Günter Weschke

Das Wirtshaus in der Höllenschlucht



Im tiefstem Wald, der schwarzwälder Waldlandschaft, weit abgelegen von jeder Zivilisation, gab es einen geheimnisvollen Ort, den man die Höllenschlucht nannte.
Hier stand ein altes Wirtshaus, welches von Köhlern, Waldarbeitern und zwielichtigem Gesindel besucht wurde.
Die Schlucht war so tief, dass es der Sonne nicht gelang, auch nur einmal mit ihren Strahlen, den Boden der Schlucht zu berühren.
Früher durchtobte ein Wildbach die Schlucht, durch einen Felssturz suchte sich das Wasser einen neuen Weg und somit konnte man hier unten, ungefährdet Leben.
Das Wirtshaus selbst war ein alter, niedriger Bau, es stand schon so lange hier, dass es kein Mensch wusste, wie alt es eigentlich war.
Neben dem Haus war ein - aus Feldsteinen gemauerter Backofen -, aber das Besondere war, hinter dem Haus befand sich eine Voliere, in der drei Geier lebten.
Die Wirtsleute selbst waren ein älteres Ehepaar und ihre drei Söhne.
Im Laufe des Jahres, sammelten sie die  Früchte des Waldes, auch Tannenzapfen, aus denen sie dann viele Liter Schnaps brannten.
Ab und zu kamen Händler zu ihnen, sie brachten dann Mehl, Öl und andere Waren zum Tausch gegen Alkohol.
Die Brüder verstanden es auch, Bier zu Brauen, im Herbst jagten sie Wildschweine, deren Schinken in einer Räucherkammer haltbar gemacht wurden.
Die drei Geier hinter dem Haus, waren sehr gute Abfallentsorger, sie fraßen fast alles, auch die Knochen.

Eines Tages tauchte im Wirtshaus ein Finanzbeamter auf, durch den Tauschhandel mit Alkohol war er aufmerksam geworden.
Er blätterte in Listen und Tabellen, stellte fest, dass sie gar keine Lizenz zum Brennen hatten und drohte ihnen eine hohe Geldbuße an.

Als der Beamte im Finanzamt vermisst wurde, forschte man dort nach, und stellte sehr schnell fest, dass er im Höllen Tal unterwegs gewesen war.
Was wollte er dort und wo ist er geblieben?

Zwei Finanzbeamte machten sich auf die Suche nach ihrem Kollegen.
Im Wald trafen sie auf einen Köhler, den befragten sie und erfuhren, dass ihr Kollege auf den Weg zum Wirtshaus gewesen war.

Am spätem Abend trafen sie dort ein.
Auf ihre Fragen nach den vermissten Kollegen erfuhren sie, dass er tatsächlich dort gewesen ist, aber noch am gleichen Tag wieder zurück gehen wollte.

Die Beide bestellten sich etwas zu Essen, Tranken noch jeder zwei Bier und - da sie ja in der Nacht nicht durch den Wald gehen wollten-, durften sie in einer Kammer unter dem Dach Schlafen.

Am anderen Tag bemerkte der Köhler, dass sich dicker, schwarzer Qualm aus dem Kaminschonstein des Wirtshauses schlängelte.
Er hörte auch aus der Ferne, dass sich die Geier um ihr Futter stritten, es war laut und unruhig.

Im Finanzamt wurde man immer nervöser, jetzt fehlten bereits drei Mitarbeiter.

Am Tag darauf, brachte einer der drei Söhne einen Beutel zur Polizei, man befragte ihn und er sagte, er habe diesen Beutel heute Morgen auf einem schmalen Waldweg gefunden, da es Personalausweise, sowie auch drei Handys waren, habe er es an sich genommen und jetzt hergebracht.

Man bat ihn, mit einen Beamten zu der Stelle zu gehen, damit man sich ein Bild vom Fundort machen könne.

Der Beamte machte auch ein paar Fotos und ging wieder zurück.

Die Beamten setzten sich mit dem Finanzamt zusammen, denn es war klar, die vermissten Männer waren in dem Wirtshaus gewesen.
Es wurde eine richterlich angeordnete Durchsuchung des Anwesens beschlossen.
Tags darauf klopften in der Früh die Beamten an die geschlossene Wirtshaustür, den überraschten Bewohnern zeigten sie den Durchsuchungsbeschluss, die setzten sich in die Gaststube und sahen mit besorgten Blicken, dem Treiben der Polizei zu.

Die fanden eine nicht unerhebliche Menge an Alkohol, gebrannt wurde nur Slivovitz, sowie Obstbrände von besonders guter Qualität, einen Bottich mit fünfzig Liter Bier, welches ebenfall sehr gut war, und ein Fass mit Kräuterlikör, dazu Entdeckten sie in der Räucherkammer, diverse Wildschweinschinken.

Die Männer vom Finanzamt stellten fest, dass es sich insgesamt um einen Betrag von etwa 30.000 €uro handelte.

Plötzlich kam ein Polizist in die Gaststube und zeigte den Kollegen, eine halb verbrannte Herrenhose, welche er hinter dem Haus, vor eine Voliere gefunden hatte.
Dazu berichtete er, dass in der Voliere, drei große Geier auf einem Baum, welcher in der Anlage stand, saßen.

Es musste also ein Tierarzt herkommen, er wurde mit einem Heli eingeflogen und musste mit einer Seilwinde herabgelassen werden.

Er begutachtete die Vögel außerhalb der Voliere und sagte, sie machen einen gut genährten Eindruck, müssen aber einem Zoo zugeführt werden, da eine solche Tierart, nicht Privat gehalten werden darf.

Dann entdeckte man menschliche Knochen, einen Hüftknochen sowie einen Unterarmknochen, sie waren angenagt worden.

Die Wirtsleute und ihre Söhne wurden verhaftet, mit dem Heli ausgeflogen und in der nächst größeren Stadt erst einmal eingesperrt.

Es dauerte viele Monate, in der das Wírtshaus extrem untersucht wurde, man fand blutdurchtränkten Boden vor der Voliere, aber auch in der Wirtstube, auch in der Asche des Kamins wurden halbverbrannte Kleidungsstücke gefunden, die einwandfrei den drei Opfern zugewiesen werden konnten.

Zu den angesetzten Gerichtsverhandlungen kamen viele Bewohner aus der Umgebung, alle waren entsetzt darüber, dass es in ihrer schönen Heimat, solche Ungeheuer gegeben hatte, die man ja eigentlich nicht gekannt hatte, hatte man doch stets die Höllenschlucht gemieden.

Das Wirtshaus wurde abgerissen, denn es gab niemanden, der hier einmal einziehen wollte.

Aber leider gab es auch seit dieser Zeit, keinen so guten Schnaps oder Bier mehr, welches dazu noch so billig war.











 


 

































 

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