Hanns Seydel

DER TOD VON BALDUR


Asgard war der Götter Reich,
nichts Weltliches kam dem gleich.
Denn Midgard war das Weltliche
und dort war nur das Endliche.
Als Odin war mit Frigg zusamm`,
sie zeugten Asgards hehrsten Sohn.
Denn durch sie, der Baldur ist gekomm`
und brachte Licht, das war der Lohn.

Der eine Bruder war der Hödur,
tiefe Nacht bei ihm war nur.
Geboren einst in Blindheit,
oft, er war in Einsamkeit.
Hermodur, so war des zweiten Bruders Name,
er war der Götter weiser Bote.
Die Asen oft, sie zogen ihn zu Rate
und sandten ihn an weit entfernte Orte.

Nanna hieß sein Eheweib,
sie hatten besten Zeitvertreib.
Breidablick hieß beider Wohnsitz,
der widerstand dem stärksten Blitz.
Und Nanna gebar dem Baldur
Forseti, den die Götter ehrten.
Er war der Eltern Freude pur,
Göttinnen ihn sehr begehrten.

Baldurs großes Schiff,
das war die lange Ringhorn.
Es hatte hellen Schliff,
und lag im Meere immer vorn.
Doch ein Alptraum, Baldur hat verwirrt,
nämlich, dass sein Tod bald kommen wird.
Baldurs Mutter Frigg, durch Midgard war geirrt,
doch die Göttin, nie hat sich verirrt.

Sie beschwor dann ganzes Midgard,
zu schwören ernst, doch bald,
dass von dort nie kommen mag
des großen Baldurs Untergang.
Doch die Göttermutter, sonst so klug,
einen Fehler machte ungelegen :
Sie dacht` nämlich, es sei genug
und ließ die Zweige keinen Eid ablegen.

Und Odins Bruder Loki
ward hinterhältig wie noch nie.
Der Lüge großer Meister,
hasserfüllt, er wurde dreister.
Denn Loki sah mit vielem Neid
auf Baldurs starke Lichtgestalt.
So war der Neider dann bereit,
vor Nichts zu machen Halt.

Des Hödurs Blindheit er benützte,
herbeizuführen Baldurs Tod.
Denn Hödur sollte dann in Kürze
durch Zweige bringen Baldur Not.
Die Zweige waren das Verderben,
durch das der Starke starb.
Denn Hödur schoss sie zum Ersterben,
Lokis Rat war Baldurs Grab.

Und Göttermutter Frigg bereute,
den Zweigen nicht abzunehmen den Eid.
Sie entsetzte alle durch Geheule,
Baldurs Tod kam nur durch Lokis Neid.
Traurigkeit war dann in Asgard,
maßlos war des Odins Trauer.
Traurigkeit war auch in Midgard,
es war der schlimmste Schauer.

Wo einst in Göttern weiter Runde
starke Sprüche markig hallten,
da war nach Baldurs Todesstunde
Odins Trauer stark am Walten.
Des Odins dunkle Totenklage
war dunkler als der dunkelst` Sarge.
Den größten Sohne er verlor
und überall war Trauerchor.

Die Ringhorn, Baldurs hehres Schiff,
mit dem er fuhr durch jedes Riff,
als Ruhestätte war gedacht
für Baldurs Fahrt zur Hel bei Nacht.
Baldurs Tod bracht` starken Schmerz,
denn er brach der Nanna das Herz.
Danach, sie einsam und verbittert starb,
auch für sie, die Ringhorn war das Grab.

Und Odin, er berief dann ein
der klugen Götter weisen Rat.
Der Vorsitz dort war sein
und Hermodur, er wollte Tat.
Denn Hermodur trug weise vor,
er führ` zur Totengöttin Hel.
Denn hinter Totenreiches Tor,
der Bruder sei dort hehr und hell.

So kam Hermodur nach Niflhel,
dem Reich der dunklen Hel.
Ihr` Kinder Fenriswolf und Midgardnatter
waren für das Totenreich das Gatter.
Und Hermodur, er flehte Hel dann an,
herauszugeben Baldur bald.
Hel, sie kam dann nah heran
und sagte eisig kalt :

"Nur wenn Midgard ganz tief trauert
um Baldurs schweres Schicksal,
Baldurs Dasein wird erneuert,
vorbei sei dann die Trübsal !"
Und Hermodur, er kam nach Midgard
und bewirkte in dem Reich,
dass starke Trauer fand dort statt,
sodass alles wurde bleich.

Aber bitterböser Loki
abgelehnt hat jede Trauer.
Denn Mitgefühl, er kannte nie,
sein Herz war kalt wie eine Mauer.
Und Hel, sie war dann unerbittlich,
im Hasse, sie war unersättlich :
Für immer, Baldur bleibe bei den Toten,
sie woll` nichts wissen von Asgards Nöten.

Doch Weisheitsgöttin Erda war es dann,
die zukunftwissend kündigt` an,
dass Ragnarök einst kommen wird
und alles Schlimme dann erstirbt.
Denn Ragnarök, die Götternacht,
alles wieder neu dann macht.
Baldur wird dann wieder kommen,
die neue Welt ist angebrochen !



( E N D E )

Hanns SEYDEL, 11.08.2019
( Werk 017 )










































































































 

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