Andreas Rüdig

Beruf: Goldschmied

"Es ist nicht alles Gold, was glänzt," sagt man, wenn man mit einer Sache nicht zufrieden ist. "Ich liefere nur gute Ware ab," berichtet Claus Pohl, seines Zeichens Goldschmiedemeister in Duisburg.
Goldschmiede gestalten Schmuck aus Edelmetallen. Sie arbeiten auch Schmuckstücke um und reparieren sie.
In der Fachrichtung Juwelen fertigen Goldschmiede Ketten, Armbänder, Broschen und Ringe an. Passend zum jeweiligen Schmuckstück arbeiten Goldschmiede mit Perlen, Opalen, Rubinen, Smaragden und anderen edlen, wertvollen Steinen. Die Goldschmiede bereiten den Juwelenschmuckguß vor und gießen dann den Schmuck. Die Steine werden dann in verschiedenen Metallen und Legierungen gefaßt. In der Industrie wird der Schmuck teilweise maschinell und in Serie hergestellt.
In der Fachrichtung Ketten gestalten die Goldschmiede überwiegend Hals- und Armschmuck, zum Teil auch Fußkettchen. Sie bereiten Drähte und kleine Röhrchen aus Edelmetall vor und fertigen daraus Kettenglieder. Die Goldschmiede formen die Kettenglieder dann zu den jeweiligen Schmuckstücken, die sie mit Kettenverschlüssen versehen. Die Goldschmiede passen auch Edelsteine in die Halsketten und Armbänder ein, wobei sie die Steine auch zum Teil selbst bearbeiten.
In der Fachrichtung Schmuck fertigen die Goldschmiede Ansteck-, Hals- und Ohrschmuck sowie Hand- und Armschmuck an. Hier ist  Fingerspitzengefühl gefragt. Die Goldschmiede arbeiten in dieser Fachrichtung nämlich mit wertvollen Metallen wie Gold und anderen Edelmetallen. Die Goldschmiede formen den Schmuck bzw. die Schmuckteile. Die Goldschmiede hämmern oder ziselieren die Metalloberfläche. Sie fassen auch Edelsteine und Halbedelsteine, fertigen Verschlüsse sowie Ohr- und Manschettenknopfmechaniken an.
Natürlich kann ich hier nur einen kleinen und groben Überblick über den Beruf des Goldschmiedes geben. Wer sich für Einzelheiten interessiert, sei auf die berufskundliche Literatur der Bundesagentur für Arbeit verwiesen.
Pohl bildet schon lange nicht mehr aus. "Zum einen bin ich viel zu alt dafür. Ich bin jetzt 76 Jahre alt. In dem Alter stellt man keinen Lehrling mehr ein. Wer einen Ausbildungsbetrieb sucht, muß sich woanders bewerben."
Hinzu kommt die unbefriedigende Auftragslage. "Hier in Duisburg gibt es kein kaufkräftiges Klientel mehr. In Städten wie Düsseldorf ist das noch anders. Da ist noch mehr Geld vorhanden. Es ist viel Selbstausbeutung und Idealismus notwendig, um den Beruf auszuüben. Man kann zwar seine Nische finden, es ist aber schwierig," berichtet Pohl, fast schon einer der letzten seines Standes in Duisburg. "Ich habe eine treue Kundschaft, für die ich immer noch Arbeiten ausführe."
Die Salvatorplakette, das Stadtsiegel, die Universitätsplakette, aber auch Firmenschilder und sakrale Gegenstände sind Aufträge aus der öffentlichen Hand.
"Ich habe 1950 meine Ausbildung begonnen und mich 1960 in Duisburg selbständig gemacht. Eine Förderung durch die öffentliche Hand, etwa durch Ausstellungen oder größere Aufträge, gab es in dieser Zeit nicht. Man hat mir zwar keine Knüppel zwischen die Beine geworfen, aber auch nichts für mich getan."
Eine Konsequenz aus dieser Situation: Der Beruf ernähre den Mann nicht mehr, berichtet Pohl. Man muß schon einen Zweitjob ausüben, um über die Runden zu kommen. Es drängen derzeit viele Frauen in den Beruf, wie Pohl beobachten konnte, nur um gegenzuhalten: "Meine Söhne sind auch Goldschmiede geworden. Auch wenn sie nicht in Duisburg leben, werden sie in meine Fußstapfen treten."
"Der Begriff Kunsthandwerk steht für ein Handwerk für dessen Ausübung künstlerische Fähigkeiten erforderlich sind und dessen Produkte in eigenständiger, handwerklicher Arbeit und nach eigenen Entwürfen gefertigte Unikate sind (Kleinkunst). Das Kunsthandwerk wird, wie das verwandte Kunstgewerbe der Angewandten Kunst zugeordnet, ist mit diesem Gewerbe, das Gebrauchsgegenstände auch serienmässig, maschinell und nach fremden Entwürfen erzeugt, aber nicht gleichzusetzen.

