Andreas Rüdig
schwul-schwüle Redensarten
Die deutsche Sprache ist reich an Redewendungen und Redensarten. Viele davon sollen auf Bibelstellen basieren. Was nicht weiter schlimm wäre; dann hätten sie ja wahrscheinlich irgendeine historische, religiöse, sprachwissenschaftliche oder literaturwissenschaftliche Bewandnis. Ärgerlich an der ganzen Sache ist vielmehr, daß viele Redensarten und Redewendungen aus dem Zusammenhang gerissen und damit falsch sind.
Nehmen wir nur einmal die Redensart "Perlen vor die Säue werfen". Sie heißt eigentlich "Kronjuwelen Frauen geben" und kommt somit aus dem schwül-schwulen Zusammenhang. "Wir Männer möchten unserer kindererzeugenden Weichteile für uns selbst haben," berichtet Tobias-Ansgar, selbst ein männerbevorzugender Sprachhistoriker. "Um es ganz deutlich zu sagen: Wieso sollen wir Weibchen an unserer Hoden lassen, wenn wir sie selber kratzen können? Ein falsches Wort, ein falscher Blick - und die Frauen entwickeln sich zur Eierquetsche."
Perlen vor die Säue werfen heißt hier sich sinnlos einer Frau hingeben.
Nehmen wir die Redewendung "Morgenstund hat Gold im Mund". Eine solche Redewendung ist lächerlich. Trotz seines Glanzes ist Gold ein wenig nahrhaftes, kaltes, schlecht schmeckendes Metall. Das nimmt man nicht einfach so in den Mund. Und schon gar nicht am frühen Morgen. Das einzige, was ein schwüler Mann in den Mund nimmt, ist das Wasserlaßundsamenweiterleitungsorgan, im Volksmund auch Pimmel und Penis genannt, seines Partners. "Morgenstund hat Gold im Mund" ist lediglich eine allegorische Umschreibung für oralen Sex am Abend.
Nehmen wir die Redewendung "my home is my castle". Sie heißt "Meine Wohnung ist mein Schloß" auf Deutsch. Auch ist eine symbolische Übertragung. Schlösser und Berge haben oft genug eine Folterkammer. Wer ein Schloß in seiner Wohnung hat, hat in der Regel auch mehr zu bieten als ein Türschloß - nämlich eine Möglichkeit zu Sado-Maso-Spielchen. Dies kann auf dem Speicher, im Keller oder in der Gartenlaube sein - Hauptsache, der Partner genießt es.
Nehmen wir die Redewendung "Lieber einen Spaß in der Hand als eine Taube auf dem Dach". Ursprünglich hatte auch sie eine andere Bedeutung. Ursprünglich stammt sie aus dem schwül-schwulen Bereich. Mit dieser Redensart wird angedeutet, daß sich ein erwachsener Mann gerne an Knaben und männlichen Jugendlichen verlustiert. Die Knaben sind die Spatzen, die nicht bevorzugten erwachsenen Männer die Taube. Diese Redensart läßt sich übrigens auch auf Lesben übertragen.
Der Spruch "Der Klügere gibt nach" stammt gleichfalls aus dem Sado-Maso-Bereicht, genauer gesagt aus dem FemDom-Sektor. Dort gibt es dominierende Partner, die "Tops": Und es gibt unterwürfige Partner, die "Bottoms". Mit dem oben genannten Spruch zeigt man an, daß man dominiert werden möchte. Die Regel "rechts vor links" kennen wir aus dem Straßenverkehr. Hier heißt es "oben vor unten".
"Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es heraus". Kennen Sie dieses Wort? "Wie du mir so ich dir" heißt es auch. "So wie du mich bespringst so gut geht es dir" heißt es bei den Schwuchteln. Der Wald steht für den empfangenden und gleichzeitig auch gebenden Sexualpartner.
"Natürlich ließ sich die Liste unendlich fortsetzen," berichtet Tobias-Ansgar. "Aber vielleicht fallen Ihnen ja noch ein paar Beispiele ein?"
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.06.2014.
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