Andreas Rüdig
Beruf: Modellbauer
Dem Ingenieur ist nichts zu schwör. Meint
zumindest der Volksmund. Doch was tun, wenn der Ingenieur wissen
möchte, wie ein neu entworfenes Teil in der Praxis aussieht? Genau: Er
fragt Herbert Schild. Der arbeitet nämlich bei der Duisburger
Modellfabrik und ist Obermeister der Düsseldorfer Modellbauer - Innung.
Beim Modellbau gibt es die Fachrichtungen Anschauungsmodellbau und Produktionsmodellbau.
Die
Anschauungsmodellbauer stellen Modelle her, die in verkleinerter Form
und maßstabsgetreu zu Demonstrations- und Versuchszwecken gebraucht
werden. Ausgehend von Zeichnungen oder Bilder und dreidimensionalen
Bildschirmdarstellungen fertigen sie Modelle aus Holz, Kunststoff,
Metall, Gips oder Papier und Pappe. Die Anschauungsmodellbauer
bearbeiten die Werkstücke überwiegend an computergesteuerten Maschinen.
Die Modellbauer sägen, feilen, bohren, schleifen, frasen und gießen.
Wenn nötig, fertigen sie auch Querschnitte an, um die Teile im Innern
einer Maschine zu veranschaulichen. Da es hier auf Genauigkeit ankommt,
müssen die Maße immer wieder kontrolliert werden. Manche Werkzeuge,
Zubehörteile udn erforderlichen Hilfsmittel stellen die
Anschauungsmodellbauer bei Bedarf selbst her.
Geht
in es in der Fachrichtung Anschauungsmodellbau um Wohn- und
Industriebauten, Maschienen und Fahrzeuge, sieht die Situation in der
Fachrichtung Produktionsmodellbau schon anders aus. Bei den
Produktionsmodellbauern geht es beispielsweise um Gießformen,
Karosserieteilen oder Kunststoffgehäuse. Die Produktionsmodellbauer
stellen Arbeitsmittel und Modelle her, die in der Einzel- und
Serienfertigung gebraucht werden. Die Arbeitsschritte sind hier ähnlich
wie im Anschauungsmodellbau. "Bei ihrer Arbeit müssen dei
Produktionsmodellbauer den späteren Einsatz des Modells im
Produktionsprozeß berücksichtigen. Mitunter polieren sie die
Oberflächen der Modelle oder überziehen sie mit einer Schutzschicht,"
berichtet "beruf aktuell", das berufskundliche Werk der Bundesagentur
für Arbeit.
Soweit zur Theorie. Doch wie
sieht die Praxis aus? Mülheim, Oberhausen, Essen, Düsseldorf, Duisburg,
Wuppertal, Solingen und Viersen gehören zum Bezirk der Düsseldorfer
Modellbauerinnung. 26 Betriebe mit rund 100 Beschäftigten sind in der
Innung organisiert. "Die Duisburger Modellfabrik mit ihren 30
Beschäftigten ist dabei noch einer der größeren Betriebe. Wir sind im
Produktionsmodellbau tätig." Viele Modellbauer sind Einzelkämpfer, die
dann Anschauungsmodelle herstellen. Es gibt fast kein Industrieprodukt,
das nicht durch die Hand eines Modellbauers gegangen ist. "Sie können
Kaffeemaschinen, Radios, Getränkeflaschen, Uhren oder Lampen nehmen,
für alles brauche ich Modelle. Von daher haben Modellbauer durchaus ihr
Auskommen."
"Wenn man den Beruf nicht liebt,
wird man keinen Erfolg darin haben." Dessen ist sich Schild sicher. So
wundert es ihn nicht, daß schon 30 bis 50 Prozent der Lehrlinge während
der Ausbildung aufgeben. Falsche Vorstellungen vom Beruf, fehlende
Belastbarkeit und unzureichende Mathematikkenntnisse sind nach Schilds
Beobachtung die Gründe dafür. Wie denn der ideale Lehrling aussieht?
Diese Frage liegt hier schon nahe. "Sehr gute Mathekenntnisse,
handwerkliches Geschick, räumliches und technisches Verständnis und ein
Gespür für Formgebung - das hat der ideale Lehrling," lautet Schilds
prompte Antwort.
Fordern andere Gewerke
Ferienjobs oder Praktika, ist Schild in dieser Hinsicht skeptisch. "Die
Jugendlichen laufen 2 Wochen mit. In dieser Zeit bekommen die
Jugendlichen nur einen unzureichenden Einblick in den Beruf und seine
Bandbreite." Auch die berufskundlichen Infos der Arbeitsverwaltung
überzeugen ihn nicht. "Wir haben zwar die Zeichnungen, schaffen aber
die Modelle quasi aus dem Nichts heraus. Das hat nichts mit dem
Zusammenkleben von Spielzeugmodellen zu tun, wie es die Kinder kennen.
Die Jugendlichen, die sich bei mir um eine Lehrstelle bewerben, haben
oft genug eine falsche Vorstellung von dem Beruf vermittelt bekommen."
Ein
Blick in dei Werkstatt zeigt: Hier wird gerade ein Modell einer
Windkraftanlage gebaut. Wuselig geht es hier zu. Holz ist in rauhen
Mengen zu sehen. Und tatsächlich: Wem jegliches technisches Verständnis
fehlt, der ist hier fehl am Platze. Wer bei Arbeitsbeginn nicht weiß,
wie das fertige Produkt aussehen soll, der sollte hier gar nicht erst
anfangen. "Schuster, bleib bei deinen Leisten," schießt es mir durch
den Kopf. Schnell greife ich wieder zu Papier und Stift und bin ganz
schnell wieder in meine eigene Welt eingetaucht.
Vorheriger TitelNächster Titel
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Rüdig).
Der Beitrag wurde von Andreas Rüdig auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.09.2007.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).