Peter Kröger

Müller, Berlin. Ein Nachruf.

 

 

 

 

Tessin, schreckliche Gegend, sagte Müller gern. Das verstand ich. Dort ist es schön, ohne behaglich zu sein.

Jedoch äußerte er auch Dinge wie Stinken ist die stolze Art, gut zu riechen, dessen Sinn mir verborgen blieb, obwohl es verwegen klang.

Einmal hörte ich ihn nuscheln: Sternenhimmel. Leidenschaft. Der furchtbare Schiller! Das, immerhin, gab mir zu denken. Denn Schiller ist alles andere als furchtbar, sondern ein wackerer, ein sehr wackerer Dichter.

Müller, wie soll ich sagen, war ein Quertreiber. Aber einer der fröhlichen Art. Auf dem Friedhof Heerstraße liegt er begraben. Seinen Grabstein zieren die Worte: Hoppla jetzt komm ich. Damit bewies er Humor.

Die wohlüberlegte Wunde schließt sich, schreibt er in seinem letzten Aufsatz über das Verhältnis von Wandel und Untergang bei Kafka. Das ist eine Woche vor Müllers Tod. Es klingt wie ein Vermächtnis.

Müller hinterlässt die Zeit, der er entstammt und aus der er gefallen war. In seinem auf feinstem Japanpapier verfassten Testament ist der Verzicht auf einen letzten Willen verfügt. Es schließt mit den Worten: Macht was ihr wollt.

Walter Müller wurde achtundsiebzig Jahre alt. Glaubt mir, er liebte das Leben.

Sicherheitshalber sei angemerkt, dass es sich bei
diesem Text um einen fiktiven Nachruf handelt, der
allerdings beansprucht, einen "Nachruf schlechthin" zu
präsentieren. Also bitte nicht recherchieren, wer dieser
Müller war. Ein Mann war er, so wie es Frauen gibt oder
diverse Menschen. Das ist alles. Oder doch fast.
Peter Kröger, Anmerkung zur Geschichte

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