Jürgen Skupniewski-Fernandez

Wo ist oben?

Wenn wir von Gott reden, von der unbekannten Macht und von der Seele, sowie dem Aufsteigen der Seele, dann zeigen wir nach oben.

Was ist oben und wo? Über uns? Der Himmel, der sich dem Universum öffnet?

Der emanierende, ausfließende Geist senkt sich, erfüllt seinen Zweck und steigt wieder auf. So in etwa lautet die Lehre des Neuplatonismus, der letzte große philosophische Wurf der Antike, und die vor allem von Plotin und seinem Schüler, der in Tyros geborene Prophyrios, vertreten wurde.

Gehen wir mal auf die Formulierung, „oben“, ein oder die Aussage: „Über uns“.
Goethe hat es so wunderbar poetisch formuliert in seinem: Gesang der Geister über den Wassern.

Des Menschen Seele
gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
zum Himmel steigt es,
und wieder nieder
zur Erde muss es,
ewig wechselnd.

Eine metaphorische Übersetzung, die Grundzüge der Lehre vom ausfließenden Geist, der Emanationslehre.

Lassen wir mal den metaphysischen Aspekt außen vor und fragen wie ein Kind:

Wo ist denn oben? Die Erde ist doch eine Kugel? Hat die Kugel ein „Oben“?

Man könnte in dem Fall die Pole als Orientierungshilfe nehmen: Norden oben, Süden unten.

 

Taumelnde Kurse werden auch in der Berichterstattung im Aktienhandel mit: „Die Aktie kennt nur

eine Richtung, nämlich Süden“.

 

Dieses „Oben“ ist denn doch eher ein metaphysischer Begriff der monotheistischen Religionen.
In Anlehnung eventuell an die Götterwelt der Griechen, die alle oben auf dem Olymp thronten und von dort die Geschicke der Menschen leiteten.

Der Begriff „oben“ stammt meiner Meinung nach noch aus alten Zeiten, als die Menschen weder Kenntnis über die Form der Erde noch Ausdehnung des Universums hatten; abgesehen von einem kleinen intellektuellen Zirkel. Hinzu kamen die Religionsgemeinschaften mit ihrem Priesterwesen, die den braven Frauen und braven Männern beinahe schon per Fingerzeig die Richtung vorgaben. Sei es als positive Botschaft oder als Mahnung.

Abgesehen davon, war Religion immer ein Politikum gewesen. Erst ein Erwachen des Geistes, der sich die Freiheiten im Laufe vieler Jahrhunderte erkämpfte, veränderte das Verhältnis. Ist uns aus der Geschichte bekannt.

Aber warum suchen wir dieses „oben“ immer nur in der Ferne? Steht es in Verbindung mit der Angst vor dem Tod, den wir nach Möglichkeit außen vor lassen und weit weg von uns schieben? Bis die Zeit kommt, wir ihm ziemlich nahe gerückt sind und dann?

Populär ausgedrückt, hat die Erde unseren physischen Vorstellungen nach, kein eigentliches oben. Unsere Welt schwebt in einem grenzlosen Raum - mittendrin. Eine Kugel voller Menschen, auf der Suche nach dem „Oben“, dass wir auch im Allgemeinen als Himmel interpretieren.

Es gibt also nur ein „über uns“, profan gesprochen.

Wenn wir aber nun eine Theorie aufstellen, nur eine Theorie, die ja immer erst dann konkret wird, wenn die Beweislage dementsprechend ausfällt.

In diesem Falle bleibt es wahrscheinlich nur eine Theorie. Aber das entscheidet jeder für sich.

Gehen wir mal davon aus, dass mit „Oben“ unser Kopf, sprich Gehirn gemeint ist. Hier leben und wirken Vernunft, Geist, entwickeln sich Gedanken. Ist der Mensch nicht auch sein eigener Kosmos?

Er leitet und pflegt seine Geschicke, strahlt durch seine Aura und ertastet intuitiv Verhältnisse, je nach Fähigkeiten. Die Seele vereint den Geist mit dem Körper. Wenn dieses Verhältnis nicht ausbalanciert ist, dann haben wir Probleme. Das kann physischer oder psychischer Natur sein.

Bis hierhin scheint die Beweislage empirisch bestätigt. Eine erfolgreiche Genesung braucht die Stärken von Körper und Seele.

In vielen Schriften wird betont, dass uns der Gott seinem Odem einflößte, also das wir Menschen
ein göttliches Geschenk in uns tragen. Dieses „Etwas“ befähigt uns selbstständig zu handeln und uns nach unseren Vorstellungen zu entwickeln. Allerdings spielen da auch die Gene unserer Ahnen immer eine Rolle, aber am aktuellen Leben nehmen wir selbstständig teil und entscheiden selber oder andere für uns, wenn wir es zulassen oder gar wollen.

Metaphorisch ausgedrückt liegt in uns der Samen, den wir im Laufe unseres Lebens zum Wachsen und Reifen bringen sollen, um dann die Erkenntnis mit all ihren Mysterien zu ernten.

Ein sehr steiniger Weg. Manchmal hilft uns eine Eingebung, ein Realitätstraum und auch Befremdendes, das uns verunsichert, weil es nicht von dieser Welt scheint.

Ich bin mir sicher, dass es viele unter uns gibt; schon mit Erfahrungen in Berührungen gekommen sind, die einer Parallelwelt entflohen sein könnten. Aber das können auch Botschaften sein, kleine Zeichen und Aufforderung seine Suche fortzusetzen. Dazu braucht man nur sich selbst.

Also ist dieses „nach oben schauen“ eine verkannte Suche, die weit außerhalb unserer Vorstellung liegt? Irgendwo da im Universum, da könnte es sein! Doch wohl eher nicht. Wie fragil die Natur alles ausgestattet hat und was bei Verlust von Gleichgewichten passiert, dass erleben wir praktisch vor unseren Augen.

Wenn alles im Lot ist, dann, dann sind wir da, wo wir sein wollen: oben! Denn die Seele agiert im Verborgenen, erkennen tun wir sie an ihrer Bewegung.

 

 

 

 

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