Sabine Koriath

(K)ein Polopferd

Ich weis nicht mehr an welchem Tage es war, als mein Schwager Rudi mit seiner Frau Silvia bei uns im Wohnzimmer stand und den glorreichen Einfall hatte, mit meinem Mann und mir reiten zugehen. Auf jeden Fall ließen wir uns darauf ein und wir fuhren gemeinsam mit Rudi seinem Auto zu einem ihn bekannten Reiterhof. Kaum aus den Wagen ausgestiegen, saßen wir auch schon hoch zu Ross im Sattel. Mir war als würde mir meine innere Stimme sagen wollen: „Sabine steig lieber wieder ab. Du kannst doch gar nicht reiten und das Pferd ist auch höher als eine Teppichkante.“ Zu spät! Unser Beipackzettel in Form von einer Reitbegleitung trieb unsere Pferde runter vom Hof, Richtung Waldstück. Am Anfang bewegten sich die Pferde im Tempo eines Schaukelpferdes. Ich habe nur gedacht: „Sabine klappt doch alles wunderbar. Du sitzt im Sattel wie Terence Hill.“ Ja aber leider nur am Anfang, jäh näher wir dem Wald kamen, umso schneller wurden sie. Sie glaubten wohl, sie seien ein Mustang auf der Autobahn. Nur leider hatte ich kein Gurt zum anschnallen. Vorbei war es mit Terence Hill. Somit zappelte ich wie eine an den Beinen angetackerte Stoffpuppe am Sattel, hin und her. Irgendwann verlor ich die Orientierung und den Halt, ließ einfach die Zügel los, um mich am Sattelknauf feste zuhalten. Aber nicht nur ich verlor dabei die Orientierung, nein mein Pferd gleich mit. Die anderen ritten weiter Richtung Wald, und mein Pferd überlegte es sich anders, er bog einfach links ab. Es schaltete den vierten Gang ein und gab mal so richtig gas. Zeigte mir was so unter seiner Haube steckt. Ich habe nur gedacht: „Sabine das Rennen überlebst du nicht. Mach einfach nur die Augen zu und werde erst im Himmel wieder wach.“ Als mein Mustang vom Gas ging und auf die Bremse trat, machte ich vorsichtig meine Augen wieder auf. Die ich aber sofort wieder schloss, denn mein Geschoss glaubte es sei ein Polopferd. Er hat nur das Feld verwechselt, denn wir standen auf einem Fußballfeld, auf dem gerade ein Endspiel stand fand. Wir waren zwar nicht zum Anpfiff pünktlich aber zum Elfmeterschuss waren wir es. Na ja, den hat der Spieler ja dann auch derbe daneben gesetzt. Hätte ich auch, wenn auf einmal ein Pferd hinter mir stehen würde und mir über die rechte Schulter schaut. Das Publikum hatten wir auf unsere Seite, es war lautstark am grölen und kriegten sich erst gar nicht mehr ein. Der Schietsrichter wiederum auch, aber auf seine Art. Mein Gott hat der mich angeschrieen. Ich habe gedacht Ares der Kriegsgott steht vor meinem Pferd. Da dieses sich nicht ein Millimeter bewegte machte ich Ares einen verehrenden Vorschlag. Ich sagte zu ihm: „Die Mannschaften können ja schon mal anfangen die Trikots zutauschen.“ Das hätte ich lieber nicht sagen sollen, den seien Stimme wurde lauter wie seine Trillerpfeife. Meine Herren, hat er hinterher auf dieser herum gepfiffen. Bewirkte allerdings nichts damit, außer das ich ein klingeln in meinen Ohren verspürte Das Pferd störte sich nicht daran, war wohl genauso taub wie mein Mann. Aus lauter Verzweifelung bis ich ihn in sein rechtes Ohr. Bewegte ihn auch nicht, es blieb stehen, wie aus Stein gemeißelt. Allerdings als er ein Tritt vom Schietsrichter in seine Weichteile zuspüren bekam, zeigte er uns, das doch noch Leben in ihm steckt. Ja da hat er aber Gas gegeben, blieb dann aber noch einmal kurz stehen und nahm eine Siegerhaltung ein, für ein Foto für die Lokalpresse. Aber danach ging es mit Karacho runter vom Fußballfeld und ab hinein ins nächste Kornfeld. Aus dem uns dann der Bauer fluchend mit seinem Traktor scheuchte. Ich weis nicht wie, aber irgendwann kamen wir beide heile wieder am Reiterhof an. Auf dem man schon auf uns wartete. Ich bin sofort aus dem Sattel gesprungen und im Anschluss konnte ich mir erneut eine Standpauke anhören. Wie: „Ich soll bloß nie wieder kommen!“ Hatte ich auch nicht vor, meine Herren!“ War meine Antwort. Ich war heil froh dass ich noch mein Leben besaß. Da komm ich doch nicht noch einmal zurück und fordere es noch einmal heraus. Und im Übrigen wollen wir nach Tunesien und dort werde ich mir lieber ein Kamel ausleihen. Ob wohl, diese Aktion ging für mich auch nicht gut aus. Denn das Kamel ist mit mir auch durchgebrannt. Für lange Zeit war ich Mutterseelen alleine in der brühten, heißen Wüste und sah mich schon als ausgestopfter Wüstenfuchs in einem Beduinenzelt liegen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Alle meine Geschichten entsprächen der Wahrheit.
Somit stand ich genaus so, wie geschildert mit dem Pferd auf dem Fußballfeld.
Und das Kamel meinte wohl auch mit mir durch zubrennen.
Habe alles überlebt und aus mir wurde kein
ausgestopfter Wüstenfuchs.
Sabine Koriath, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.06.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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