Karl-Konrad Knooshood

Wenn alle [Zuwachsbürger] wie [SAWSAN CHEBLI] wären

 

Leute, ich bin die große Göre der Betroffenheit. Die einzige Fähigkeit, die ich zur Perfektion entwickelt habe, ist das ständige Mimen mimosenhafter Opferhaftigkeit, stetige Empörung, Larmoyanz – wobei ich letzteres Wort nicht einmal kenne, weil ich so "dumm wie zwei Meter Feldweg" bin, wie man in Deutschland sagt. Apropos Deutschland: Kritisiert man mich für Fehltritte und Falschaussagen oder freche Tweets, werde ich weinerlich. Dann mache ich das, das am besten funktioniert in diesem geil ausnutzbaren Land, das auch ich nur schröpfen will, von ihm profitieren: Ich heule rum und beklage mich über den sich "ausbreitenden", grassierenden deutschen "Rassismus" und die allgegenwärtigen Nazis. Von deren – zum großen Teil vermeintlichen – Existenz lebe ich. Nazi – dieses Wort zieht nämlich, wenn man den dummen deutschen Normalbürgern das andauernd an die Birne klatscht, rücken sie mit allem raus. Dann verschaffen sie einem Privilegien. Dann tut man ihnen leid, dann ist man Opfer – und bei Opfern haben die Schildbürger dieses Landes grundsätzlich Beißhemmung. Ich bin stolz, dass ich nur wegen meines Geschlechts, meiner Hautfarbe, Herkunft an einen begehrten hohen politischen Posten gekommen bin, für den ich weder klug genug noch persönlich, geschweige denn fachlich geeignet bin.

 

Jeden Tag setze ich mich hin – und statt meinen Firlefanz-Job zu machen, treibe ich mich unablässig im Internet herum und suche nach Dingen, Menschen und Ereignissen, über die ich mich empören kann. Ich bin nämlich regelrecht süchtig nach Aufmerksamkeit, meiner gemütlichen Opferrolle und liebe die (Selbst-)Inszenierung. Mal ein kesser Satz eines AfD-Politikers, ab und zu eine Spitze eines versehentlich noch konservativen CDU-Mannes, dort ein frecher Querdenker, da ein nichtwoker Verleger oder Zeitungsmensch, gern mal eine geäußerte Nicht-(N)PC-Meinung – ich spring drauf an und nehme jede Gelegenheit wahr, Betroffenheitstweets auf TWITTER zu kotzen. Gibt es Gegenwind, der sich vom "lauen Kritiklüftchen" zum veritablen Shitstorm steigern kann, geht mein neckisches Spielchen von vorn los. Und immer so weiter.

 

Zwischendurch schreibe ich eines dieser überflüssigen Bücher, ein Direct-to-Disposal-Buch (FDA = Für den Aktenvernichter), eines ohne (Informations-)Mehrwert, geschweige denn –Nährwert, in dem ich mehr Aktivism…Aktionismus/Terrorismus "gegen rechts" (wobei das sämtliche politischen Gegner welcher Intensität auch immer inkludiert) fordere und irgendwelche erschütternden Mikroaggressionen bespreche. Natürlich nur unter Zuhilfenahme eines Ghostwriters, denn gut schreiben kann ich gar nicht, meine Tweets sind kernbehinderter Bullshit-Brei aus Wörtern.

 

Dazu kommen angebliche Erlebnisse meinerseits, die immer so ein wenig wie Mythen "ausm PAULANER-Garten" wirken. Auch in meinem Alltag suche ich nämlich gezielt Situationen, in denen ich mich entsetzlich diskriminiert fühlen kann, sei es als Frau oder halbbraunhäutige menschliche Person, als Islamangehörige oder Libanesin, als die ich mich selbst sehe, so identifiziere. Identifizieren mit Deutschland? Tue ich, jedenfalls mit dem Geld und der Aufmerksamkeit, die das natürliche Opiat für mich darstellen. Ich sehe mich nicht, niemals als Deutsche, obwohl ich am 26. Juli 1978 im westlichen Teil des damals noch geteilten Berlin zur Welt gekommen bin. Natürlich bin ich ungefähr so deutsch wie eine buddhistische Gebetsmühle. Stichwort Gebetsmühle: Mit der habe ich eine Sache gemein – mich ständig zu wiederholen mit meinen ermüdenden Auslassungen über "Diskriminierung" und Co. Sie entspricht der Art und Weise, wie ich mich wiederhole, wenn ich als dem puren, unkritischen Szientismus anhängende Gläubige "die Wissenschaft" als Power-Autoritätsargument für jeden Killefitt heranziehe. Ebenso wie meine ermüdend repetitiven Auslassungen über die Schlechtigkeit, Ungerechtigkeit und allgemeine Ausländerfeindlichkeit der Deutschen, auf die ich manisch fixiert bin. TWITTER ist mit ihnen regelrecht gepflastert und man kann kaum einen digitalen Schritt dort tun, ohne auf mich zu stoßen. Ich bin unersättlich nach dieser Aufmerksamkeit, auch wenn's negative ist, und verlinke mit Vorliebe Artikel der SÜDDEUTSCHEN, TAZ, B.Z., BERLINER ZEITUNG, T-ONLINE, ZEIT oder SPIEGELONLINE, die sich mit jedem Furz der AfD, "Klimaleugner", "Corona-Leugner", "Schwurbler", "Querdenker", "Reichsbürger", "Transphobie" sowie "Islamophobie" befassen und schön mainstreamig auf Linie abkotzen. Dabei fühl ich mich wohl und wichtig und genau richtig wie ein Fischchen im Wasser.








(05.09.2023)(C) 2023, Knorke Cheblihood 

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