Karl-Konrad Knooshood

Der verwundete Hai

 

Der verwundete Hai

 

 

(21.11.2022)

 

Lautes Lachen erscholl aus der Richtung des Strandes mit dem blütenweißen, watteweichen Sand, nur von hysterisch anmutendem Kreischen unterbrochen. Es schien von einer Frauenstimme herzurühren und zeugte davon, dass die mutmaßlich weibliche Person ziemlich aufgebracht sein musste.

 

"Ihr Wahnsinnigen! Lasst das sein! Hört auf damit, ihr Widerlinge!", brüllte es, HEINER SLOWINSKY vernahm die Geräusche von fern. Als aufmerksamer, leicht aufschreckender Mann von Korn und Schrot, mit nervöser Ader und ständigem Adrenalinschub, also als Testosteronbombe auf dicken Säulenbeinen, verspürte er den Drang, herauszufinden, was dort los war. Seine Neugier im Gepäck, seine Dienstwaffe immer griffbereit im Achselholster, rannte er die kurze Strecke um eine Ferienhäuserecke im gestreckten Spurt und wurde jäh des bizarren Szenarios ansichtig: Ein Hai! Ein etwa einen Meter fünfzig langer Hai einer Art, die für den Menschen in ausgewachsener Form durchaus gefährlich werden konnte, wand sich verzweifelt im seichten Uferwasser, schlug wild mit der Schwanzflosse und versuchte verzweifelt, sich zu wehren. Das arme Tier war hilflos, kaum in seinem Element, das seichte Uferwasser umspülte ihn niedrig, kaum seine Kiemen erreichend, es verspürte Panik, Atemnot – und wurde gleichzeitig von verrohten Kerlen angegriffen. Ja, angegriffen! HEINER SLOWINSKY war kein sonderlicher Fan von Haien, obgleich er seit frühester Kindheit eine morbide Faszination für diese stattlichen Könige der Meere, jene Spezies mit dem nachwachsenden Revolvergebiss, der spitz zulaufenden Rückenflosse wie ein Dreieck und der nach unten hin fliehenden aber aggressiv wirkenden Schnauze – und dem schlechten Ruf, nicht erst seit STEVEN SPIELBERGs "Jaws"/"Der weiße Hai" (1975)… Mit unheimlichen Augen…Im tiefen Wasser, mitten im Meer, konnte man zum arg- und wehrlosen Opfer einer solchen Kreatur werden, jedenfalls der größeren Arten mit spitzen Zähnen, ein Katzenhai war wohl allein aufgrund seiner geringen Länge kaum eine Bedrohung, auch der Riesenhai war ein sanfter, sich von Plankton ernährender Riese. Gut, hatte man es mit einem solchen Tier zu tun, gab es wenige Möglichkeiten der Selbstverteidigung, heftige Abwehrversuche wie etwa, dem "Biest" in die Kiemen zu packen, um es von weiteren Angriffen abzuhalten, barg zweierlei Risiko: Zum einen konnte man nie berechnen, wie man überhaupt an die hinter der mit messerscharfen Zähnen ausgestatteten Schnauze herankommen konnte – zum anderen hätte das Getier in Panik geraten können, was es womöglich dazu veranlasst hätte, im Affekt einen Todesbiss anzubringen – oder ein wichtiges Organ bzw. eine relevante Extremität abzubeißen.

 

Dennoch kam es relativ selten zu tödlich verlaufenden Treffen zwischen Hai und Mensch. Selbst die als besonders aggressiv geltenden Tigerhaie und die berüchtigten "großen Weißen" waren seltene Angreifer von Menschen, häufig gab es Missverständnisse, wenn das Tier im trüben Wasser einen auf seinem Brett entspannt paddelnden Surfer für sein Beutetier Robbe gehalten hatte.

 

In diesem Fall lagen die Fakten anders, hier waren die Kräfte besonders ungleich verteilt – und diesmal zeigten sich einige Menschen von ihrer monströsesten Seite, von Sadismus und Willen zur Gewalt beseelt, die Sau rauslassen wollend, im Begriff, das Zivilisierte hinter sich zu lassen. Sehr unfair: Der Hai konnte sich im seichten Uferwasser kaum bewegen, schnappte weiterhin verzweifelt nach Luft, war in Panik, da seine Kiemen zu weit aus dem Wasser ragten, um, als Fisch, der er war, atmen zu können. Er konnte keinen Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen.

