Doris Fischer

Der Weg des Lebens

Eine ältere Frau schleppt einen Rucksack unter großer Anstrengung einen steilen und schmalen Fußweg hinauf. Sie geht gebeugt und langsamen Schrittes, immer in gleichem Tempo, mal bleibt sie stehen, atmet für einen kurzen Moment durch, und setzt sich danach wieder Schritt für Schritt in Bewegung. Der Rucksack auf ihrem Rücken ist eine große Last für sie, denn sie kommt immer langsamer voran, schwer atmend, beinahe keuchend und das Gehen scheint ihr zur Qual zu werden. Der schmale und steile Weg schlängelt sich auf einen Berg hinauf und ganz oben auf dem Berg ist das Gipfelkreuz zu erkennen. Die Frau mit dem Rucksack auf dem Rücken hat inzwischen ein beträchtliches Stück ihres Wegs zurückgelegt. Immer in gebeugter Haltung, schwer atmend, fast stöhnend, den Blick starr geradeaus gerichtet. Ab und zu bleibt sie stehen, unterbricht ihre Reise durch eine kleine Pause, um danach wieder weiter zu gehen – auf dem Weg des Lebens –mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken, in gebeugter Haltung, aber entschlossen geradeaus schauend.

Warum ist der Rucksack so schwer? Was hat die Frau alles in den Rucksack gepackt? Warum schleppt sie diese große Last nun unter unerträglicher Anstrengung den Berg hinauf ? Hat die Frau etwa ihr ganzes Leben in den Rucksack gepackt? Ist es ein gutes Leben? Ein schlechtes Leben? Ein leichtes und schönes Leben? Oder ein hartes und belastendes Leben?

Die Antwort darauf weiß nur die Frau selbst. Aber es hat den Anschein, als ob sie ein hartes und durch viele Belastungen und Verpflichtungen geprägtes Leben ertragen muss, mit wenig erfreulichen und positiven Erfahrungen! Mit vielen Sorgen und Ängsten um ihre Liebsten, denen sie täglich mit großer Liebe und intensiver Empathie begegnet. Selbstlos, sich aufopfernd, und ihre eigenen Bedürfnisse dabei vergisst! Jeden Tag, jede Stunde, ihr ganzes Leben lang……!

Diese Belastungen, Sorgen und Ängste machen den Rucksack so schwer und er lastet schrecklich auf ihrem gebeugten und geschundenen Rücken. Die Frau hat es gewiss verdient, dass sie ihre Wegstrecke bald geschafft hat, dass sie sich ausruhen kann von der Last und den Härten des Lebens. Vielleicht kann sie sogar einen Teil ihrer schweren Last abwerfen, damit der Rucksack an Gewicht verliert und sie sich wieder leichter und freier bewegen kann. Für ihre vielen Mühen um ihre Liebsten sollte sie wirklich belohnt werden, um mit weniger „ Ballast“ auf dem Weg ihres Lebens weiterzugehen. Damit sie wieder besser durchatmen kann, damit sie die Lebenszeit, die ihr noch geschenkt wird, intensiver genießen kann. Damit sie endlich ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen kann und sich nicht nur um ihre Mitmenschen, ihre Liebsten sorgen muss. Damit sie nicht nur verbittert und traurig gerade aus blickt, um ihren schweren Rucksack zu schleppen – die Last des Lebens - sondern dass sie sich an der Schönheit der Welt erfreuen kann, und mit Freude und Leichtigkeit ihren Weg fortsetzen kenn, bis sie das Gipfelkreuz erreicht hat und voller Erwartung in den Himmel blicken kann. Ohne den schweren Rucksack auf ihrem Rücken!

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.08.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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