Maria-Eleen Malchow

Der schiefe Baum





Der
schiefe Baum




Eines
schönen Tages, hinter den Feldern von Schaffhausen, sitzt ein
Biber am Rande eines Brunnens und weint bitterlich.
Zur
gleichen Zeit, im Wald des Dorfes, schleicht ein Fuchs durch die
Bäume auf der Suche nach einem saftigen Leckerbissen.
„Also
hier im Wald finde ich nichts“, sagt sich der Fuchs, „dann werde
ich wohl zu den Feldern müssen, vielleicht versteckt sich im
Weizen ein saftiges Karnickel“
Der
Fuchs macht sich auf den Weg. Er kommt am Waldrand an und blickt über
die Felder. Doch plötzlich erblickt er sein Mittagessen, dass an
einem stillgelegten Brunnen sitzt.
„Oh
ja, einen Biber habe ich schon lange nicht mehr gefressen, diese
Typen sind meist auch zu zäh, aber bei der Hitze, finde ich wohl
eh nichts besseres“, denkt der Fuchs schelmisch. Langsam und mit
List nähert sich Fuchs dem Brunnen, so dass der Biber es wohl
nicht bemerken würde.

Doch
plötzlich dreht sich der Biber um und guckt dem Fuchs direkt in
seine gierigen Augen. „Ich habe dich schon lange gesehen Fuchs, ich
werde nicht weglaufen, denn meine einzige Hoffnung liegt dort unten
in diesem Brunnen“

Der
Fuchs, vollkommen verwirrt vom Mut des Bibers, bleibt auf der Stelle
stehen und schaut sich um. „Das ist ein Hinterhalt“ denkt er
sich, „gleich wird ein Baum auf mich herabstürzen, den der
Biber angenagt hat“ „ich muss mich vom Waldrand entfernen“.
Doch
plötzlich fragt der Biber „Fuchs, du bis schlau, kannst du mir
nicht helfen, meine Axt aus dem Brunnen zu holen?“
„Deine
Axt?“ fragte der Fuchs, nun noch verwirrter als zuvor. „Wozu
braucht ein Biber ein Axt? Du hast nicht umsonst gute Zähne
Biber, du führst doch was im Schilde mit mir?!“
„Nein
Fuchs, sieh her, ich bin alt, ich habe meine Zähne leider schon
verloren“
„Ich
bin hier nach Schaffhausen gekommen, weil ich gehört habe, dass
er hier die schärfsten Äxte des Reiches gibt“ „Es war
ein langer Weg und die Axt zu stehlen, war nicht einfach, ich wollte
mich doch nur an diesem Brunnen ausruhen, doch dann ist die Axt
hineingefallen“ „Die Kraft mir eine neue Axt zu holen, habe ich
nicht“
Der
Fuchs, immernoch skeptisch sagt „Aber Biber, wenn du deine Zähne
verloren hast, aufgrund deines Alters, dann solltest du langsam doch
begreifen, dass du keine Bäume mehr fällen kannst. Die
Dämme sind fertig, warum willst du unbedingt diese Axt?“
„Fuchs,
das will ich dir sagen, hinter dem Wald liegt mein Zuhause, es wird
bedroht durch einen Baum, der so schief steht, dass er bald auf mein
Haus fallen wird.“

„Meine
Frau und ich sind beide schon lange im Ruhestand, auch sie hat keine
Zähne mehr, wir können aus eigener Kraft weder den Baum
fällen, noch uns ein neues Haus in einer anderen Gegend bauen.“
„Ich brauche also diese Axt um uns zu retten.“
Der
Fuchs, völlig ungerührt von dieser Geschichte, fragt „Wie
kommst du darauf, dass ich dir helfen würde?“
„Ihr
seit so schlau, nur Ihr wisst, wie ich die Axt hoch holen kann, da
der Brunnen leer ist, kann ich es nicht mit dem Schöpfeimer
versuchen, ich bin ratlos“
„Was
bekomme ich dafür?“ fragte der Fuchs.
„Ich
habe nichts, dass Euch befriedigen würde, es tut mir Leid.“
Der
Fuchs dachte eine Weile nach..
„Biber
ich helfe dir die Axt hoch zu holen und ich trage dich auf meinem
Rücken sogar zu deinem Zuhause zurück, so bist du
schneller.“
„OOOH
Fuchs, ich danke dir, gesegnet seist du“
Doch
der Fuchs hatte Hintergedanken: „Ich habe am Ende dieser Reise
sogar zwei Leckerbissen“, dachte er im Stillen.
So
fing der Fuchs also an, dem Biber seine Idee zu erzählen.
„Biber
setzt dich in den Eimer und fahre in den Brunnen herab, nimm deine
Axt und ich ziehe dich dann wieder hoch“
Der
Biber, hocherfreut, dass dieses Abenteuer doch noch gut endet, tat
was der Fuchs ihm sagte und so hat sie wenige Augenblicke später
die Axt aus dem Brunnen geborgen.
„So
und nun sag mir wo du wohnst“ sagte der Fuchs, innerlich grinsend.
Nach
wenigen Stunden, wofür der Biber zwei Tage gebraucht hat, kommen
die beiden hinter dem Wald von Schaffhausen auf eine große
Weide. Der Fuchs erblickte sofort den Baum, er stand wirklich drohend
schief.
Die
Frau des Bibers erschreckte sich gar fürchterlich, als sie den
Fuchs vor ihrer Tür erblickte, doch der Biber erzählte
sofort die Geschichte ihres Zusammentreffens.
Frau
Biber war begeistert, sie präsentierte sogleich ihr langes Tau,
welches sie mit viel Mühe geflochten hatte, während Herr
Biber auf Reisen war.
„Dieses
Tau sorgt dafür, dass wir den Baum beim Fall in die richtige
Richtung lenken können“ sagt sie stolz.
„Ich
werde nun Klopfzeichen geben, so dass all unsere Freunde herkommen
und beim Ziehen helfen.“
Eine
kleine Weile später standen viele Tiere des Waldes und der
Wiesen, um den Baum herum und freuten sich, dass die Familie Biber
bald nicht mehr in Angst leben müsse. Sie packten alle das Tau
und Herr Biber machte sich daran die Axt zu schwingen.
HIEB
HIEB HACK HACK und der Baum ergab sich, alle Tiere zogen so kräftig
sie nur konnten und der Baum wandte sich des Biberhauses ab und
krachte an andere Stelle zu Boden.
Die
Tiere jubelten und lachten, sie freuten sich so sehr, sie tanzten und
sangen.
Überwältigt
von soviel Hilfsbereitschaft und Freundschaft, senkte der Fuchs den
Kopf und schämte sich seiner bösen Hintergedanken.
„Was
bedrückt dich Fuchs?“ fragte Herr Biber.
Der
Fuchs schaute auf „Ach nichts Biber, du hast tolle Freunde“ und
so lachte der Fuchs und begab sich zu den tanzenden Tieren des Waldes
und der Wiesen.





Ende

 


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.07.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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