Irene Beddies

Monsteralarm




Steffi saß an Papas Schreibtisch und brütete über ihren Rechenaufgaben.
14 +7? Vierzehn konnte sie an den Fingern nicht abzählen. Wütend schlug sie das Heft zu, weil ihr nicht mehr einfiel, welchen Trick die Lehrerin für diesen Fall verraten hatte. Auch war sie zu faul, ihre Rechenmaschine aus dem Kinderzimmer zu holen. Blöde Schulaufgaben!
Neben dem Schreibtisch streifte ihr Blick den Papierkorb. Ein buntes Bild leuchtete ihr entgegen. Sie nahm die Zeitung heraus und stellte fest, dass eine Frau abgebildet war, die einen knappen Badeanzug trug. Neben dem Bild stand eine dicke Überschrift. Mühsam versuchte Steffi sie zu entziffern. Das Papier war an der Stelle schon arg zerknittert und ein Kaffeefleck war über die Buchstaben gelaufen.
Sie buchstabierte sich die Überschrift zusammen: „Mont…Monte…Monster vom Ge-rüst… ge-stür…gestürzt“.
 
Steffi bekam es mit der Angst: Ein Monster war in der Stadt und hatte sich irgendwo heruntergestürzt. Auf wen? Auf was? Was wollte es hier?
Vorsichtig schlich Steffi ans Fenster und spähte hinter der Gardine auf die Straße hinunter. Da ging Herr Schulze fröhlich pfeifend vorbei. Hatte der keine Angst? Aber er hatte ja seinen Pudel an der Leine, der immer bellte, wenn jemand kam.
Als nächstes hielt ein Auto vor der gegenüberliegenden Gartenpforte. Ein Mann mit einem Päckchen klingelte, übergab das Päckchen und fuhr wieder los.
Kaum war er weg, kam ein Mädchen angerannt, öffnete die Gartenpforte und versteckte sich hinter einem Busch. Vier andere Kinder rasten ebenfalls die Straße entlang und riefen sich etwas zu. Was, das konnte Steffi nicht verstehen. Die Vier blieben an der Gartenpforte stehen und rannten nach einem Augenblick eilig weiter.
Plötzlich hörte Steffi das Tatüüü - Tataaa  der Feuerwehr oder des Unfallwagens. Nun wurde ihre Angst richtig groß. Ihr Herz klopfte jetzt bis zum Hals.
Es klingelte an der Haustür. Steffi schlich leise in den Flur und spähte durchs Schlüsselloch. Das, was sie sehen  konnte, schien Mamas heller Sommermantel zu sein, aber sicher fühlte sie sich nicht.
Ungeduldig klingelte es ein zweites Mal. Da rief Mama auch schon: „Steffi, mach doch auf, ich habe den Schlüssel vergessen!“
Steffi riss erleichtert die Tür auf.
„Kind, du bist ja ganz blass und siehst verstört aus! Ist dir etwas passiert?“
„Nein, Mama. Aber ein Monster ist in der Stadt! Ein Monster! Es steht in der Zeitung.“
„Seit wann liest du die Zeitung, Steffi? Das ist ja ganz etwas Neues. Zeig mir mal
den Artikel.“
Steffi nahm Mama an die Hand und führte sie zu Papas Schreibtisch. „Guck, hier steht es!“
Mama nahm die Zeitung in die Hand, überflog die Überschrift neben der Frau im Badeanzug und fing herzlich an zu lachen. Sie strich ihrer Tochter übers Haar. „Lies mir die Überschrift noch einmal vor“, forderte sie Steffi auf.
„Mont….Monte-u….Monte –ur. Was ist das, Mama?“
„Ein Monteur ist ein Mann, der an Häusern oder Fabriken baut, etwas heilmacht oder neu anbringt. Dazu muss er oftmals auf ein hohes  Gerüst klettern. Da ist einer gestern herabgestürzt und hat sich viele Rippen gebrochen. Jedenfalls ist so ein armer Kerl kein Monster.“

(c) I. Beddies


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.09.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Irene Beddies hat in diesem Band ihre Märchen für Jugendliche und Erwachsene zusammengestellt.
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