Werner stammt aus gutbürgerlichen Verhältnissen, hat jedoch
den grössten Teil seines Lebens in Armut und Schulden verbracht und ist
54jährig gestorben.
Der Vater Werners war Franzose, Musiker, die Mutter
Schweizerin, die Tochter eines Bildhauers.
Werner wurde in Basel geboren, wo er auch seine
Kindheit verbrachte. Seine Erscheinung war die eines Italieners. Er war kein
guter Schüler, es fehlte ihm die kritische Begabung, die Fähigkeit zu logischem
Denken.
Werner wollte Germanistik studieren, doch dazu kam es nicht,
er ging nach der zwölften Klasse von der Schule ab. Mit Gelegenheitsarbeiten
verdiente es so viel, dass er nach 2 Jahren
nach Paris fahren konnte.
In Paris verband ihn eine feste Freundschaft mit dem
Schriftsteller und Historiker A. Grustonov, der grossen Einfluss auf Werner
gehabt hat. Grustonov entschleierte Werners dichterisches Talent.
Anfangs hat Werner nur Gedichte in Prosa geschrieben, die
aber sehr poetisch waren. Später kleidete er seine Gedanken in rhythmische Verse.
Grustonov brachte ihm die Verslehre nahe.
Aus Werners Sammlung
Hermeswort
Wo ist oben, wo ist unten
Tiere(isch)-leben, Menschenleben
Bewusstsein tritt zurück
Tier aus Dir
Brüllt vor Glück
Tier in mir
Tier in Dir
Sag, gibt es schöneres als mein Tier in Dir
Und dein Tier in mir.
Was Tier Dir gab,
ist Macht und Leben.
Was Gott Dir gab,
ist Geist und Streben.
Wo ist oben, wo ist unten
Wenn`s angebrach(t)
Sei Gott in Dir
Wenn`s Dir danach
Sei Tier in Dir.
Tiere(isch)leben, Menschenleben.
Träume weben.
Hermeswort - wie
oben, so unten.
Jahrelang hat Werner in Paris gelebt. Oft verbummelte er
seine Zeit in Cafés, wo er sich zur Dichtkunst wandte. Dabei erkannte er seine
soziale Not, änderte aber daran nichts. Lange Zeit half ihn sein Freund
Grustonov, der in Versailles ein grosses Haus hatte, aus. Doch im 13ten
Freundschaftsjahr starb Grustonov an Krebs. Werner versank in Grund und Boden,
er begann zu trinken.
Grustonov hat Werner all seine Lebenswerke hinterlassen.
Werner hat diese Werke veröffentlicht. Grustonov wurde nun berühmt, bisher
kannten ihn nur wenige.
Das Trinken hat Werner nicht aufgehört. Er beteiligte sich
an einem Wettbewerb und hatte sofort Erfolg. Er gewann den ersten Preis, obwohl
er selbst sein Werk nicht schätzte.
Daraufhin schrieb er unaufhörlich und veröffentlichte zwei
Gedichtbände.
Werner lebte seit dem Tod Grustonovs in wehmütiger
Einsamkeit.
Der verkannte P O E T
Ein Dichter – gänzlich unbekannt –
was er auch schreibt, er wird verkannt.
Der Rezensent zollt ihm nur Spott.
(Schon Goethe sagte: „Schlagt ihn tot!“)
Und auch die Zeitung „Rundschaublick“
Schickt ihm sein Manuskript zurück.
Ja selbst das Lokalgesellenblatt
Kein`n Platz für seine Verse hat.
Er ist bestürzt, die Kraft erlahmt,
kein Geistesblitz ihn mehr entflammt,
obwohl – das sei hier klargestellt –
er von den Musen ward beseelt.
Doch plötzlich wird er über Nacht
so populär, wie nie gedacht;
Durch einen Brief verlagumrändert
Hat sich sein Schicksal jäh geändert.
Und so ist er berühmt geworden. ---
Allüberall und vieler Orten
wird seine Dichtkunst heiss begehrt,
und er von jedermann verehrt.
Die gleichen Verse, die Gedichte,
die Kurzgeschichten und Berichte,
sie stehen in ganz grossen Lettern
in allen Unterhaltungsblättern
Jetzt meint der Kritiker: „Oho!
Der prominente
S O W I E S O !!
Wie köstlich seine Ausdrucksweise,
wie stilvoll dieses Satzgehäuse,
wie hintergründig der Esprit!
Ein w a h r e
r Dichter, ein G e n i e !“
Von nun an kann er es sich leisten
(denn unbemerkt bleibt`s von den meisten)
zu schreiben a l l e s – sogar Mist,
den man a u c h mit Begeisterung liest.