Bibi Schoenlein
Der Südwind
Oft sitze ich auf der Veranda
und lasse mich vom Wind betören.
Wie er mir um die Nase weht
und meine Haare durchspühlt.
Doch, wenn der Südwind weht, ist es eine Mystik für sich.
Er trägt in seinen Wehen die Luft der Freiheit.
Die Freiheit, die man in einer Großstadt Tag für Tag verloren glaubt.
Doch sobald der Südwind weht, öffnen sich die Gitterstäbe der Stadt.
Alles was verloren schien, kehrt unweigerlich zurück.
Die Stadt öffnet ihre Tore, selbst die verwinkelste Gasse wird von ihm durchspült und kehrt in die Herzen der Menschen ein.
Jeder, der glaubt die Zeit würde an ihm vorbei rasen
und sich somit im Käfig der Hektik befindet, sollte einen Moment innehalten und dem Südwind lauschen.
Er flüstert dir seine großen Abenteuer, die er auf seinem Weg in unsere Stadt mitgebracht hat.
Von vielen fernen Ländern und unbekannten Menschen.
Jeder, der länger seinem Charme lauscht erkennt in ihm die Liebe, die solange verloren geglaubt.
Er umspült deinen Körper mit seinen warmen Böhen
und flüstert dem Traurigen die Lust des Lebens.
Immer, wenn der Südwid weht kann man Menschen auf der Strasse beobachten, die einen Moment innehalten und hoffen, dass er auch dieses Mal ein Abenteuer für sie bereithält.
Oft sitze ich auf der Veranda und erwarte mit großer Sehnsucht die Ankunft des Südwindes.
Auch heute hat er mich besucht und mir viele Geheimnisse aus dem feren Morgenland berichtet.
Selbst den Duft hat er mir mitgebracht, den Duft von frischen, saftigen Feigen und fremden Menschen.
Der Südwind ist mein Freund.
Er kommt mich besuchen und schaut nicht mitleidig auf meinen kranken Körper.
Bei ihm fühl ich mich geborgen und nicht fremd.
Selbst, wenn die Schwester kommt, verharrt er an meiner Seite und wartet die Zeit ab, die es kostet meine Tabletten zu nehmen.
Ich weiß, dass mein Leben nicht unendlich ist,
doch in der Zeit, wenn der Südwind an meiner Seite ist fühle ich mich unsterblich.
Meine Beine sind der Krankheit zum Opfer gefallen und somit ist mir die Flucht aus den Engen der Stadt untersagt.
Doch der Südwind lässt mich träumen.
Viele Länder die ich zu besuchen wusste, hab ich durch die Augen des Südwindes gesehen.
Fremde Städte durchlaufen und in allen Weltmeeren geschwommen.
Mein Körper ist schwach geworden und es wird Zeit mit ihm zu gehen..
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.02.2004.
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