Brigitte Waldner

Ein Vorgang, den man nicht versteht,

macht Angst und schlaflose Gedanken.
Vor einigen Wochen wurde rund um Mitternacht eingebrochen,
zweimal in einer Straße in derselben Nacht,
ein paar Häuser vor und ein paar Häuser nach mir.
(Geschieht ihnen recht, sie haben mir ja nie was geglaubt.)
Die Straße ist lang mit über 100 Hausnummern
und teilweise sind Felder und Gräben ohne Häuser.
Sie geht im ersten Drittel von unten nach oben auf den Berg.
und hat auch eine breit Südautobahnbrücke darüber gebaut.
Eines der Häuser steht leer. Im anderen wohnt eine alte Frau im Parterre.
Im oberen Stockwerk wohnt ihre Enkelin mit ihrer Familie.
Der Räuber kam durch die geschlossene Terassentür, die er ausgehebelt hatte.
(Der Räuber Rudi hat mir alle Fenster ausgehebelt inklusive Balkontür.)
Durch ein Geräusch wurde die Pensionistin aus dem Schlaf gerissen
und bemerkte den Einbruch.
Sie stand auf und schaute nach.
(Das habe ich mich nie getraut. Ich habe mich immer schlafend gestellt.)
Der Räuber stand in der Küche und lief mit ihrer Handtasche davon,
die er im Garten wieder fallen ließ.
Sie rief sofort den Notruf.
Da sie in ihrer angeheirateten Verwandtschaft einen Polizisten hat,
kreiste der Hubschrauber sofort über unseren Häusern.
(Bei Einbrüchen in mein Haus kamen sie eine ganze Woche später.)
Sie fanden den Räuber nicht.
In unserer Straße brennt nach Mitternacht
das Laternenlicht nicht mehr.
Es ist stockfinster, wenn es nicht gerade mondhell ist.

Seit den vielen Einbrüchen in mein Haus durch meine nächsten Nachbarn,
die mich ausgeplündert und meine Lebensmittel in der Küche vergiftet haben,
schlafe ich schlecht.
Ich liege oft die ganze Nacht wach.
Wenn jemand um mein Haus geht und mit den Füßen hineinpatscht,
wie ein Elefant, dann höre ich das.
Meine Räuber, deren permanentes Opfer ich bin, sind adipös.
Den Rudi erkenne ich schon allein auf seinem Gang,
so viele Einbrüche gehen schon auf sein Kerbholz,
wo ich ihn direkt dabei gesehen habe in meinem Haus
und auf meinem Grundstück, immer überraschend und zufällig.
Vor ein paar Nächten war es wieder soweit.
Es ist jemand um eins in der Nacht um mein Haus gegangen.
Ich habe es genau gehört.
Aber das Licht des Bewegungsmelders ging nicht an.
Nur der Rudi und sein Vater Gerhard wissen,
und vielleicht noch deren Komplizen,
wie man sich herumschleichen muss,
dass man es nicht auslöst.

Am folgenden Abend, nach 20.30 h, nach Einbruch der Dunkelheit,
im Räuberquadrat, ging ich mit meinem Hund auf Gassigang
den leuchtenden Laternen entlang die Straße hinauf.
Unweit von meinem Haus entfernt, im Räuberquadrat,
kam ich an ein Haus, wo die Garage offenstand.
Es war dunkel. Ich sah nicht, ob sich jemand darin befindet.
Oft stehen oder sitzen dort Leute, aber bei Licht,
und trinken alkoholische Getränke und lachen.
Sicherheitshalber habe ich guten Abend gesagt,
einfach so in das Finstere,
um festzustellen, ob da jemand ist.
Ich habe Antwort bekommen,
zwei Männer-Stimmen haben zurückgegrüßt,
die ich aber an ihren Stimmen nicht erkannte,
wer sie tatsächlich sind.