 

Um das völlig außerhalb seiner Umgebung befindliche Meerestier herum tanzten die bösartigen Menschenmonster, üble Kreaturen miesen Charakters, drei beschissene Scheißkerle, die um das hilflose Tier herumtanzten, laut lachten, witzelten und sich regelrecht ihre abgefuckten Schweineärsche darüber zu Schrott kicherten, immer wieder auf das arme Tier loszugehen. Besonders ulkig war das für den Betrachter der Szenerie nicht, denn die Misttypen hatten allesamt scharfe Butterfly-Messer in ihren Arschlochpranken, mit denen sie dem bereits stark blutenden Meerestier immer wieder in den Kopf und diverse Stellen seines Rückens stachen. Wie wilde Indianer um einen Marterpfahl mit angebundenen Feinden, so tanzten die Irren um das ihnen in seiner misslichen Lage ausgelieferte Tier, das sich nicht ins tiefe Wasser zurückbewegen konnte aus dem allzu seichten Ufer-Sand. Immer und immer wieder stachen sie dem Tier in den Kopf, während eine junge Frau von vielleicht 16 Jahren – ebenso hilflos aufgrund ihrer körperlichen Unterlegenheit gegenüber der testosterongeschwängerten Kerle – um diese herumlief, versuchte, sich vor das Tier zu stellen, erfolglos – und infolge dessen wie am Spieß schrie.

 

Es bedurfte weniger Sekunden für HEINER, die Situation zu erfassen und zu handeln. Er begriff recht schnell, was ablief, seine Abscheu gegenüber den mit dunklem, bösartigem Charakter Ausgestatteten steigerte sich binnen weniger Augenblicke ins Unermessliche und blanker Hass stieg in ihm auf. Kein Zögern, kein Zucken seiner Augenbrauen zeigend, zog er blitzartig seine Waffe und richtete das Todesgerät auf die drei verwichsten Mistratten aus der tiefsten Kloake menschlichen Abschaums. "Stopp! Aufhören! Werft die verfickten Messer weg, sonst pump ich euch ein paar Projektile in eure beschissenen Leiber!", brüllte er mit einer tiefgrollenden Stimme, die so manchem Normalmenschen angstvollen Respekt eingeflößt hätte. Nicht so bei diesen drei Pissnelken, jenen verkommenen Wesen menschlicher Art! Während einer von ihnen ein weiteres Mal, provozierend und demonstrativ, sein Messer in eine Stelle in der Kopfmitte des Hais stieß, grinste der zweite nur, während der dritte Feigling und Ehrlose nun angriffslustig mit seinem Messer in Richtung HEINER SLOWINSKY fuchtelte. "Glaubst du, du machst mir Angst mit deiner krassen Wumme, du Hurensohn?", raunte er aggressiv, seiner Körperhaltung zufolge potenziell im Angriffssprung begriffen. Nachdem der erste der drei Scheißkerle, ein braungebrannter, schweißnasser Möchtegern-Gangster mit dunklen, wütend flackernden Hass-Augen, dem armen Hai, der ihn mit seinem scharfen Gebiss leider nicht in Stücke reißen konnte, dem Ozean-Tier zwei weitere Stiche beigebracht hatte, die nun das Hai-Blut in einer Fontäne aus dem Kopf schießen ließ wie das Wasser eines an die Wasseroberfläche tauchenden Wals, wandte sich das menschenartige Monster nun auch HEINER zu. Auch er fuchtelte mit seinem Messer wild in der Luft herum, jetzt bereit, sein Werk abzuschließen und den erfahrenen Ermittler außerhalb dessen Dienstzeit mittels gezielter Messerstiche blutig ins Jenseits zu befördern. Der Dritte im Bunde hatte sich – allem Anschein nach – feige zurückgezogen. Rasch stellte sich jedoch heraus, dass er sich, ebenfalls mit gezücktem Messer, hinterrücks von der anderen Seite dem Manne näherte, der die drei Arschgeigen in ihrem Treiben gestört hatte…

 

HEINER SLOWINSKY schaltete schnell, seine Wahrnehmung und Reflexe waren niemals durch irgendwelche Substanzen oder aufgrund mangelnden Schlafes oder körperlicher Fitness beeinträchtigt. In einer blitzschnellen Bewegung wirbelte er herum und drückte sofort ab. Seine erste Kugel traf den Irren, Hinterfotzigen mitten in die Stirn, die zweite fand dicht darauf im Sekundenbruchteil dessen Herzgegend. Das Stück Scheiße anthropomorpher Form sank sofort stark blutend und tot in den fast weißen Sand des sonnigen Badestrandes, an dem zurzeit jedoch keinerlei Betriebsamkeit war.

