Irene Beddies

Logo




„Logo“, sagte Toni und guckte intensiv in sein halbvolles Bierglas.
„Hast du überhaupt zugehört?“, fragte Bernd skeptisch.
„Klar doch, geht in Ordnung, Mann. Logo! “, antwortete Toni etwas ärgerlich.
Er hatte nur halb hingehört, als Bernd ihm den neuesten Plan in allen Einzelheiten erläuterte, denn ihm ging Ayla nicht aus dem Kopf. Er sah ständig ihr Lächeln  vor seinen Augen. Auf der Oberfläche des Biers hatte er es deutlich wahrgenommen.
„Also, dann los,Toni. Hinter der Baufirma am Rand des Waldes treffen wir uns dann.“
„Logo. Ich fahr dann schon mal.“
„Hast du auch die Seile dabei?“
„Klar doch, liegen hinten.“
Toni trank hastig sein Bier aus, riss seine Gedanken zusammen und stieg in den Transporter. Vorsichtig rangierte er aus der Parklücke und fuhr in vorschriftsmäßigem Tempo durch die Straßen der Stadt. Etwas außerhalb drehte er dann auf, denn hier war keine Geschwindigkeitskontrolle zu erwarten. Die Straße endete am Wald auf einem Parkplatz für Wanderer.

Das Warten dauerte und dauerte. Hatte er vielleicht etwas nicht mitbekommen?
Da klingelte auch schon sein Handy. „Ja? Ist es soweit? Was soll ich tun?“, fragte er aufgeregt.
„Alles, wie besprochen, Toni.“
„Ähem….was als erstes?“
„Mensch, Penner, du hast  d o c h  nicht zugehört. Komm erst mal mit der Karre ans hintere Tor der Baufirma und park den Wagen etwas versteckt.“
„Wird gemacht. Logo.“ Toni ließ den Wagen an und fuhr ohne Licht ein paar hundert Meter weiter unter eine Trauerweide. Er stieg aus und postierte sich an der Toreinfahrt. Das Tor war natürlich zu dieser Stunde geschlossen.
Bernd reichte ihm durch die Stäbe eine ziemliche Ladung halblanger Rohre, die Toni im Wagen verstaute. Eine weitere Ladung bestand aus einer zerlegbaren Aluminiumleiter. Dann kamen zwei schwere Eimer mit Außenwandfarbe, die aber nicht durch die Stäbe des Tors passten. Bernd stellte sie ab und holte eine zweite Leiter, mit der er am Tor hochkletterte. Er reichte die Eimer rüber. Doch als Toni sie in die Hand bekam, verlor er das Gleichgewicht und fiel hintenüber.
„Idiot“, zischte Bernd.
Benommen rappelte Toni sich auf. Er nahm die Eimer und schleppte sie mühsam zum Kleintransporter.
Da hörte er Hundegebell am Tor und eine barsche Männerstimme, die Bernd etwas zurief. Das klang sehr unfreundlich und wie ein Befehl. Toni verkroch sich hinter das Steuer und wartete angstvoll.
Er bekam mit, wie Bernd und der andere Mann sich in Richtung der Gebäude bewegten. Als weiter nichts geschah, ließ er den Motor an und fuhr langsam wieder in Richtung Parkplatz, auch diesmal ohne Licht.
In der Ferne hörte er die Sirenen zweier Polizeiwagen. O je, der arme Bernd!

Toni fuhr den Weg, den er vor Stunden gekommen war zurück in die Stadt. Die entgegen kommenden Polizeiwagen beachteten ihn nicht. Glück gehabt. Logo, die konnten ja nicht wissen, dass Bernd einen  Komplizen gehabt hatte.
Würde Bernd dicht halten? O Gott, wenn der etwas verriet, vielleicht auch nur unfreiwillig!

Toni in seiner Panik wusste keinen besseren Ausweg als zu Ayla zu fahren. Sie wohnte in einer wenig anrüchigen Straße. Wohnblocks, sehr gepflegt, standen dort und Einfamilienhäuser.  Da würden sie nicht zuerst suchen. Er fuhr noch einige Seitenstraßen weiter und parkte am Straßenrand. Kein Schild, das das Parken verbot, davon überzeugte er sich.
Toni ging zurück und klingelte an Aylas Wohnung. Es war das erste Mal und er war sich nicht sicher, dass sie ihm aufmachen und ihm zuhören würde.
Sie machte auf.
„Nanu?!!  Was führt dich denn hierher zu einer solchen Stunde, wir kennen uns doch kaum.“
„Ja, logo, ich weiß“, stammelte er, „aber ich muss dich sprechen. Ich brauche Hilfe.“
Sie ließ ihn ein, kochte ihm einen Apfeltee und hörte geduldig zu.
„Du bist ein kompletter Idiot! Wie konntest du dich nur auf solche kriminellen Sachen einlassen! Das hätte ich nie von dir gedacht!“
War das ein Zeichen von einer gewissen Zuneigung? Tonis Herz flatterte.
„Eigentlich bist du schuld…“, fing er an.
„Iiich??? Wie kommst du darauf, wir haben doch fast nie Worte miteinander gewechselt!“ 
Ayla wollte aufstehen, aber Toni hielt sie am Ärmel zurück.
„So meine ich das ja auch nicht. Als Bernd mir von seinem Plan erzählte, hab ich nur an dich gedacht. Ich habe ihm zugestimmt, ohne zu wissen…“
„Idiot!“, schrie Ayla noch einmal. „Was machen wir jetzt?“

Sie beratschlagten eine ganze Weile. Toni würde die Nacht bei ihr verbringen (aber nicht mit ihr) und am Morgen so lange bleiben, dass die Nachbarn ihn aus dem Haus gehen sehen konnten. Sie würden dann auch gemeinsam noch in dem kleinen Bistro an der Ecke frühstücken.
Und so geschah es.

Als sie gerade den letzten Kaffeerest austrinken wollten, kamen zwei Polizisten auf Toni zu. Alles Leugnen half nichts, Bernd hatte alles verraten, der Wagen war schon gefunden worden.
Toni wollte nicht in den Kopf, wie Bernd seinen nächtlichen Aufenthaltsort gewusst haben konnte, denn von Ayla hatte Toni ihm nie etwas erzählt.
„Wie haben Sie mich gefunden?“, fragte er den scheinbar netteren der Polizisten.
„Handyortung.“
„Äh…Handyortung?  Was?…Wie?…Ah, …logo.“


© I. Beddies



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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.02.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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