Heinz-Walter Hoetter

Der Fall T-Bird (Teil 20)

Random & Shannon

Ermittlungsagentur NEW YORK

Der Fall T-Bird

(Teil 20)


 


 

Als ich die Promenadenstraße erreichte, hielt ich in einer Parkbucht an, um mir eine Zigarette anzuzünden. In Gedanken war ich bei Violetta. Als ich fertig geraucht hatte, schaltete ich die Düsen wieder ein, legte den Vorwärtshebel ein und fuhr zum Bungalow zurück.


 

Während ich so dahin schwebte, musste ich über die Schachtel nachdenken, die ich in Marks Kofferboden gefunden hatte. Aus irgendeinem Grunde muss der Inhalt ziemlich wertvoll sein. Gomez hatte die Schachteln an mehrere Personen verteilt, die ihn mehr als gut dafür bezahlten. Wie mein Partner Mark Shannon an diese Schachtel mit den drei würfelartigen Chips gekommen ist, konnte ich nicht sagen. Auch die Buchstaben mit den Zahlen ergaben für mich keinen Sinn. Vielleicht hat er sie gefunden oder jemanden fortgenommen. Möglicherweise hat diese Person sowohl sein Zimmer als auch meins im Hotel Delphi durchsucht.


 

In meinem Zimmer hat man zwar die Schachtel gefunden, aber die Mikrochips drinnen gelassen und nur den Zettel mitgenommen. Deshalb war es gerechtfertigt, anzunehmen, dass die Zahlen und Buchstaben etwas zu bedeuten hatten. Deshalb konnte es auch sein, dass diese mysteriöse Schachtel samt Inhalt vielleicht was mit Marks Tod zu tun hatten.


 

Aber in Wirklichkeit waren das alles nur Vermutungen. Ob ich mich dabei in die richtige Richtung bewegte, davon hatte ich nicht die geringste Ahnung. Deshalb musste ich mir noch mehr handfeste Informationen besorgen, um über meine derzeitigen Annahmen und Theorien hinaus zu kommen.


 

Endlich erreichte ich den Bungalow. Ich parkte den Gleiter direkt vor dem Weg, stieg aus, ging rauf zur Tür und schloß sie auf. Inzwischen war ich doch sehr müde geworden. Ich wollte allerdings nicht gleich schlafen gehen, sondern mir noch einen guten Whiskey gönnen.


 

Als ich den Wohraum betrat und rüber ging zur Bar, sah ich auf einem kleinen Tisch etwas liegen, was mich stehenbleiben ließ.


 

Es war Violettas Abendtasche. Ein richtig hübsches Ding in Form einer Muschel. Ich sie auf, faßte nach dem goldenen Bügel und öffente sie. Es befand sich eine Puderdose darin, ein seidenes Beutelchen mit einigen Taschentüchern. Darunter entdeckte ich eine Schachtel, wie ich sie von Gomez und mir her kannte. Ich klappte den Deckel auf und fand darin einen Zettel mit Ziffern und Buchstaben. Eine fing mit C541 148 und ging bis C 541 160 weiter.


 

Anhand dieser Ziffern und Nummern erkannte ich, dass diese Schachteln die gleichen waren, die ich in Marks Koffer gefunden hatte. Alle waren mit einem Zettel ausgestattet, die mit verschiedenen Buchstaben und Nummer beschrieben waren.


 

Plötzlich klingelte das Telefon. Ich nahm den Hörer ab.


 

Ja, hallo“, sagte ich und war mir ziemlich sicher, dass es Violetta war.


 

Bist du es Lester?“


 

Es war Violettas Stimme, die etwas atemlos klang.


 

Ja, ich bin es.“


 

Ich vermisse meine Handtasche. Ich muss sie in dem Bungalow irgendwo liegen gelassen haben.“


 

Deine Tasche steht hier auf einem Tisch im Wohnraum. Mach dir also keine Sorgen, mein Schatz.“


 

Oh, da bin ich aber froh. Ich dachte schon, ich hätte sie im Klub oder in deinem Wagen liegen gelassen. Ich bin zur Zeit etwas vergesslich und hole sie morgen ab.“


 

Ich werde dir deine Tasche im Verlauf des Vormittags vorbei bringen, Violetta.“


 

Vielen Dank, Liebster.“


 

Dann trat eine Pause ein. Nach einer Weile sagte sie: „Lester...“


 

Ich bin noch da, Schatz.“


 

Ich denke an dich. Ich kann die Nacht mit dir nicht vergessen. Ich bin ja so glücklich mit dir.“


 

Ich denke auch an dich, Violetta. Die ganze Zeit.“


 

Ich schob die Hand in die Tasche und tastete nach der Schachtel.


 

Gute Nacht, Lester!“


 

Gute Nacht, Violetta!“


 

Ich wartete, bis sie eingehängt hatte, ehe ich den Hörer zurück legte.


 

Am nächsten Morgen wachte ich so gegen acht Uhr auf. Ich verließ das Doppelbett und machte mich frisch. Dann zog ich mich an, stellte mein Frühstück zusammen und trug es samt einer Tasse Kaffee hinaus auf die Terrasse.


