Günter Weschke

Der Nächste Bitte



Meine Hausärztin hatte mich angeschrieben, ich möchte doch bitte, nüchtern, zu einen Gesundheitscheck, in ihrer Praxis erscheinen.

Ist ja im Grunde genommen eine gute Sache, aber -NÜCHTERN-?
So fängt bei mir kein guter Tag an.

Die Dame in der Anmeldung bittet mich, im Wartezimmer Platz zu nehmen.

Ich bin allein hier, sitze auf einen Stuhl und döse so vor mich hin.

Plötzlich verdunkelt sich der Raum, ich blicke erschreckt auf und sehe, vor mir steht ein weißer Kittel, in dem eine dunkle Gestalt steckt.

“Herr Weschke”?
“Ja, der bin ich!”
“Folgen sie mir!”

Etwas unsicher gehe ich dem Kittel hinter her.

Er bleibt vor der Tür stehen die mir bekannt ist, hier praktiziert meine, mir bekannte Hausärztin.

Der Kittel öffnet die Tür, deutet auf einen Stuhl, “ Hier nehmen sie bitte Platz”!

Ich nehme und schaue mich um…; “Wo bitte ist Frau Doktor Name (Datenschutz)?

“Frau Doktor Name (Datenschutz) ist Pensioniert, ich habe ihre Praxis übernommen!”

“Mein Name ist (Datenschutz), ich komme eigentlich aus dem Kongo, meine Eltern haben aber damals die DDR vorgezogen, dort wohnten wir in Sachsen. Ich habe dort studiert und übe meinen Beruf jetzt hier aus!”

“Vorhin, als mir plötzlich schwarz vor Augen wurde, das waren also sie!”

Sie blickt mich an: “Sie sind also ein Spaßvogel!”
“Nein, so würde ich das nicht sagen, ich bin eher etwas lustig!”
”So Herr Weschke, sind sie nüchtern?”
”Ich habe heute wirklich noch nichts gegessen, nur etwas Zahnpasta, die mir versehentlich in den Hals gelaufen ist!”

“Sie haben, wie ich sehe, ja ein schönes Alter erreicht, wie fühlen sie sich?”

“Wie ich mich fühle? Na wie schon. Wenn ich noch halb in der Nacht, hier antanzen muss, dazu auch noch nüchtern, fühl ich mich…na ja, eben so!”

“Wie sieht denn ihr morgendliches Frühstück aus, ich denke mal, Müsli, Haferflocken oder ein Milchbrei?”

“Waaas? Dafür würde ich nicht einmal Aufstehen.
Mein Frühstück besteht meist aus einer Bratpfanne mit Bratkartoffeln, Speck und einer dicken Scheibe Leberkäs, dazu zwei Flaschen Bier!”

“Das ist also ihr Frühstück!”

“Nee, nich imma, aba ett könnte ja ooch mal eene Schweinshaxe sein!”

“Ziehen sie bitte ihre Schuhe aus und stellen sich hier auf die Waage!”

“Oh mein Gott, sie haben fünfzehn Kilo zu viel auf den Rippen!”
“Ich werde noch ihren Blutdruck messen und dann einen Speiseplan für sie erstellen, an den sie sich zu halten haben! Ab sofort, keinen Alkohol mehr!”

“Ja aber…!”
“Nichts mit .aber-!”

Verzweifelt blicke ich mich um.

“Der da, in der Ecke, war das auch ein Patient von ihnen?”

Sie blickt in diese Richtung.

“Aber nein, das ist doch ein -Plastik Skelett- für Studenten, die den Arztberuf gewählt haben, habe ich aus der DDR mitgebracht!”

“Aber da kann man ja nicht Erkennen, ob es sich um einen Mann, oder eine Frau handelt!”

“Wo schaut ihr Männer nur immer zuerst hin?”

“So, hier lesen sie mal ihren Ernährungsplan!”

“Also nee, nee, nee, dett jeht janich!”
“Den ganzen Tag nur Gemüse? Gedünstet, Tee, und watt noch?”

“Nichts weiter, Herr Weschke!”

Sie steht auf und öffnet mir die Tür: “Kommen sie in drei Wochen bitte wieder!”

Wieder zu hause.
Wortlos öffne ich die Kühlschranktür, nehme die zwei Schnitzel, spüle sie unter fließendem Wasser ab, schlage ein Ei auf, verquirle es mit etwas Salz und Pfeffer. Streue auf eine Platte ein wenig Semmelmehl, stelle die Bratpfanne auf den Herd, mach ein wenig Butterschmalz hinein, wende die Schnitzel in Ei und gebe sie dann in das Paniermehl, danach schwups in die Pfanne,
Hei, wie das zischt und duftet.
Nun noch eine Flasche Bier aufmachen und voller Erwartung, auf den ersten Bissen warten.

Ich werde mir eine andere Ärztin suchen.































 

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