Morgens

09:00. Die Garagentür schwingt ratternd und quietschend auf wie jeden morgen.
Die Ampel schaltet von Rot auf Aus und ich kann ohne Gefahr die Garage über die große Rampe verlassen. Scheibenwischer oder Sonnenbrille frage ich mich während mein Blick das Display des Radios streift. Welcher Sender hat mich gestern nach Hause begleitet? Scheibenwischer an. Es regnet in Strömen. Ich erinnere mich, das ewige trommeln der Regentropfen hat mich heute morgen schon zwei mal vor dem Radiowecker aufwachen lassen. Zermürbend. Ich verlasse die Garage kurbele scharf nach links und schwöre mir das nächste Auto mit Servolenkung zu kaufen. Die Parkplätze vor dem Haus sind schon alle leer. Bin wieder mal der Letzte, der die Siedlung verlässt. Schande über mich Frau Meier, ich weiß. Allerdings auch der Letzte der zurückkommt und wieder keinen Parkplatz an der frischen Luft bekommt. Langsam, anschnallend, taste ich mich durch die Spielstrasse zur Hauptstrasse hinaus. Erste Prüfung rechts vor links kurz vor dem Kreisverkehr. Geschafft, rasante Rechtskurve, ich bin on the road. Gleich der nächste Kreisverkehr müsste eigentlich rechts abbiegen, stelle mir vor, wie das Auto wie auf Schienen einfach um den Kreisel herum zurück fährt, nächster Kreisel, raus, rote Ampel Garagentor auf, wieder runter auf den Parkplatz, rauf ins Bett, noch nicht fertig gedacht, schon rechts abgebogen in die wunderbare 30 iger Zone. Hier ist schon richtig Verkehr. Aschenbecher auf. Voll. Ausleeren oder neues Auto, denke ich. Schon wieder Rechts vor Links übersehen. Egal nichts passiert. Slalomfahrt. Die Autos parken rechts und links mitten auf der Strasse. Hey darf ich vielleicht auch mal. Ach was habe es ja nicht eilig. Hinter mir wird gehupt. Er hat es wohl eiliger als ich. Schieße wie Hermann Maier um die Autos. Stelle mir vor mit geschlossenen Augen zu fahren. Na Logo die Strecke fahr ich doch im Schlaf. Stimmt. Aber die Augen sind offen. Abbiegen, gerade aus, abbiegen, Uhrzeitspiel. Wie viel Uhr ist es in bla bla bla. Die Ampel am Teppichcenter mit dem 800m hohen Werbeturm, der nur zwei mal die Woche abends beleuchtet wird, weil sonst zu teuer, ist wie immer rot. Plus 4 Stunden. Mann das liegt doch in Amerika also minus. Keine Uhr gewonnen, weil zu doof. Wieder ein Kreisverkehr, aber mein Auto biegt automatisch ab - nach rechts. Wasser ohne Ende. Licht einschalten Tunnel. Es ist Zeit für Herbert. Singt immer um diese Zeit nach der Unterführung. Die BOB sieht auch im Regen aus wie ein Zug aus einer anderen Welt. Bin erstaunt. Herbert hört sich heute an wie Shaggy. Bin auf unbeschreibliche 60 km/h gekommen. Ein Lastwagen fährt vor mir und spielt mit mir Waschanlage. Ich erinnere mich daran auf dem Heimweg an der Tankstelle Zigaretten zu kaufen. Noch 10 Stunden. Endlich darf ich wieder rechts abbiegen. Jetzt Pink. Ich frage mich ob man vom vielen Rechtsfahren krank werden kann und überlege morgen eine andere Route zu fahren. Müsste dann allerdings eine halbe Stunde früher aufstehen. Beschließe, dass Rechtsfahren nicht gesundheitsschädlich ist. Zigarette ist durch. Heute mal aus dem Fenster. Aschenbecher immer noch voll. Achtung wieder 30ger Zone. Schule. Wo ist die eigentlich. Habe ich noch nie gesehen. Links ein Riesen Spielplatz. Keine Kinder. Sind ja in der Schule?! Bin immer noch auf 60. Neue Villa rechts, Z8 links. Steht schon wieder mitten auf der Strasse, dass den nicht mal einer rammt? Jetzt noch das Toskanische Landhaus. Links. Wahnsinn! Langsam werde ich wach. Letzte Chance umzudrehen. Doch Krankmeldung wegen schwindligem Rechtsabbiegesyndrom. Schon wieder rechts abbiegen. Bin da. Kein zurück mehr. Drei Schwellen noch. Schnell noch zwei Strophen Avril. Mein Parkplatz, wie jeden Morgen ist noch frei. Ich stehe. Herbert singt. Zu spät für dich heute, denke ich mache den Motor aus, sammle mein Zeug zusammen und steige aus. Scheiße, regnet immer noch. Stehe in einer Riesen Pfütze. Fängt ja gut an. Wie immer.
Aber morgen wird’s bestimmt anders.
Ich weiß es ganz sicher.
 
Morgen ist Samstag.
 

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