Peter Biastoch

Spaziergang im Grünfelder Park

Was haben wir kürzlich unternommen? Da war der Sonntagnachmittag (04.11.2018), an dem wir uns in den Toyota setzten und nach Waldenburg fuhren. Der dortige „Grünfelder Park“ war, seit längerem wieder einmal, unser Ziel. So stellten wir das Auto auf dem dafür vorgesehenen Parkplatz ab und entschieden uns für den hangseitigen Teil des Parkes. Die andere Richtung hätte uns lediglich dorthin geführt, wo wir am 09.09.2018 die „Kunst im Park“ besuchten. Davon schrieb ich bereits im vorletzten Brief.

Also, wir gingen in die entgegengesetzte Richtung. Einige Meter auf diesem Weg entlang überquerten wir die stillgelegte Bahnlinie Waldenburg – Glauchau und sahen weiter hinten das Eingangsportal des Parkes. Oben quer steht in goldenen Lettern „DER STILLEN NATURLIEBE“ geschrieben. Somit ließen wir uns in eine andere Zeit versetzen. Wir hörten auf, durch den Park zu gehen und begannen stattdessen zu Lustwandeln.

Das bedeutet, seine Sinne zu öffnen und die Eindrücke der uns umgebenden Natur wahr zu nehmen. Es war an diesem Nachmittag ein bedeckter Himmel, der keinen direkten Sonnenstrahl hindurch ließ. Dennoch leuchteten die Herbstfarben in einer besonderen Intensität.

Rechts neben diesem Weg mäanderte ein kleiner Bach durch das gefallene Laub. Es raschelte bei jedem Schritt und verleitete uns dazu, die dichteren Blätterlagen zu suchen, um mit den Füßen raschelnd hindurch zu schlurfen. Wie Kinder, die ihren ersten Herbst erleben.

Wir kamen an der momentan verwaisten Freilichtbühne vorbei und der Blick öffnete sich zu einer grasbewachsenen Freifläche. Dort mussten wir uns entscheiden, ob wir dem Wasserlauf aufwärts folgen, oder auf dem gegenüber liegenden Weg, gehen wollten. Unsere Entscheidung ließ uns rechts bleiben, also an dem leise rauschenden Bächlein. Es war eine gute Entscheidung, wie wir bald feststellten. Nicht nur die Nähe des Baches, sondern auch die fotogenen Blicke auf die gegenüber liegende Seite der Lichtung belohnten uns auf diesem Weg t schönen Ansichten.

Wie meistens hatte ich meine Fototasche umhängen und von hier ab meine Kamera bei der Hand. Margitta machte ebenfalls Aufnahmen, mit ihrem Smartphone. Dabei merkten wir, dass auch dafür unser Weg entlang des Baches von Vorteil war. Denn, auch wenn es keinen direkten Sonnenstrahl gab, so stand unser Zentralgestirn so, dass die gegenüberliegende Seite beleuchtet wurde und in den herrlichsten Herbstfarben erstrahlte.

Hand in Hand schlenderten wir entlang dieses Pfades. Rechts neben uns der Wasserlauf, links die Wiese, gesäumt von dieser herrlichen Farbenpracht. Einige Meter weiter entdeckten wir ein weiteres Motiv. Ein Baum, der zwei seiner Äste sehr tief hängend, über die freie Wiese ausstreckt.

Wir nutzten diese knorrigen, ausladenden Äste, um uns gegenseitig in diesem Rahmen abzulichten.

Bald darauf erreichten wir das Ende dieser Lichtung, die von einem Teich, einer kleinen Baumgruppe und dem dahinter liegenden „Badehaus“ begrenzt wurde. Da wir natürlich nicht allein unterwegs waren, verwunderte es auch nicht, dass sich gerade eine Familie vor diesem kleinen Teich fotografierte. So gingen wir daran vorbei und machten Aufnahmen dieses Badehauses, mit zwei davor liegenden Sphinxen. Sicherlich haben sich früher die Herrschaften, derer von Schönburg-Waldenburg, hier in diesem idyllisch gelegenen Bauwerk, der Reinlichkeit hingegeben. Wie auch immer. In den vergangenen Jahren wurde hier viel gebaut und renoviert, um den jetzigen, ansprechenden Zustand wieder herzustellen, wie übrigens auch fast alle anderen Objekte, die sich in diesem Park befinden.