 

Die beiden anderen Arschratten hatten ebenfalls keine Chance. Sie entschieden sich falsch, als sie ihn, der ihnen nun nur kurz den Rücken zukehrte, angreifen wollten, sich mit gestreckten Messern auf ihn stürzten. SLOWINSKY drehte sich um, wich mit einem rückwärtigen Satz nach hinten aus, landete mit seinem Gesäß relativ sanft im weichen Sand und drückte ohne weiteres Nachdenken ab. Als meisterhafter Schütze, der auf dem Schießstand stets größtmögliche Effizienz an den Tag legte und womöglich eine Stubenfliege von einem Stecknadelkopf hätte schießen können, traf er die Hauptschlagader des etwas käsigen zweiten Kacktypen, aus der das Blut in einem heftigen Bach austrat. Zwar hielt sich der Mistkerl instinktiv, mit einem entsetzten, ungläubigen Blick ob des Wissens seines nahenden Todes, mit seiner rechten Hand die Stelle am Hals zu, aus der das Blut sprudelte und den Sand dunkelrot besudelte, doch das nutzte ihm auch nichts mehr. HEINER schloss nämlich erneut und zerfetzte mit Kugel Nummer zwei für diesen Kerl dessen wichtige Unterbauch-Organe. Der dritte Kerl konnte sich zunächst ducken, wollte dann fliehen, setzte zum Spurt an – bang! Bang! Bang! Bang! Vier weitere Schüsse schienen die Luft zu zerbersten, trafen allesamt ihr Ziel: ihn. Eine den Hinterkopf, ziemlich mittig, eine seinen rechten Arm, aus dem er im Reflex das Messer fallen ließ, sein Bein – und die letzte durchdrang sein Rückenmark an einer überaus ungünstigen Stelle, die ihm im unwahrscheinlichen Falle eines Überlebens eine lebenslange Querschnittslähmung beschert hätte. Das entsetzte Mädchen von ungefähr 16 Jahren hatte nun aufgehört zu schreien. Keine weiteren Personen waren herbeigeeilt, womöglich hatte aus irgendwelchen nicht näher erfindlichen Gründen niemand etwas gehört – vielleicht war es den wenigen Anwohnern des Strandes, die nicht Touristen waren, auch völlig egal. Sie mischten sich nicht in irgendwelche Angelegenheiten anderer, das machte man einfach nicht, nicht in dieser Stadt, nicht in dieser Gegend, nicht in diesem Land. Es war ohnehin viel zu heiß, es konnte extrem werden im Sommer, an diesem fast weißen Sandstrand, dem romantischen. Die Kleine schien verstört zu sein, womöglich schwer traumatisiert. HEINER rang sich zu einem kurzen, kühlen und äußerst dünnen Lächeln durch, nickte ihr zu, als wolle er sagen "Es ist gut, du kannst nun nach Hause gehen" und setzte an, ihr zu befehlen, mit keiner Menschenseele über dieses Strandgeschehen zu sprechen. Doch davon sah er ab. Er war nicht der Typ, der junge Frauen bedrohte. Mochte sie es erzählen oder nicht, er würde davonkommen, das war immer so. Er war im Recht und vertrat das Recht und setzte sich für die Schwachen ein, beschützte sie vor menschlichen Stücken Scheiße, vor dem Abschaum der Unter- und Verbrecherwelt. Das war immer so gewesen, soweit er zurückdenken wollte – und würde auch immer so sein.