Als ich wieder zurückkam, habe ich nichts gesagt,
es war 21 Uhr und stockfinster,
nur die Laternen auf der Straße brannten,
aber ihr Licht fiel außer Reichweite zur Garage.
Die Garage lag in völliger Dunkelheit.
Dann wurde ich aus der Dunkelheit gegrüßt,
wo ich gar nicht damit gerechnet hatte,
und etwas gefragt, was ich aber nicht verstand,
weil in unmittelbarer Nähe ja die Autobahn rauscht.
Ich habe dreimal nachfragen und mehrere Schritte näher zur Garage
hingehen müssen, um überhaupt zu verstehen.
Ich wurde gefragt, „ob ich ein Bier trinken möchte,
da wir schon so lange ‚Nachbarn‘ sind
und noch immer kein Bier gemeinsam getrunken haben“.
Seit guten dreißig Jahren wohnt er hier mit seiner Familie,
seine beiden Kinder sind hier aufgewachsen und haben selber
schon wieder ein Kind.
Ich wurde noch nie gefragt. Da läuten meine Alarmglocken.
Ich weiß, wie ich ihn einschätzen muss, als brandgefährlich,
obwohl dieser immer freundlich, aber distanziert war zu mir.
(Bei einem der Einbrüche in 2007/2008 glaube ich ihn um 19 Uhr erkannt zu haben.
Ich hatte ihn aber nur von hinten gesehen,
aber meine Gartenmöbel habe ich in der Folge bei ihm gesehen.)

Ich gehe doch nicht in eine finstere Garage,
ein Bier trinken, wo ich noch nie drinnen war
und nicht einmal sehe, wer da alles auf ein Opfer lauert,
was im Bier noch alles drinnen ist,
und mir vielleicht wieder die Schlüssel geklaut werden.
Ich habe in Verlegenheit gesagt, ich trinke nicht gerne Alkohol,
ob sie alkoholfreies Bier haben.
Nein, das haben sie nicht, aber Saft könnten sie mir anbieten.
Ich hatte gerade ein Glas Mineralwasser getrunken,
auf dem Gassigang mit dem Hund,
als ich bei einer Bekannten im Oberdorf vorbeiging,
von der ich auf dem Gassigang was abholen musste.

Ich habe das Angebot auf ein Getränk freundlich abgelehnt.
Meine Mutter hat mir vor dem Sterben gesagt:
„Und iss nichts und trink nichts, was dir andere Leute geben,
du weißt nie, was drinnen ist.
Die wollen dich beseitigen.“
Man weiß nicht, was vorgeht. Das macht Angst
und schlaflose Nächte.
Wenn jemand rotzfrech mobbt,
dann weiß man, wie man dran ist.
Gefährlich wird es aber,
wenn jemand plötzlich auffällig nett ist,
der das vorher gar nicht war
und man weiß sich keinen Grund dafür.

Sooft ich dort vorbeiging, war die Garage immer hell beleuchtet,
wenn dort Leute standen oder saßen und tranken,
aber diesmal war sie stockdunkel.
Das macht Angst.
Ich traue mich jetzt mit dem Hund nicht mehr durch die Dunkelheit.
Der Hund hat nicht einmal gebellt.
Er wollte aber auch nicht die paar Schritte zur Garage zurückgehen.
Er zog mich stur an der Leine nach Hause.
Der Hund ist ahnungslos, aber ich bin es nicht.
Das Angebot mag gut gemeint gewesen sein,
oder auch nicht. Wie soll man es einschätzen?
Das Vertrauen wurde längst gebrochen.
Wieso sollte ich plötzlich auf ein Getränk eingeladen werden?
Es gibt Vorgänge, die man nicht versteht.
Ich meine, da sollte man doch lieber erfahren und intelligent handeln,
und die Gefahr auf Abstand halten,
und nicht irgendetwas naives Positives hineininterpretieren, was nicht ist
um dann mit einigem Zeitabstand wieder als dummes Opfer dazustehen,
dem keiner was glaubt, dem jeder Märchen unterstellt,
der selber nicht in der Lage ist, kriminelle Handlungen zu erkennen,
mangels Erfahrungswerte.
Es ist einfach schon zu viel passiert.

© Brigitte Waldner

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.08.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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