Hinter diesem Badehaus beginnt eine weitere Lichtung, deren Umrundung wir allerdings nicht mehr vollständig schafften. So kamen wir bald wieder zurück zu dieser Stelle und entschieden uns nun, auf der anderen Seite der Wiese zurück zu wandeln.

Die zuvor gesehene Familie, die sich am Teich fotografierte, sahen wir nun wieder. Diesmal hatten sie diesen fotogenen Baum entdeckt und die Kinder kletterten auf den tief hängenden Ästen herum, wurden fotografiert – und ermahnt, vorsichtig zu sein.

Nur ein wenig weiter kamen wir dann an der sogenannten „Gesundheitsquelle“ vorüber. Die in ein rundes Becken fließende Waldquelle ist von einer halbkreisförmigen überwölbten Nische mit Porphyrbank hangseitig umbaut. In die Front ist eine Huldigung „SALVTARI HYGIEAE DONO SACRVM“ an die griechische Göttin der Gesundheit als Wasserspenderin eingemeißelt. Mit seiner Größe und Wuchtigkeit, war dieses Gebilde von einem Brunnenhaus schon von der anderen Seite der Lichtung her, ein beständiger Blickfang.

Als ich mir allerdings den Tümpel zwischen den beiden Mittelsäulen ansah, bekam ich keinerlei Appetit davon zu kosten. Das brackige Wasser, das sich dort befand war voller abgestorbener Blätter, die zum Teil bereits modrig auf den Boden gesunken waren. So gingen wir weiter.

Wir näherten uns langsam wieder dem Freilichttheater, als uns die besonders intensive Färbung des Waldes auffiel. Dort standen mehrheitlich Buchen, deren Blätter noch einen kräftigen roten Ton aufwiesen.

Als wir anschließend über die Bühne des Theaters schlenderten verspürte ich den inneren Drang, mich an die Rampe zu stellen und in die leeren Zuschauerreihen zu rufen: „To be, or not to be, that is the question!“ Doch damit hätte ich wohl nur die anderen, noch anwesenden, Spaziergänger erschreckt. So blickten wir über die Publikumsreihen und über die Sichtsperre des Theaters hinaus und erblickten in der Ferne, ein weiteres Bauwerk – das so genannte „Mausoleum“. Ein Prachtbau, der wegen des dortigen hohen Grundwasserspiegels nie seiner Bestimmung übergeben werden konnte.

So begaben wir uns  schließlich wieder in Richtung Parkplatz. Entlang des immer noch ruhig vor sich hin fließenden Baches, der von angeschwemmten Laub in seinem Lauf behindert wurde und sich immer wieder neu seinen Weg bahnen muss. Bald wurde das Eingangsportal wieder sichtbar und noch immer kamen uns weitere Spaziergänger, einzeln, paarweise und in kleinen Gruppen, entgegen.

Kinder tobten vorüber und auch bereits etwas ältere machten sich einen Spaß daraus, sich gegenseitig mit dem Laub zu bewerfen. Laub, das sie zuvor auf dem Weg zusammen gescharrt hatten. Doch die Zeit war verronnen und wir wollten auf dem Heimweg noch durch Oberwinkel, einen kleinen Ort auf der anderen Seite des Parkes, fahren bevor es dunkel wurde.

Auch auf dieser Fahrt genossen wir noch weiter diese wunderschönen Farben des Spätherbstes. Wie saugten unsere Sinne so richtig voll davon. So hoffen wir, dass uns diese Erinnerungen, noch ein Stück weit, in die kommenden kalten und trüben Wintertage, unsere Stimmung erhellen.

Nun möchte ich mich wieder von Dir verabschieden. Bis zum nächsten Brief sage ich tschüß und grüße Dich, aus dem immer noch knallig bunten Langenchursdorf. Dein Brieffreund…

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.11.2018. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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