauerte es lange, bis er Ruhe gab.
Irgendwann, wieder aus einer Laune heraus schickte ich ihm eine
Kurzmitteilung. Die Antwort kam so prompt, dass ich laut lachen musste.
Er hatte sich nicht geändert. Ein Träumer, auf der Suche nach dem
einmaligen, ultimativen Lebensglück.
Ich wusste, dass er in einer festen Beziehung lebte. Er schien kein
Problem damit zu haben diese Frau zu betrügen. Ich schlug ein Treffen
vor, er zögerte. Weniger mangels Interesse, sondern wohl eher, weil er
nicht wusste, wie er seiner Frau entkommen sollte.
Diese Frau tut mir leid! Sie lebt mit einem Mann zusammen, der nie das
bescheidene Glück am Wegesrand sehen wird, sondern immer nach den
Sternen greift, die er nie erreichen kann.
Und Du, mein lieber Freund, wirst irgendwann sehr einsam sein. Wenn
deine Frau dich nicht mehr erträgt, deiner Launen und Lügen, deiner
Unaufrichtigkeit überdrüssig ist und dich verlässt werden dir keine
Briefe und auch die schönsten Worte nicht helfen. Sie wird unerreichbar
für dich sein. In deinem wahnwitzigen Streben nach mehr wirst du alt,
einsam und bitter werden. Dann zähle die Mandeln.....
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Silvia Freiberg).
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.03.2005.
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