Noch nie allerdings hatte er sich für ein Tier eingesetzt, ihm gegen seine menschlichen Mitgeschöpfe beigestanden, schon gar nicht einem Raubtier wie einem Hai! Dennoch war er froh, geholfen zu haben, verspürte keinerlei Mitleid, keinerlei Gewissensbisse, die drei Schweinekerle getötet zu haben. Schlafen wie ein Baby würde er, wie üblich. Einen gerechten Schlaf, einen eines Mannes, der für Gerechtigkeit sorgte und Ungerechtigkeiten nötigenfalls durch Tötungen bösartiger Kreaturen beseitigte. Die drei Typen waren wertlose Mistmenschen gewesen – in seinen Augen.

 

Grüblerisch guckte er auf das Tier, betrachtete es, wie es im Begriff war, zu verenden. Die Verletzungen waren viel zu schwer, es würde im Meer nicht mehr lange überleben, nur unter entsetzlichen Qualen – und dann von anderen Meerestieren, womöglich anderen Hai-Arten, in Stücke gerissen und verspeist werden. Das sich in Agonie windende Tier weckte sein Mitleid, so wie es immer gewesen war bei Opfern übler Verbrechen, die er zu trösten versuchte, derweil er niemals Verständnis für Verbrecher hatte, ganz gleich, welch "schwere Kindheit" oder welche auch immer wie auch immer gearteten "Demütigungen" sie als Ausreden für ihre oft bestialischen Taten voll hochkrimineller Energie beibrachten.

Wenn er ein Mensch war, und das war er ja, müsste er ein paar weitere Kugeln abfeuern und das Tier von seinem Leid erlösen.

Seine Waffe hatte ein 12er-Magazin, nach den acht Schüssen auf die Abgefuckten, die im Umkreis um den schwerverletzten Hai verbluteten oder schon rasch verblutet waren, noch vier Kugeln.

 

Er näherte sich dem Kopf des Tieres, versuchte, die raue Haut vorn zu streicheln, um das Tier zu beruhigen – und drückte ab. Drei weitere Projektile verschoss er, versuchte, die entscheidenden Teile des Kopfes zu treffen, um das Leiden ein für alle Male fix zu beenden. Das arme Tier sank nun endgültig nieder, sein Zucken hörte jäh auf, erhebliche Mengen Blutes flossen in alle Richtungen, färbten das Uferwasser rot, das jetzt, aufgrund einsetzender Ebbe, weiter zurückwich, sodass nur noch feuchter, roter Sand zurückblieb.

 

Es würde natürlich eine Untersuchung geben. HEINER wusste nicht, wie das ganze Szenario formaljuristisch zu bewerten wäre, er war ja kein Anwalt oder sowas. Ein klarer Fall von Nothilfe, kombiniert mit Notwehr, schließlich hatten die drei Höllenkerle ihn angegriffen und waren bereit gewesen, ihn mit ihren Messern womöglich tödlich zu verletzen, zudem musste er dafür sorgen, dass sie von ihrem tierquälerischen Verhalten abließen, da sie sich als Mistkerle, die sie zeitlebens gewesen waren, nicht von seiner drahtig-muskulös-maskulinen Erscheinung hatten einschüchtern lassen. Ihres Lebens dümmster und tödlichster Fehler. Es waren eben üble Kriminelle gewesen, womöglich solche Abschaum-Nachwuchsgangster der Banden, die diese Stadt mit ihrem organisierten Verbrechen und Gewaltakten terrorisierten. Kein rechtschaffener Bürger auf der ständigen Hut vor Bandenmitgliedern würde ihnen tränenreich – "Lacrimosa", HEINERs Lieblingsstück klassischer Musik nach, um sie weinen. Im Gegenteil würde man froh sein, dank dieses Blutbads am schönen Strand, von drei dieser Bastarde befreit zu sein. Drei Arschgesichter weniger im Kriminellen-Klub, wenn man so wollte. Ihm tat nur dieser arme Tatortreiniger leid, der nüchterne aber wackere "SCHOTTY", der HEIKO, den er ganz gut kannte, würde die ganze Sauerei beseitigen müssen, was er mit meist stoischer Miene tun würde. Was mit den sterblichen Überresten des Hais passieren würde, machte HEINER kurzes Kopfzerbrechen: Nicht, dass man das Meerestier doch wieder dem Ozean überließe – und sich doch noch tierische Meeresbewohner, dann am Aas, zu schaffen machten! Vielleicht konnte er irgendwie dafür sorgen, dass "SCHOTTY" die Tierleiche zur Tierverwertung bringen würde. Dann könnte man dort das Tier weidmännisch aufbrechen und irgendwelchen Touristen als "Haifischsuppe" oder sowas kredenzen.

