Andreas Rüdig
Troll
Ein Troll ist ein unberechenbares Fabelwesen, das die Naturkräfte verkörpert. Der Troll ist ein häßlicher, fellbeckter HUmanoid mit großer Nase und nur 4 Fingern an jeder Hand.
Gestatten: Nepomu - Troll mein Name. Eigentlich müßte ich der glücklichste Mann der ganzen Stadt sein. Ich bin große gewachsen, muskulös, blond und erfolgreich. Aber Glück ist eben nur relativ.
Ich bin stattdessen der unglücklichste Mensch, den man sich vorstellen kann. Was eindeutig an meinem Familiennamen liegt - Troll eben.
Schuld daran ist mein Vater. Auch er war schon Schauspieler, auf Volksbühnen, müssen Sie wissen, und nur mäßig erfolgreich. Mal war er der dritte Zwerg von rechts, mal der Vorzeige-Gnom, mal die Wasserleiche und dann der unscheinbare Wurzelsepp.
Der bescheidene Erfolg kam erst, als er als Publikumsschreck eingesetzt wurde. Als Troll verkleidet sollte er in der Pause von der Bühne springen und das Publikum ärgern und erschrecken.
"Das ist dann zur Rolle meines Lebens geworden," erzählte mein Vater eines Tages rückblickend. Er änderte sogar seinen Namen standesamtlich dafür - von Müler zu Troll.
Ich bin als gehöriger und gelehriger Sohn anfangs in seine Fußstapfen getreten und bin Schauspieler geworden, als mythologische Figur in Volkstheatern.
Doch beim Publikum hat das Interesse an solchen Stücken spürbar nachgelassen. Unterhaltung ist in den Volkstheatern angesagt, vor allem Schwänke, gelegentlich Ernstes.
Was soll ich nur machen? Was soll ich nur tun?
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.06.2023.
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