Der Riss in der Blutsverwandtschaft

Ich weiß nur, dass es für mich eine Bedeutung hat, wenn Familie ist, wenn Familie da ist, wenn Familie einfach da ist. Wenn da etwas Gespürtes ist, wenn du weißt, da ist jemand neben dir, bei dir, wenn dir da jemand zuhört, und dem du auch so gut du es kannst, zuhörst. Wenn du ihn in die Arme nehmen kannst. Auch, wenn sie alle, wenn jedes Mitglied dieser Herzensgemeinschaft sich im ganzen Universum verteilt hat, wenn jeder einzelne Mensch seine Wahrhaftigkeit leben kann, und wenn Vertrauen einfach lebt, einfach lebt und atmet. Wenn du dieses Gefühl spüren darfst, obwohl du weh getan hast, obwohl du einfach nicht mehr zuhören konntest, obwohl du dich mehr als 1 Mal zurückgezogen hast, obwohl du einfach nicht mehr glaubwürdig erscheinen konntest, obwohl du aus immer den dir selbst eingeredetem „Begründen- müssenden Eigenschutz“ den größten Mist verzapft hast, obwohl du dich selber bei vollstem Bewusstsein erniedrigt hast, um Liebe zu ergattern, also die ganze Welt verarscht hast, und obwohl du dich tausend Mal entschuldigen willst im Wissen, dass es alles wieder genauso geschehen kann wie es grad geschehen ist, wie es immer wieder mal passiert ist. „Du warst schon immer so!“ Und obwohl dies alles nur ein klein wenig von dem Erfühlen ist, was dich ausmacht, was dich zerreißt, was dein Loslassenwollen boykottiert, was dich zwischen Selbstmitleid, Hass und Liebe, zwischen Morphium und herzzerreißenden Klavierklängen, hervorgelockt von den eigenen Fingern deiner Hände, … und obwohl dies alles nur ein Bruchteil deiner Schwerelosigkeit erahnen lässt, reicht all das „Wenige“ schon aus, dir die Tränen zu entreißen, egal, wo du bist, egal, was du machst, egal, was du spürst, egal, was du hörst, egal was du bist und egal, ob du bist. Du weißt halt nur, dass Familie gut ist. Oder du glaubst, es zu wissen. Und wenn sie nicht ist, die Familie, nie wirklich war, nur eine Idee ist, ist sie trotzdem. Aber nicht für dich. Und dann sagst du dir: „Gut ist!“, … oder: „Selber schuld!“ - Schweigen.

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