Günter Weschke

Die Bernsteinkette



Der heruntergewirtschaftet Bauernhof der Familie Jäger, war in der fünften Generation in ihren Besitz.
Sie lebten als Almbauern, in 1300 Meter Höhe, über dem schönen Tal der blauen Mur.

Ihr großes Haus war alt, das Dach müsste repariert werden, auch die Fenster waren nicht mehr dicht.
Der große, aus Feldsteinen gemauerte Backofen, war zwar alt, aber er tat noch seine Dienste.
Die Familie bestand aus den beiden Elternteilen, dazu gehörten noch zwei Kinder.

Hühner, Gänse und Enten watschelten umher.
Im Stall standen acht Kühe, in einer abgeteilten Box, waren zwei Schweine und ihre sechs Ferkel.

Eigentlich sollte es ihnen gut gehen, aber seit der Vater einen schweren Unfall hatte, konnte er nicht mehr so Helfen, wie es nötig gewesen wäre.

Die beiden Kinder waren noch schulpflichtig, d.h. sie mussten jeden Morgen ins Dorf gehen, auch im Winter, dann war der Weg gefährlich.

Jetzt aber war Sommer, sie hatten Ferien und konnten schon beim Heu machen Helfen.

Ja, es gab auch noch die Großmutter, sie war immer noch eine tüchtige Frau, konnte zupacken und war den Bauersleuten eine wertvolle Hilfe.

Der Großvater dieser Großmutter, war vor dem Weltkrieg, von 1914 - 1918, Offizier im Reiterregiment von General von Wertach.
Da der Großvater die russische Sprach beherrschte, durfte, er den General, als Dolmetscher, nach Petersburg begleiten.

So lernte er die russische Kaiserin Katharina kennen.
Er durfte mit am Tisch sitzen, durfte an Gesprächen teilnehmen, durfte sogar mit der Nichte der Kaiserin ausreiten.

Bei einen dieser Ritte, wurden sie von Banditen überfallen, doch der Großvater konnte einen von denen überwältigen, während der Andere von ihm erschossen wurde.

Für seinen Mut und die Rettung der Prinzessin, wurde ihm, von Katharina persönlich, eine schwere Bernsteinkette überreicht, mit einer privaten Inschrift von der Kaiserin selbst.
In drei der Bernsteine, waren Fossilien eingeschlossen.
Sie kratzte mit einen spitzen Gegenstand das Wort -Danke- in einen der Steine, in russischer Sprache ein, dazu ihr Monogram, versehen mit dem Datum.

In einer alten, hölzernen Truhe, wurde die Kette im Speicher aufbewahrt.
Sie geriet in Vergessenheit.

Aber nicht von der Großmutter, manchmal ging sie auf den Speicher, öffnete die Truhe, und erfreute sich an der schönen Kette.

Die Arbeit im Haus ging ihr noch gut von der Hand, sie melkte die Kühe, sie butterte und machte auch guten Käse.
Ihr Kuchen und auch ihr Kaiserschmarren, waren sehr bekannt.

So kamen oft Touristen herauf, tranken Kaffee, ließen sich den Kuchen gut schmecken und lobten oft auch ihren Kaiserschmarren.
Eier, Butter und Käse, fanden stets interessierte Abnehmer, aber auch das gute Bauernbrot durfte nicht Fehlen.

Aber das Geld reichte nicht dazu, um das Haus, nebst Dach und Fenster wieder herzurichten.
Kurz entschlossen, machte sich die Großmutter, mit der Bernsteinkette, auf den Weg nach Wien.
Ihrer Familie sagte sie, dass sie einmal im Jahr zum Arzt muss, und das gerade jetzt.

In der Nähe der Hofburg, betrat sie ein Antiquitäten Geschäft,
Sie legte dem Inhaber die Kette vor, nicht ohne auf die Gravur hinzuweisen.
Unter einer starken Lupe betrachtete er die Kette, sah diese wunderschönen Bernsteine und bot der Großmutter schließlich
50 000 €uro.
Die Großmutter sagte, sie würde es sich noch einmal überlegen und wollte das Geschäft verlassen.

Der Händler bat, die Kette noch einmal sehen zu dürfen, nach langer Betrachtung sagte er: Es ist tatsächlich ein besonderes Einzelstück, schon allein die Fossilien steigern den Wert enorm, dazu die handschriftliche Gravur der Kaiserin.
Ich würde ihnen dafür 125.000 Euro zahlen.
Großmutter konnte richtig Handeln und erhielt dann doch noch 150.000 Euro

Als Großmutter am Abend wieder auf den Hof angekommen war, traf sich die Familie am großen Tisch in der Wohnstube.
Sie legte den Scheck darauf und so fand  der Beginn eines Umbaus des Hofes statt.

Heute steht das große Haus wie ein Denkmal, hoch über dem Tal der blauen Mur.






































 

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