 

Von meinem Platz aus konnte ich in der Ferne das Gebäude sehen, in dem die Schule für Keramik auf einer felsigen Anhöhe lag. Man nannte diesen Ort auch Awarow Point. Ich hatte davon erfahren, wollte dort hinfahren und mich unter die Touristen mischen, was es dort zu sehen gab.


 

Nach dem Frühstück verließ ich den Bungalow und schloß ihn ab. Dann fuhr ich mit meinem Sportgleiter zurück auf die Promenadenstraße und erreichte bald eine Seitenstraße mit einem Schild „Zur Schule für Keramik; die Schatzkammer für Original-Entwürfe“.


 

Als ich abbog, sah ich im Rückspiegel hinter mir auch schon einen dieser großen blauweißen Busse mit besichtigungwütigen Touristen. Ich drosselte meine Geschwindigkeit und ließ den Bus vorbei fahren.


 

Als ich bei der Keramikschule ankam, standen auf dem Parkplatz schon einige Busse und andere Personengleiter.


 

Ich fuhr auf einen Parkwächter zu, der mir einen Parzettel gab.


 

Macht einen Planetendollar“, sagte er. Ich gab ihm das Geld und schaute hinüber zu dem blauweißen Bus, der gerade angehalten hatte. Ich wollte mich unter die Fahrgäste mischen und wartete noch etwas. Dann stieg ich aus, ging hinüber zu den Touristen und gesellte mich zu ihnen, als ob ich einer von ihnen wäre.


 

Der Reiseführer leitete uns durch ein Drehkreuz. Bald standen wir an einem Schalter für Tickets. Als ich dran war, zahlte ich für die Eintrittskarte einen Planetendollar und betrat mit der Reisegesellschaft eine große Halle, die mit Töpferwaren aller Formen, Größe, Farben und Arten überschwemmt war. Die Gesamtwirkung macht auf mich den Eindruck eines überladenen Museums. Überall standen hübsche Verkäuferinnen herum, die auf Kundschaft warteten. Ich zählte etwa an die zwanzig Mädchen in weißen Kitteln.


 

Am hinteren Ende der Halle befand sich ein von einem weinroten Vorhang verdeckter Durchgang. Eine Blondine mit strengem Blick saß neben dem Vorhang und passte wohl auf, dass niemand den Raum dahinter betreten würde.


 

Ich behielt den verhängten Durchgang im Auge, in der Vermutung, dass hinter diesem Vorhang die eigentlichen Geschäfte abgeschlossen würden.


 

Gleich daneben entdeckte ich eines der Mädchen hinter einem der langen Verkaufstische. Es war ein hübsches Dingelchen mit einer Stupsnase und einem naiven Gesichtsausdruck.


 

Gibt es hier nichts Besseres als nur diesen Kitsch?“ fragte ich sie und fuhr fort: „Ich suche nämlich nach einem Hochzeitsgeschenk.“


 

Wenn Sie einen Moment warten, hole ich die Leiterin der Abteilung.“


 

Schon bald kam das Mädchen wieder zurück und wies auf die Frau hinter ihr.


 

Miss Maggy wird Sie gerne beraten“. Dann ging sie auf ihren Platz zurück.


 

Die Beraterin war ein dicke Frau, etwa so mitte Vierzig.


 

Sie suchen ein Hochzeitsgeschenk?“ fragt sie mich und zog dabei die Augenbrauen hoch.


 

Wenn Sie nach besonders schönen Stücken suchen, dann kommen Sie bitte mit. Hinter dem Vorhang befindet sich unsere besten und teuersten Arbeiten. Hier geht es lang. Folgen Sie mir!“


 

Ich trabte ihr hinterher. Sie hielt den Vorhang zurück und ich betrat eine kleinen Raum mit echten Kunststücken, die sich sehen lassen konnten. Violetta hatte mir davon erzählt und wie begeistert sie von der Kunst war.


 

Kann ich mich hier etwas näher umsehen? Ich bin nämlich auf der Suche nach einer griechischen Statue“.


 

Lassen Sie sich ruhig Zeit. Wir haben heute bis um 20 Uhr geöffnet“, sagte sie und lächelte gequält mit ihrem schmalen Mund.


 

Dann stand ich vor einer Skulptur und fragte sie nach dem Preis.


 

Die kostet 2000 Planetendollar. Billiger können wir das nicht machen. Es ist ein besonders seltenes Stück.“


 

Plötzlich wurde der Vorhang beiseite geschoben und ein Mann kam herein, den ich schon mal gesehen hatte. Es war Donghu, der Gomez tausend Planetendollar auf den Schreibtisch in seinem Büro geworfen hatte, um an eines dieser Schachteln heran zu kommen. Ich hatte alles genau beobachten können, als ich mich heimlich in dem Gebäude des Robot Master Club aufhielt.


 

Fortsetzung folgt irgendwann.

Ende Teil 20

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.09.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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