 

Nein! Fuck, niemals! Dann würden Menschen das Tier verspeisen, was SLOWINSKY ebenso barbarisch und würdelos erschiene wie ein Schicksal des Tierkorpus als Aas im Meer.

So seltsam es klingen durfte: Er musste HEIKO, den guten "SCHOTTY" also, bitten, so bizarr es auch klang, für ein Begräbnis zu sorgen, vielleicht gegen ein wenig Kleingeld. Ein paar knisternde Scheinchen konnten allerdings mehr bringen als klingende Münze, soviel war klar. Auf irgendeinem Friedhof – einem Tierfriedhof vielleicht? – konnte man das Tier doch wohl beerdigen, fand er. Zunächst musste er seinen Chef anrufen, Oberkommissar EBERHARD TANNER, der ihm schon so häufig aus der Patsche geholfen hatte und schützend seine Hand über den mitunter etwas ruppig agierenden Ermittler hielt. Schon unzählige Male hatte er HEINER SLOWINSKY vor einem Disziplinarverfahren, Dienstbeschwerden und Zivilklagen bewahrt, immer wieder Wege gefunden, HEINERs Aktionen und Verhaltensweisen zu rechtfertigen oder entschuldigen. Ein solcher Freund ist mehr als einer, er ist Goldes wert! Nervös wählte er die Nummer, per Kurzwahltaste auf der 2 im Smartphone, die 1 gehörte seiner Freundin. Vielleicht konnte er auch was mit "SCHOTTY" deichseln, was die Beseitigung und Beerdigung der Hai-Leiche betraf. Andererseits würde die Spusi den Tatort zuvor untersuchen wollen. Wie sollte er die differenten Interessen zusammenbringen? Ach was, ihm würde schon etwas einfallen! Das war immer der Fall!

 

Es tutete, nach kurzer Zeit ging TANNER dran. Er sprach HEINER gleich mit dessen Namen an, nachdem er die Nummer auf dem Display sah. Mit müder, spröder Stimme eines desillusionierten Alt-Kommissars, die fast schon einen HANS-BÄRLACH-artigen Touch vermeintlichen Phlegmas und lahmer Schlurfigkeit aufwies, fragte er, in Erwartung eines echten Story-Hammers: "Oh HEINER, was haste denn nu' schon wieder anjestellt?"













(21.11.2022)(C) 2023, Knorke Sharkhood 


Stulle: Eine verspätete Ergänzung, die Du bitte noch einfügst...

Knorke: Selbstverständlich gern. Das Transkript unserer Unterhaltung liegt ja, wie immer, vor.

Stulle: Die Geschichte ist echt krass, bizarr - und von einer fragwürdigen Moral.

Knorke: Das soll jeder Leser für sich entscheiden.

Stulle: Was ich sagen wollte: Die Handlung kommt mir bekannt vor - ist das nicht ein wahres Ereignis
irgendwo gewesen? Also geradeheraus: Wie bist Du auf diesen merkwürdigen Fall gekommen? Und
wieso kommen darin Personen aus bekannten TV-Serien vor?

Knorke: Es ist Dir also aufgefallen! Ja, ich hatte Herrn "Schotty" Schotte, Hauptfigur aus DER
TATORTREINIGER (NDR), mit eingebaut. Die Idee kam mir erst sehr viel später als kleines Augenzwinkern.
Ebenso wie das mit EBERHARD TANNER, eine Mischung aus CHRISTIAN TANNER und EBERHARD FEIK.
Herr TANNER war ja der korrekte Sidekick für SCHIMANSKI, damals, zu TATORT-Zeiten. Später, in der
eigenen SCHIMANSKI-Serie, waren es andere Nebenfiguren. Auch wechselnde... Ja, das sollte einfach
lustig sein - oder zumindest heiter. Irgendwie...

Stulle: Seufz! Du wolltest mir doch erklären, woher Du das mit dem Hai hast, mit den Stichen und so?!

Knorke: Exakt, das war es. Also, das war so: Ich schaue ab und zu VOX, einen Privatsender, der...

