Von Zeit zu Zeit kam mir der Gedanke, dass es schön wäre, jemanden
an meiner Seite zu haben, der mir wichtig war. Das Gefühl, das mich dann
umgäbe, würde mich endlich dazu bewegen von Innen nach Außen zu
strahlen. Der Gedanke, den ich hegte, entpuppte sich als die größte
Lüge, in der ich mich selbst tief in eine glitschige Schlucht aus
Lügen und Verrat riss, dessen Regentropfen gänzlich aus dem Blut der
Person bestand, die mein größter Schatz sein würde.
Es zerriss mich in tausend Stücke ihre blutverschmierte Leiche unter mir
begraben in den Armen zu halten. Schluchzend hielt ich sie fest an mich
gedrückt und spürte, wie die Kälte an mir hochkroch und mich wie
seine Beute in einen weißen Schleier hüllte, der mir langsam die
Sinne raubte. Während sich meine Glieder durch meinen tiefen Schmerz
verzerrten, glitt etwas tief in mein Inneres, das mich baldig immerzu einholen
würde.
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In der Dunkelheit der Nacht
starrte ich leer durch die kleine Lucke auf dem staubigen, undichten Dachboden,
der bereits durch den langandauernden Regen bis zu den Waden mit Wasser
befüllt war. Obwohl ich wusste, dass ein hölzernes, schiefes Haus
nicht der beste Schlupfort war, um mich vor den Monstern in der tiefsten
Dunkelheit zu schützen, wartete ich hier seit Tagen auf den ersten
Sonnenstrahl, der sich bestimmt nach der langen Regenphase über die Wildnis
ausbreitete und mein Inneres Leben einhauchte.
Das Plätschern
des Regen erfüllte mein Herz mit Schmerz und Frust, während ich mich
selbst fragte, woher dieses Gefühl stammte. Es war, als ob ich etwas
Wichtiges vergessen hatte, an das mich das Wetter erinnern wollte. Mein
Brustkorb schnürte sich zusammen, als wenn eine Eisenkugel mein Herz
zerschmettert hätte und ein kleines Stück des Eisen immer noch in
meinem Innern feststecken würde. Immer, wenn ich danach griff, verschwand
es in binnen von Sekunden und kam als schwereres, spitzeres Metall wieder, um
mir erneut zuzusetzen.
Es war der Kreislauf meines
persönlichen Albtraums, dem ich genauso wenig entrinnen konnte wie den
Geschöpfen der Finsternis, die im Schutz des Schattens lauerten und nach
der Negativität meiner Seele riefen, um diese zu sich zu locken und
endgültig zu verspeisen. Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass
die Furcht in meinem tiefen Innern, nicht von den Gegnern ausging, die mich auf
grausamste Art und Weise zerstückeln und ermorden möchten. Nein. In
mir bangte es, selbst ein Handlanger der Dunkelheit zu werden, wenn ich meinen
wahren Gefühlen nachgeben würde.
Als ich tief Luft holte,
erstarb der Ton in meiner Lunge, der sich entlang meines Brustkorbs hangelte und
schmerzverzerrt gegen mein Herz drückte. Das dreckige, kühle
Regenwasser hatte mein stabiles Mongosleder aufgeweicht. Grummelnd setzte ich
mich auf das schäbige, quietschende Bett zurück, auf dem ich mich seit
Tagen befand und zog meine taubenblauen Stiefel aus, um diese genauer zu
inspizieren. Seufzend musste ich feststellen, dass sie maximal zwei
Fußmärsche überleben würden.
Da das Wasser
weiter anstieg, blieb mir nichts Weiteres übrig als voranzuschreiten.
Nachdem ich mir meine Stiefel wieder angezogen hatte und meine graumelierten
Armschienen über meinen dunkelblauen Pullover zog, streckte ich meine
rechte Hand aus, um mir ein letztes Mal die schrecklichen Überbleibsel
meines letzten Kampfes ins Gedächtnis zu rufen.
Die Haut hatte
sich fast gänzlich von meiner Hand gelöst und der blanke Knochen
schien hervor. Einige Narben übersäten den kleinen Hautfetzen, der von
meiner Hand übriggeblieben war. An jenem Tag hatte ich einen Fluch
abbekommen, der meine Wunde nicht mehr verheilen ließe. Dennoch konnte ich
immer noch meine Magie wirken, die wir durch die Macht der Götter im
Austausch einer ewigen Knechtschaft verliehen bekommen haben. Damals ahnten wir
nicht, dass das Ausmaß der Folgen die ganze Welt betreffen und in ein
absolutes Chaos stürzen würde, dass noch nicht einmal die Götter
selbst wieder richten konnten – oder eher wollten, denn die Macht dazu
hätten sie, wenn ihnen die Welt lediglich einen Funke Mitleid bedeutete.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.09.2022.
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Der Stieglitz hat ´ne Meise: Gedichte
von Jana Hentzschel
Aus dem Wald in die Pfanne ... Tief unterm Büschel Gras versteckt, mit einem Blatt noch abgedeckt, beobachtet ein Pilz im Wald so manch befremdliche Gestalt. Sie schlurfen, ein paar trampeln auch, in Stiefeln und 'nem Korb vorm Bauch, das scharfe Messer in der Hand, den Blick zum Boden stets gewandt. Ein Freudenschrei, ein scharfer Schnitt, so nehmen sie Verwandte mit; und der versteckte Pilz, der weiß, im Tiegel ist es höllisch heiß. So brutzeln aber will er nicht! Da bläst ein Sturm ihm ins Gesicht, es rauscht und wirbelt ringsherum, schon bebt der Wald - ein Baum fiel um. Genau auf seinen Nachbarn drauf. Das ändert seinen Denkverlauf: "Welch übles Ende: Einfach platt! Da mach' ich lieber Menschen satt." Drum reckt er sich aus dem Versteck, er will jetzt plötzlich dringend weg: "Vergesst mich nicht! Ich bin gleich hier und sehr bekömmlich, glaubt es mir."
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