Des Weiteren hat der Begriff Kunsthandwerk, unabhängig von dem künstlerischen Qualitätsanspruch und der Fertigungsweise, sich als Sammelbegriff für kunsthandwerkliche und kunstgewerbliche Produkte eingebürgert.

Begriffsklärung

Der Begriff Kunsthandwerk wurde, nachdem das Metier der Maler, Buchmaler, Glasmaler, Graveure, Bildhauer, Gold- und Silberschmiede, Schnitzer, Möbelschreiner, Instrumentenbauer, Bildwirker und dergleichen jahrhundertelang als reines Handwerk betrachtet worden war, erst in jüngerer Zeit geprägt.

In Frankreich vollzog sich eine erste Trennung durch den Ausbruch der heute bildende Künstler genannten Maler und Bildhauer aus der Communauté des maîtres peintres et sculpteurs de Paris. Dieser Bruch wurde im Jahr 1647 durch die Gründung der Académie royale de peinture et de sculpture besiegelt.

Die fortschreitende Entwicklung kunstgewerblicher Serienproduktionen, die seit dem 18. Jahrhundert mit der Industrialisierung der Manufakturen einherging (siehe beispielsweise: Oberkampfs 1760 gegründete Toile-de-Jouy-Manufaktur), veranlasste die künstlerisch tätigen Handwerker, unter Verweis auf die gestalterische Qualität ihrer Werke eine Abgrenzung zum traditionellen Handwerk zu erreichen. Die Kombination der Worte Kunst und Handwerk betont die qualitativen und quantitativen Werte handwerklicher Arbeit in Abgrenzung zu den seriellen und massenhaft reproduzierbaren Erzeugnissen der Industrie.

Der Begriff Kunsthandwerk suggeriert, daß hier handwerkliches, technisches Interesse im Vordergrund steht. In der Erhaltung von traditionellen handwerklichen Techniken übernimmt das Kunsthandwerk eine wichtige Aufgabe. Materialität, Verarbeitung und Materialästhetik spielen eine wichtige Rolle, weniger tiefer gehende autonome geistige Prozesse. Vorwiegend bleibt das Schaffen im funktionalen, angewandten Bereich, oft auch als angewandte Kunst bezeichnet. Häufig wird Gestaltung und ästhetisches Interesse angewandt, um Gebrauchsartikel aufzuwerten.

Im Unterschied zu Designern, die vorwiegend Prototypen für Serien- und Massenproduktion entwerfen, handelt es sich bei Kunsthandwerk vorwiegend um Unikate und Kleinserien, manuell gefertigt. Auch sind meist Gestalter und praktisch Ausführender, ein und dieselbe Person.

Das Kunsthandwerk und Kunstgewerbe entwickelte sich nur in einigen wenigen traditionellen Gewerken des Handwerks, oft unter Verwendung ausgesuchter Materialien.

Die Definition des Begriffes Kunsthandwerk deckt sich mit weitestgehend mit den englischen Bezeichnungen Arts and Crafts im 19. Jahrhunderts und Studio Crafts im 20. Jahrhunderts.

Begriffsbildung

Der Begriff Kunstgewerbe wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts geprägt. Er entwickelte sich im Prozeß der Industrialisierung, in dem das Handwerk seine Stellung bei der Produktion von Waren an die Verlage, die Manufakturen und Fabriken verlor.

Die 1869 in Deutschland eingeführte Gewerbefreiheit markierte dabei nur den Abschluß einer Entwicklung größer Zentralisierungsbestrebungen, die bereits im 18. Jahrhundert. mit der Reformierung der Reichshandwerksordnung begannen und nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges und der Befreiungskriege verstärkt wurden. Diese hoben die noch verbliebenen Privilegien städtischer Innungen auf. Durch den Entzug der Kontrolle über die Märkte verschlechterten sich die Wettbewerbsbedingungen für die stets kapitalschwachen Handwerker, während sich die Produktions- und Absatzmöglichkeiten für die Manufaturen und die sich entwickelnde Industrie im Binnenmarkt weiter verbesserten.