Stulle: Kennen wir alle. Weiter!

Knorke: Bei meinem TV-Gerät ist das aus irgendwelchen Gründen so eingestellt, dass das Programm
oftmals für etwa 1-2 Sekunden ausfällt, ehe sich der Bildschirm wieder lädt - und dann sind da Video-
Hinweise, eine Art "Links". Wenn man auf die grüne Taste der Fernbedienung klickt, kriegt man diese
dann zu sehen. Es handelt sich um sehr boulevardeske Videos, häufig zu Prominenten oder
"Prominenten", skurrilen Typen und Leuten, die verrückte Sachen gemacht haben und/oder dann
daraufhin verrückte Unfälle hatten, etwa knapp mit dem Leben davongekommen sind. Das Video, das ich,
vermutlich einige Tage vor dem Datum, das ich für die Kurzgeschichte angegeben habe, neugierig wie ich
bin, anklickte (per grüner Taste), war ein eher ernstes. In irgendeinem südlichen Land, wo es warm ist und
wo Haie im tieferen Wasser schwimmen (können), gingen 2-3 Typen, so miese Kerle, immer wieder auf
einen hilflos im Ufersand, im seichten Wasser gestrandeten Hai herum. Vermutlich war es eine Art Riffhai,
kein weißer, kein Tigerhai, soweit ich weiß, eine dieser oft an Riffen schwimmenden Arten. Der war wohl
bei der Flut dorthin geschwemmt worden und nicht rechtzeitig bei Ebbe wieder zurückgelangt. So war er,
fast außerhalb seines Elements, hilflos. Absolut hilflos. Und auch wenn es sich um ein von mir eher
gefürchtetes als geschätztes Raubtier handelt, war das, was ich da in dem Kurzvideo sah, unfassbar: Drei
Männer der untersten Abschaumkiste, die sich einen makabren Scherz daraus machten, immer wieder -
unablässig - auf den Hai-Kopf einzustechen! Das Tier wurde dabei wohl schwerverletzt - und hätte im
Meer keine Überlebenschance, zum einen aufgrund der massiven Kopf- und womöglich Hirnverletzungen,
zum anderen wegen des gravierenden Blutverlusts, der wiederum andere Raubfische, eventuell andere
Haie anlockt. Ob da eine junge Frau um die Männer herumrannte und versuchte, sie von ihrer Tat
abzuhalten, weiß ich nicht mehr. Es ist etwas her. Und es war kurz. Schockierend, was manche Menschen
Tieren antun, wenn diese nicht mehr wehrhaft sind! Solch ein feiger Akt! Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob
die Kerle für ihre Tat bestraft wurden oder davonkamen. In MEINER Geschichte NICHT! Dort mussten sie
selbst für ihre Tat sterben und der Hai nicht mehr leiden, da man ihn mehrfach erschießen musste, um
seine Agonie zu beenden. Es ist eine hässliche Geschichte - aber eine, die aus meiner Sicht, etwas
Gerechtigkeit stiftet.

Stulle: Aber gleich drei Menschenleben für ein Tierleben?

Knorke: Es ist nicht leicht, ich weiß. Moralisch zu urteilen, fällt mitunter schwer. Wer sowas tut, wer dies
Menschen oder Tieren antut, hat für mich durchaus verdient, einen Reiz gesetzt zu bekommen. Das muss
nicht sein Tod sein, aber: empfindliche Strafen. Hier hat es ein Ermittler der Polizei selbst in die Hand
genommen.

Stulle: Aber dass er davonkommen soll...

Knorke: Diesen Punkt lasse ich doch bewusst offen! Wer weiß, ob Herr TANNER seinem Freund DIESMAL
aus der Patsche helfen kann! Immerhin hat er dem dritten Schweinehund, der zu fliehen versuchte, von
hinten in den Schädel geschossen, das ist schon mehr als Nothilfe und Notwehr. Aber das zu
beurteilen...nein, das obliegt mir nicht. Wie gesagt: Es bleibt offen.

Stulle: Würdest Du denn dafür PLÄDIEREN, dass er davonkommt?

Knorke: Durchaus...Man muss sehen. Man muss sehen...
Karl-Konrad Knooshood, Anmerkung zur Geschichte

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