Kerstin Hebauf

Japans schwarze Tage

Einer jener der schwarzen
 
staubigen Körnertänze in einem
fernen Land, gewaltige Drachen
im pazifischen Feuergürtel
 
werden wütend, Sie bebt mal wieder,
 kurz nach dem Aufwachen
zittern Zimmerpflanzen.
 
Danach hört man ein Knacken
 verborgener Balken,
Geschirr  tanzt – und klirrt.
 
Meine Hände beginnen zu klammern,
unter mir verliere ich Halt
in meine heilgedachten Welt.
 
Plattenverschiebungen im Erdmantel,
unvorstellbare Mächte spielen
 Mikado mit- und gegeneinander.
 
Einfach so Tsunamiwellen hinweggefegt.
Fabrikanlagen, Wohngebäude einfach weg.
Ich hebe den Steinbrocken auf – einfach so.
 
In einem Land, vorbereitet wie kein
Anderes auf Ernstfälle. Schockzustand,
Wucht der Naturgewalt. Mir ist heiß.
 
Dunstige Abgestorbenheit umgibt mich. Pause.
Aufatmen? Fehlalarm. Irgendwo brennt
ein Atommeiler, ich zittere.
 
Fukushima steht für Angst. Angst vor Versagung,
Zeit für Trauer? Jetzt nicht, sie packen
das Nötigste.
 
Aufräumen später irgendwann und Wiederaufbau.
Trauer umgibt mich, es riecht nach Tod.
Dunkelheit – aufbauen, ja,  später.
 
Rede vom Dahinschmelzen. Tausende
zieht es fort. Das Wort brummt
in meinem Kopf: Kernschmelze.
 
Stille. In dieser Kultur nicht
notwendigerweise Hingabe, raues
 Flüstern kann kodiertes Schreien sein.
 
Sie schwanken zwischen Lähmung
und dem Versuch, sich in Normalität
zu üben, die Japaner, geprägt von 
 
nie gesättigtem Energiehunger,
 ungebremstem Glaube bislang, ausgefeilte  
 Techniken zu beherrschen. Dachte man.
 
Wie in einem Kartenhaus, zerfällt es
 was wird dann zusammen- oder
 eher -  auseinanderbrechen?
 
Ungewissheit, gelassene Japaner,
manche mit Mundschutz laufen
durch staubiges Etwas.
 
Meerwasser eingeleitet zum Kühlen,
auch der Köpfe, über ihnen eine  neue
Rauchwolke,  Windwechsel erwartet. 
 
Richtung Tokio, einige messen schon
Strahlungen zwischen Hamsterkäufen
und Flucht-Gedanken.
 
Kühlsysteme fallen aus,
jemand auf Twitter behauptet:
wir alle werden verstrahlt.
 
Verzweifelter Kampf gegen den
drohenden Gau, Feuerwehrleute
kühlen mit Wasser. 
 
 
Naturgewalten: Ohnmacht - Anspruch
auf Unterwerfung der Natur, 
Größenwahnsinn - glaube ich.
 
Kühlung zeigt Wirkung
 -von außen jedenfalls –
Im Innersten ist Vieles verletzt.
 
Stromsparen ist angesagt,
Leuchtreklame gedämpft, nur
 aus den Sexshops strahlt grelles Licht.
 
Japan schöpft Hoffnung, hörte
ich gerade. Hoffnung auf Wandel.
Und hier Diskussion über Atomkraftwerke.
 
 
Luft holen, mir in diesem Moment
bewusst werden lassen: ich
lebe doch nur auf einem
Staubkorn im Universum!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.03.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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