Während die Industrie mit den Prädikaten von Fortschritt und Moderne ausgezeichnet wurde, prägte man das traditionelle "Alte Handwerk" mit dem Stigma des Konservativen. Mit dem Absatz- und Statusverlust begann der Prozeß der Suche nach möglichen, die Existenz sichernden, Auswegen. Einer der Weg führte dazu, sich von der Masse der betroffenen Handwerker abzugrenzen. Als Unterscheidung wurde das ästhetische Kriterium der Kunst im Handwerk gefunden und betont.

Deutschland im 19. Jahrhundert

Nach 1880 wurde in Deutschland vielerorts die Tradition des Gesellen und des Meisters wiederbelebt. Gleichzeitig entstanden neue Netzwerke handwerklicher Organisations- und Lobbystrukturen in Städten, auf territorialstaatlicher und nationaler Ebene. Es etablierten sich Handwerkskammern, Handwerksverbände und -vereine neu. Diese Entwicklung war begleitet von symbolischen Handlungen, wie die Wiedereinführung von Begriffen wie dem der Innung.

Weder durch die Propagierung einer konstruierten Tradition, eines beruflichen Ethos ohne wirtschaftliche Grundlage, noch über die gegründeten Strukturen gelang es dem Handwerk, Einfluß auf politische und wirtschaftliche Entscheidungen zu nehmen und eine Rückgewinnung von Einfluß und Privilegien zu erreichen. Der Wettbewerb zur Industrie blieb bestehen.

Um diesem standzuhalten, ging ein Teil des Handwerks dazu über, den Kunstcharakter des Handwerks gegenüber der Industrie zu betonen. Gleichzeitig diente der Verweis dem Zweck der Anhebung des sozialen Status des Kunsthandwerkers und dem Prestigewert seiner Waren gegenüber dem nunmehr einfachen Handwerker und seiner minderen – unkünstlerischen und nur noch handwerklichen Arbeit.

Diesem Vorgehen lag die Vorstellung zugrunde, daß künstlerische Werte in der handwerklichen Herstellung durch die Bildung des Künstlers dem Werk auf- und eingeprägt werden können. In der frühen Phase von 1870–1880 war die Kunstgewerbe-Bewegung der Auffassung, daß Kunst in allen Produktionsprozessen, sowohl in maschineller, mechanisierter als auch in handwerklicher Arbeit Anwendung finden könne. Einer der Vertreter dieser Ansicht war Alois Riegl," berichtet die Internetenzyklopädie Wikipedia. Warum ich Wikipedia so ausgiebig zitiere? Für Pohl ist es wichtig, Qualität zu produzieren. Die Stücke, die ich bei ihm sehe, sind schön anzusehen und zeugen von guter Handwerkskunst, die nichts mit dem zu tun hat, was wir von Weihnachtsmärkten und Stadtfesten gewohnt sind. Bei Pohl sind Kunst und Handwerk eine Symbiose eingegangen, die sich schon sehen lassen kann.

"Die Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks Nordrhein - Westfalen (AdK - NRW) ist der Zusammenschluß von derzeit rund 220 Kunsthandwerkern im Bundesland. Die Arbeitsgemeinschaft ist eine weithin anerkannte Instanz für das Kunsthandwerk in unserem Land. Sie verschafft als Ansprechpartner der Landesregierung sowie als Anlaufstelle für Partner aus anderen Bereichen den Belangen des Kunsthandwerks Gehör. Sie trägt zu einer fortschreitenden Vernetzung der Kunsthandwerker untereinander bei. Sie unterstützt das Entstehen und die Arbeit informeller Gruppen, in denen ein `Blick über den Tellerrand' geworfen werden kann. Sie fördert die Ausbildung des kunsthandwerklichen Nachwuchses auf einem gleichmäßig hohen Niveau," stellt sich die Arbeitsgemeinschaft Kunsthandwerk Nordrhein - Westfalen selbst vor. "Hier wird nicht jeder aufgenommen. Wir achten schon auf Qualität. Man muß sich um die Mitgliedschaft bewerben und ein Ausschuß entscheidet dann," berichtet Pohl.
Das Problem dieser Arbeitsgemeinschaft: Goldschmiede, Töpfer, Glasmaler, Kunstschmiede, Buchbinder, Fotographen und Steinmetze könnte sie fachlich vertreten. Doch gerade die beiden letztgenannten Handwerke besitzen eigene Innungen und betreiben damit eine eigen berufsständische Politik. Ob es immer sinnvoll ist, seine eigenen berufsständischen Spezialinteresen zu vertreten, sei einmal dahingestellt. Ein wenig mehr Qualität würde ich mir auf Weihnachtsmärkten und Stadtfesten schon wünschen, zumindest was das Kunsthandwerk anbelangt.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.06.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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